"Car-Infotainment" Mit Ice Age & Mario Party auf der Überholspur

Von Katja Eden
Ja, es stimmt: Kinder nerven. Vor allem auf der Autobahn. Quengeln, Prügeln und dann Pipi-Pause. Ein Glück, dass man den Nachwuchs mit der richtigen Elektronik ruhig stellen kann.

Mit meinen Töchtern längere Autofahrten unternehmen? Vergessen Sie`s! Nach fünf Minuten beginnt die Quälerei - trotz größter pädagogischer Anstrengungen ("Ich sehe was, was du nicht siehst", Teekesselchen, Auto-Nummernschilder suchen, Automarken bestimmen, selbst ausgeklügelte Quizfragen) und dem festen Entschluss: "Diesmal lässt du dich nicht aus der Ruhe bringen, bleibst entspannt, freundlich, liebevoll und gelassen!" Hehre Ansätze, die schon nach wenigen Kilometern über Bord beziehungsweise aus dem fahrbaren Untersatz geworfen werden. Wir sind noch nicht ganz aus der Stadt heraus, da geht es denn auch schon los: "Ich hab Hunger! Ich hab Durst! Ich muss mal!" Selbstredend nicht alle gleichzeitig, sondern immer nacheinander. Und die schlimmste Frage von allen, die bei längeren Fahrten im steten Viertelstunden-Rhythmus wiederkehrt: "Mama, wie lange noch?"

Klar, ich habe ja vollstes Verständnis für den Nachwuchs. Da sitzen sie nun "eingesperrt" in oder auf den Kindersitzen, bewaffnet mit Nintendo DS lite, Barbie-Puppen, MP3-Player (der natürlich schon bald den Geist aufgibt, weil das Muttertier vergessen hat, neue Batterien zu kaufen) und Handys. Da piepst's und klingelt's, da wird geflucht und gejubelt - oder gejammert, weil Mutter eben nicht sofort die Hände vom Steuer nimmt, um der Barbie das Brautkleid anzuziehen. So geht es auf und über die Autobahnen, von Rastplatz zu Parkplatz. Zur allgemeinen, wenn auch nur flüchtigen Beruhigung werden nacheinander Bibi Blocksberg-CDs und Bravo-Hits eingelegt (wir sind ja so basisdemokratisch und jede darf mal einen Wunsch äußern). Mit mütterlicher Großzügigkeit schaue ich über Krümel, Saftflecken und Bananenschalen hinweg, nur damit die lieben Kleinen (grrr!), mir nicht den letzten Nerv rauben und ich mich wenigstens zu 80 Prozent auf den Verkehr konzentrieren kann.

Entspannung für Fondpassagiere

"Ach, wäre es nicht schön", kommt da wohl so manche geplagte Mutter, mancher Vater ins Sinnieren, "wenn es etwas gäbe, was die Kinder vollkommen in den Bann zieht und sie wenigstens für eine Weile ruhig stellt?" Des Rätsels Lösung ist ebenso einfach wie genial: Was bei jedem Langstreckenflug gang und gäbe ist, funktioniert auch im Tiefflug über Autobahnen, Landstraßen oder im nervigen Stop-and-Go von verstopften Großstädten: DVDs gucken, und die langweilige Fahrt rauscht im Zeitraffer vorbei. Das Zauberwort für die "geplagten" Eltern temperamentvoller Kinder heißt: Multi-Media-System oder Neudeutsch: Car-Infotainment. Was verbirgt sich dahinter? Entspannung pur für die Fondpassagiere - und Freude am Fahren für den Piloten. Denn mit "Schneewittchen", "Ice Age" oder "Der Pferdeflüsterer" an Bord sowie der vielfältigen Auswahl an Spielen für die tragbare Spielekonsole macht urplötzlich auch die längste Urlaubsreise wieder Spaß. Soviel, dass die lieben Kleinen Hunger, Durst, Toilettendrang und sogar SMS-Tausch vergessen und sogar noch nach dem Erreichen des Zielorts erst einmal ihr Spiel beenden oder den Film bis zum Schluss ansehen müssen.

Klar, wirklich pädagogisch wertvoll ist das natürlich nicht, aber ehrlich: Es schont die Nerven ungemein. Alle bekommen das, was sie wollen, denn den Ton zum Film oder Spiel gibt's über Kopfhörer, und die Menschen in der ersten Reihe können Musik oder Hörbuch hören, sich mal wieder entspannt miteinander unterhalten oder einfach nur die Ruhe genießen. Diese Sonderausstattungen sind mittlerweile bei fast allen Automarken erhältlich. Zu diesen Paketen gehören hochauflösende, tageslichtfähige Bildschirme verschiedener Größen, die zumeist in den Kopfstützen der ersten Reihe untergebracht sind. Der Recorder selbst ist irgendwo leicht erreichbar an Bord untergebracht. Über eine Fernbedienung wird das System angesteuert. Oft sitzt in der Mittelkonsole zwischen den vorderen Sitzen die zentrale Systemkonsole, die als erweiterbare Schnittstelle den Anschluss verschiedener Anwendungen wie Spielekonsole, Kopfhörer, Fernsehen, USB-Sticks und vieles mehr ermöglicht. Voila, das war's auch schon!

Autofahren kann auch mit einer Rasselbande ein Vergnügen sein

Wer seinen Wagen nachträglich multimedial aufrüsten will, findet auf dem boomenden Markt ein breit gefächertes und oft auch finanziell sehr ansprechendes Angebot, das vom einfachen portablen System bis hin zum ausgeklügelten und perfekt im Armaturenträger oder in der Kopfstütze einbaubaren Bildschirm plus DVD-Gerät, Ton-Surround-System und separaten Hochleistungsverstärker reicht. Viele Autobesitzer entscheiden sich gerne für die so genannten Stand-alone-Systeme, die unabhängig von der vorhandenen Audio-Anlage arbeiten. Ob nun die fest installierte oder die tragbare Variante - der Selbstversuch mit meinen Töchtern hat es mir wieder mal bewiesen: Autofahren kann tatsächlich auch mit meiner quirligen Rasselbande ein Vergnügen sein. Vorausgesetzt, die Kinder können sich über Film oder Spiel einigen, und die Fahrt dauert lange genug.