Altfahrzeuge Geldgrab Rostlaube

Schlechte Zeiten für alte Wagen: Sie schädigen die Umwelt, bieten weniger Sicherheit und machen nichts her. Obendrein belasten sie die Haushaltskasse häufig mehr als neue Modelle. Berechnungen der Dekra beweisen: Alt macht arm.

Fahrer alter Wagen hatten es noch nie leicht. Für die mitleidigen Blicke von Nachbarn und Kollegen brauchte man schon immer ein dickes Fell. Wer kann in einer Status versessenen Gesellschaft schon erwarten, mit einem Modell mit einem Restwert von etwa 4000 Euro punkten zu können? Nach zehn Jahren Fahrdienst ist der erste Glanz nun mal weg. Dafür ließ sich der Verzicht aufs Heilige Blechle immerhin schön reden. So konnten Intellektuelle mit Rostlaube den Nimbus eines alternativen Lebensstils für sich und ihren VW Bully verbuchen.

Betrachtung der Gesamtkosten

Leider bedeutet heute "alt" häufig "umweltschädlich", eine Erkenntnis, die sich auch im breiten Publikum breit macht. Strafsteuern und Innenstadtfahrverbote machen den Besitzern alter Wagen überdies gnadenlos klar, dass "alt" politisch unkorrekt und keineswegs ökologisch ist. Aber es kommt noch dicker: Tatsächlich spart man kaum Geld mit einem alten Wagen, häufig legt man im Vergleich zum jungen Gebrauchten drauf und manchmal kommt sogar ein Neuwagen günstiger. Eine Kostenanalyse der Dekra entzaubert den Mythos vom günstigen Gebrauchtwagen gründlich. Natürlich sind die Anschaffungskosten bei Neuen höher als bei uralten Modellen. Die Dekra berücksichtigt neben den Fixkosten wie Anschaffung und Versicherung auch die Kosten für Kraftstoff, Reparatur und Pflege. Ausgegangen wurde von einer Nutzungsdauer von vier Jahren und gefahrenen 15.600 Kilometer pro Jahr. Für Halter reiner Garagenfahrzeuge, die nur bei besonderen Gelegenheiten bewegt werden, gelten die Ergebnisse also nicht, dafür aber für alle Normalfahrer, die ihren Wagen im Alltag benutzen.

Teurer, als das Finanzamt erlaubt

Die Zahlen offenbaren zunächst eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. Für 30 Cent, wie es das Finanzamt für abhängige Beschäftigte vorsieht, lässt sich kein Fahrzeug bewegen. Nach den Berechnungen der Dekra verbraucht selbst ein acht Jahre alter Kleinwagen 47,87 Cent pro Kilometer, ein junger Gebrauchter im Alter von vier Jahren dagegen nur 43,91 Cent. In einem Jahr spart man mit dem jungen Gebrauchten immerhin 618,28 Euro. Ein kleiner Neuwagen läuft für 46,12 Cent/km – das sind zweieinhalb Cent weniger als das acht Jahre alte Fahrzeug.

Neuwagen meist billiger

In der volumenstarken Kompaktklasse sieht es ähnlich aus. Hier liegen die Kosten pro Kilometer eines jungen Gebrauchten bei 49,24 Cent, für ein Altfahrzeug müssen dagegen 50,62 Cent berappt werden. Also kostet der Alte 215,28 Euro im Jahr mehr. Ein neuer Golf oder Peugeot 308 kommt auf 54,27 Cent/km. Das Vergnügen, einen Neuwagen zu fahren, führt damit zu Mehrausgaben von monatlich 47,49 Euro gegenüber einem Altfahrzeug. Bei den Vans erweisen sich junge Gebrauchte mit 56,11 Cent/km als kostengünstig. Für ältere Fahrzeuge müssen 59,44 Cent/km bezahlt werden. Hier sind die Neuen relativ teuer, sie kosten 67,01 Cent/km.

Ab Mittelklasse wird es teuer

Erst in Mittelklasse und oberer Mittelklasse kehren sich die Verhältnisse generell um, weil der hohe Anschaffungspreis und entsprechende Wertverluste hier durchschlagen. In der Mittelklasse sind die älteren Fahrzeuge mit Kilometerkosten von 57,59 Cent die günstigste Wahl. Für junge Gebrauchte müssen 59,30 Cent/km berappt werden. Sie sind also kaum teurer. Für einen Neuwagen werden immerhin 67,72 Cent/km fällig, das entspricht einem monatlichen Aufpreis von 109,46 Euro. Auch Halter von oberen Mittelklässlern fahren mit alten Fahrzeugen am günstigsten. Die Kilometerkosten betragen 72,80 Cent gegenüber 77,16 Cent für junge Gebrauchte. Neufahrzeuge kosten 89,01 Cent je gefahrenem Kilometer, gegenüber einem alten Fahrzeug entspricht das einem monatlichen Mehrpreis von 210,73 Euro.

Geringe Aufschläge

110 oder 210 Euro Zuschlag im Monat – das hört sich gewaltig an. Im Falle der normalen Mittelklasse sind das jedoch weniger als zwanzig Prozent Mehrkosten. Dafür fährt man dann entweder einen funkelnageneuen Passat Variant oder eben ein sehr betagtes Modell. Stellt man entsprechende Fahrzeuge nebeneinander, würde fast jeder mit höheren Zuschlägen für das Neufahrzeug rechnen. Nicht berücksichtigt in dieser Kalkulation ist, dass die Wagen nicht einfach älter werden, sondern dass neue Generationen fast immer ein Plus an Größe, Leistung, Sicherheit und Ausstattung mitbringen - man also deutlich mehr "Auto" fürs Geld erhält.

Besser klein und neu

Richtig sparen kann der Kunde, wenn er nicht Alt-Klasse mit Neu-Klasse vergleicht, sondern bereit ist formal "downzugraden". Also, wenn man sich für einen neuen Audi A4 anstelle eines zehn Jahre alten A6 entscheidet oder die neue C-Klasse einer alten E-Klasse vorzieht. Das muss nicht Verzicht bedeuten, wie jeder schon nach einer Sitzprobe beim Händler bestätigen wird. Und selbst im "Butter und Brot"-Segment kann man sich vielleicht im neuen Polo wohler fühlen als im alten Golf. Das Halten eines Altwagens basiert in vielen Fällen auf einer Milchmädchenrechnung. Bei einer ökonomisch sinnvollen Kaufentscheidung müssen weitere Faktoren berücksichtigt werden. Zum einen wirken sich verkaufsfördernde Maßnahmen der Hersteller wie Niedrigzinsangebote und Rabatte entsprechend aus. Beim Neukauf kommt der Restwertschätzung entscheidende Bedeutung zu. Nur wertstabile Modelle rechnen sich wirklich. Und was wertstabil ist, kann sich selbst in einer Baureihe gewaltig unterscheiden. Eine familientaugliche sparsame Standardmotorisierung bringt gebraucht fast immer mehr, als die aufsehenerregende Sportversion.

Kra/mid