Ein Abend, an dessen Ende Pep Guardiola kaum einen Blick auf sich zieht, kann nicht gut gelaufen sein für den FC Bayern. Gut, natürlich war es nicht so, dass sich nach dem Ausscheiden im DFB-Pokal-Halbfinale, nach dem erneuten Ende aller Triple-Träume, keiner für Guardiola interessiert hätte, dass ihn keiner nach seiner Meinung zum Spiel gefragt hätte.
Aber doch: Ganz am Ende des Abends, so um viertel vor eins in den Katakomben der Allianz Arena, da schlich der Supersuper-Trainer Guardiola mit seiner Frau und seinen Kindern durch die Gänge und die Medienvertreter bekamen es gar nicht mehr mit. Denn auf der anderen Seite des Raumes quetschte sich gerade ein bestens gelaunter Jürgen Klopp durch die versammelten Journalisten. Er lachte und scherzte und wollte schnell zum Mannschaftsbus. Weiterfeiern.
Guardiola pfeifft fröhlich nach der Niederlage
Dass Klopp feiern wollte, erstaunte nicht weiter. Was aber überraschte: Der Mann am anderen Ende des Raumes wirkte ebenfalls nicht unzufrieden. Als Pep Guardiola das erste Mal an den Medienvertretern vorbei lief, pfiff er sogar fröhlich. Der Triple-Traum platzte und Guardiola hatte keine schlechte Laune? Es muss wahrlich ein sehr spezieller Abend gewesen sein.
Und in der Tat war er außergewöhnlich. Das zeigte sich auch an den Reaktionen der Verantwortlichen. Die Bayern schieden aus und Guardiola und Co. gaben sich milde wie selten. Auf der Pressekonferenz sagte der Trainer: "Wir haben alles getan, damit bin ich sehr zufrieden. Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft." Und in der Tat war es lange Zeit überragend, was die Münchner auf dem Rasen boten: Der FC Bayern spielte den BVB 60 Minuten lang an die Wand, Dortmund kam nicht in die Zweikämpfe, Thiago, Lahm und Alonso spielten sich die Bälle in bester Tiki-Taka-Manier zu. Ein kleines Übersteiger-Kunststück hier, eine doppelter Doppelpass dort.
Der BVB verließ sich auf sein Glück und Mitch Langerack. Ohne die beiden hätte es wohl längst 2:0 gestanden. Glück hatten die Dortmunder vor allem, weil Müller und Lewandowski ihre großen Chancen nach der Pause nicht nutzten, um das 2:0 nachzulegen. Und weil Schiedsrichter Gagelmann nach einem klaren Schmelzer-Handspiel keinen Elfmeter gab.
FC Bayern im Tiki-Taka-Nirwana
Doch der FC Bayern trat den Beweis an, dass es von der totalen Dominanz nicht immer weit ist bis ins Tiki-Taka-Nirwana. Das Spiel der Bayern bekam ausgerechnet dann einen Knacks, als Pep Guardiola zum fulminanten Überholmanöver ansetzen wollte und Arjen Robben für Thiago brachte.
Durch diesen zum (emotionalen) Höhepunkt der eigenen Dominanz auserkorenen Wechsel der Superstars gerieten die Münchner ins Schlittern. Denn damit einher ging eine Systemumstellung. Und plötzlich funktionierte kaum mehr etwas beim Rekordmeister. Viele Bälle landeten bei den Borussen, die natürlich ihre Chance erkannten und endlich ins Gegenpressing kamen. Das Ende ist bekannt. Arjen Robben überstand keine 15 Minuten auf dem Rasen, nach seiner Bauchmuskelverletzung plagt ihn jetzt die Wade. Wie lange er ausfallen wird, ist unklar. Zu gerne würde man jedenfalls wissen, was Müller-Wohlfahrt daheim vor dem Fernseher dachte, als Robben vom Feld humpelte.
Rummenigge: "Nicht optimal gelöst"
Dass der Abend vollends auf dem bayrischen Hosenboden von Lahm und Alonso landete, lag dann vor allem am eigenen Unvermögen – und erneut am Pech. Bei den Münchnern kurbelte zwar Bastian Schweinsteiger nach seiner Einwechslung unermüdlich an. Allein: Die Großchancen landeten alle in Langeracks Armen oder neben dem Tor.
Und die Elfmeter? Nun ja. Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge kopierte nach Spielschluss Guardiolas Taktik, lobte das Team und diktierte kleinlaut in die Mikros: "Das ist einfach Pech. In Leverkusen gehen alle rein – und jetzt eben das. Aber klar: Im Elfmeterschießen haben wir das nicht optimal gelöst." Es muss wahrlich ein besonderer Abend gewesen sein. So nett hat ein Bayern-Boss schließlich noch nie das eigene Ausscheiden in einem Halbfinale kommentiert.