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Statussymbole iPhone überholt Auto

Die Liebe zum Automobil schwindet zusehends. Eine Studie hat herausgefunden, dass ein iPhone heute mehr Status einbringt als ein Mittelklassewagen.
Von Gernot Kramper

Angeben mit dem Auto? Das war einmal, zumindest wenn man der Studie der Unternehmensberatung Progenium glaubt. Für Autofans hat die Untersuchung, die auf der Befragung von mehr als 1000 Autobesitzern beruht, eine Menge unangenehmer Überraschungen parat. Der Statuswert eines Opel soll demnach nur auf dem einer Waschmaschine liegen.

Die Umfrage bringt es zutage: ein iPhone, ein Seychellen-Urlaub und gute Kleidung sollen eher den Status mehren als der Kauf eines Autos. "Insbesondere Frauen, Großstädter, Westdeutsche und die kaufkräftigen älteren Generationen verspüren heute weniger den Drang mit dem Autokauf ein soziales Zeichen zu setzen", so die Studie.

Umorientierung der Werte

Das Auto auf dem Abstellgleis? So sieht es Michael Mandat, Chef von Progenium, nicht. "Das Auto wird ein Statusobjekt bleiben. Die Frage ist nur, wie sich die Automarken in der veränderten Wertelandschaft aufstellen. Sie müssen Werte vermitteln, die in den Zeitgeist passen."

Da habe sich viel verändert. Der Widerstand der Befragten richtet sich gegen die automobilen Leitbilder der Vergangenheit. "Das klassische Protzauto - möglichst groß, viel PS und laut - hat heute ausgedient. Tatsächlich schaut man eher auf die ökologische Bilanz." Das Wunschauto ist nicht das Traumauto von gestern. Es kann kleiner sein, es muss dabei nicht unkomfortabel sein. Das Thema Ökologie ist jedenfalls beim Verbraucher angekommen. "Wir haben einen starken Trend zur Green Economy. Dem wird auch Rechnung getragen, durch kleinere Fahrzeuge und niedrigeren Verbrauch."

Darüber hinaus hat sich die Gesellschaft an Allgegenwart des Autos gewöhnt. "Hier wirkt ein Gewöhnungseffekt, das dämpft die Emotionen. Die Hersteller versuchen daher die Kunden mit immer neuen Nischenfahrzeugen anzusprechen. Das macht den Markt für den Kunden allerdings auch unübersichtlich und führt zu Unbehagen." Das große "Hallo!, das ein neuer Wagen in den 50er und 60er Jahren hervorgerufen hat, ist Vergangenheit.

Trend zum Cocooning

Aktuell wird die Stimmung auch durch die Nachwirkungen der Finanzkrise beeinflusst. "Die Krise hat auch die Besserverdiener erschüttert. "Verantwortungslosigkeit" und "Gier" haben einen Dämpfer erhalten, gestärkt wurden Marken und Werten, die ein typisches Understatement ausdrücken. In der Krise geht man immer mehr ins Cocooning. Das hat mit Rückzug und Sicherheit zu tun, außerdem dringt Konsum, der im Privaten stattfindet, nicht nach außen." Von dieser Entwicklung profitieren Investitionen in Haus und Wohnung, beim Auto darf es dann auch ein bescheideneres Modell sein.

Die Anschaffung eines Mercedes ist laut Umfrage heute weniger imageträchtig als der Kauf eines Tickets für das WM-Finale. Man muss nicht spekulieren, um solche Ergebnisse zu relativieren. Vor die Wahl gestellt, würden sich die meisten Befragten doch eher für einen neuen Mercedes entscheiden, als für ein Fußballticket. In der Umfrage wurden nicht allein die Fahrer eines nagelneuen 5er BMW befragt. Autobesitzer zu sein, bedeutet im statistischen Durchschnitt, dass der Befragte einen etwa zehn Jahre alten Golf durch die Gegend kutschiert. Der durchschnittliche Restwert der Privatflotte dürfte bei etwa 5000 Euro liegen. Kein Wunder, dass bei diesen Fahrzeugen eher auf den Nutzwert geschaut wird. Zu etwas anderem taugen sie nicht. Trotzdem ändern sich die Bedingungen auch für Neuwagenfahrer. Typische Angeber müssen sich ein neues Spielzeug suchen, rät Michael Mandat. "Mit einem Auto, selbst wenn es teuer ist, lässt sich heute wesentlich weniger Staat machen als früher.“

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