Der Sportwagenbauer Porsche muss seine Modellreihen nicht verstecken, historische wie aktuelle. Die Stuttgarter haben viele sehenswerte Autos im Programm – und das nicht erst seit gestern. Aus der traditionsreichen Flitzerzschmiede in Zuffenhausen kommen seit über 60 Jahren luxuriöse und prestigeträchtige Fahrzeuge. Da ist es verwunderlich, dass Porsche kein eigenes Museum hat, in dem die Baureihen entsprechendes Rampenlicht genießen können. Machen es doch die anderen deutschen Hersteller vor. Audi, BMW und Mercedes feiern sich selbst und ihre Ingenieurskünste in atemberaubenden Bauwerken. In München etwa sollen Interessierte in einem denkmalgeschützten Rundbau von den Fertigkeiten von BMW überzeugt werden. Auch das Mercedes-Museum in Stuttgart sieht nicht wirklich wie ein normales Gebäude aus. Drei endlos in sich selbst zurückkehrende Schlaufen prägen die Außenoptik und auch innen schlängeln sich die Gänge in einander.
Porsche zieht jetzt nach. Nach einigen Verzögerungen beim Bau – eigentlich sollte die Party zum 60-jährigen Firmenjubiläum vergangenes Jahr bereits im Porsche-Museum steigen – öffnet der Neubau am 31.Januar 2009 die Pforten für geschichtsbegeisterte Autonarren und solche, die es noch werden wollen. Auf mehreren Ebenen kann man hier die chronologische Firmengeschichte der Sportwagenschmiede nach verfolgen oder einfach nur historische Fahrzeuge besichtigen. Das Museum bietet das komplette Baureihenspektrum von Porsche, vom Seriensportwagen über Rennwagen bis hin zu limitierten Sonderanfertigungen. Auch ein Nachbau des Porsche Typ 64, besser bekannt als Berlin-Rom-Wagen, ist im Sortiment vertreten.
Freunde der Automechanik sollten bei einem Besuch im neuen Porsche-Tempel vollends auf ihre Kosten kommen. Dort kann man den Porsche-Schraubern in einer gläsernen Werkstatt dabei zusehen, wie sie die Raritäten fahrbereit machen. Damit die Fahrzeuge nicht aus Altersschwäche den Geist aufgeben, werden sie bei Oldtimertreffen und historischen Rennveranstaltungen auf Trapp gehalten.
Eigentlich galt der Bau unter vielen Experten als unmöglich, hatten sich die Stuttgarter doch für das spektakulärste Modell unter den Vorschlägen der um den Auftrag werbenden Architekturfirmen entschieden. Die 140 Meter lange und 70 Meter breite Konstruktion, die stolze 35.000 Tonnen auf die Waage bringt, wird von lediglich drei Säulen getragen. Diese sind zusätzlich zu der starken Belastung von oben nicht massiv, sondern bieten Platz für Lastenaufzüge und Besucherrolltreppen. Es besteht aber wohl keine Gefahr, dass die 5600 Quadratmeter Ausstellungsfläche herabstürzen und die Säulen unter sich begraben. Bei der Menge an Geld, die in das schwebend wirkende Bauwerk investiert wurde, sollte ein hoher Qualitätstandart gewährleistet sein. Rund 50 Millionen Euro hatte man in Zuffenhausen für die Fertigstellung des Museums eingeplant, am Ende wurde es doppelt so viel.
Gerade in Zeiten der Finanzkrise, die die Autobranche so stark getroffen hat wie sonst kaum eine Industrie, werden kritische Stimmen fragen, woher Porsche das Geld für so einen Bauwerk nimmt. Im Endeffekt wird schließlich nur in Selbstbeweihräucherung und Markenpflege investiert. Der Bau wurde jedoch bereits Mitte 2004 beschlossen und im Herbst 2005 bekam das österreichische Architekturbüro Delugan Meissl den Zuschlag für das Projekt. Da hätte man in Zuffenhausen schon einen Blick in die Kristallkugel wagen müssen, um die Finanzkrise und ihre verheerenden Folgen für den Autoabsatz vorauszusehen.
Außerdem verdient man bei Porsche spätestens seit Wendelin Wiedeking, dem aktuellen Vorstandschef, der den Sportwagenbauer nach Amtsantritt aus den roten Zahlen holte, gutes Geld. Nach eigenen Angaben ist Porsche der profitabelste Autobauer der Welt und das klingt durchaus realistisch. Bei einem Blick auf die Preise der einzelnen Baureihen muss man kein Genie in Mathe sein, um sich die immensen Gewinnspannen der Zuffenhausener auszumalen. So wird auch mit vergleichsweise relativ geringen Produktionsvolumina reichlich Geld gescheffelt. Daher können die Schwaben es sich durchaus leisten, 100 Millionen Euro in die Pflege der eigenen Geschichte zu investieren. Nun haben die Porsche-Modelle eine geeignete Plattform, auf der sie sich präsentieren können, sie müssen sich schließlich nicht verstecken.