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Kritik am Elektro-Autobauer "Nicht wettbewerbsfähig": Tesla hat massive Qualitätsprobleme

Elon Musk: Neuer Name für sein Baby
Sehen Sie im Video: 10 Geheimnisse zum Unternehmer – Als Elon Musk einen Dollar am Tag für Essen ausgab.


1) Elon Musk will den innerstädtischen Verkehr revolutionieren. Mit seiner Firma "The Boring Company" arbeitet er an einem Hochgeschwindigkeitstunnelsystem.
2) Seinen Mut hat Elon Musk von Mutter Maye geerbt. Die Ernährungsberaterin, die auch als Model arbeitet, hat überhaupt keine Angst, sich mit 63 Jahren nackt mit einem falschen Babybauch für das Cover des Magazins "New York" fotografieren zu lassen.
3) Einen Monat lang nur einen Dollar am Tag für Essen – so lautete am College ein Experiment von ihm. Musk ernährte sich in dieser Zeit hauptsächlich von Instant-Nudeln. Um dem Mangel an Vitamin C vorzubeugen, schnitt er in jede Portion eine rote Paprika.
4) Von 2010 bis 2016 war Musk zweimal mit der britischen Schauspielerin Talulah Riley verheiratet. Zweimal ließ sich das Paar scheiden. Seine fünf Kinder stammen aus der ersten Ehe mit Justine Musk.
5) Sein erstes Haus in L.A.s Nobel-Viertel Bel Air (mit Solardach) kostet ihn umgerechnet 15 Mio. Euro. Inzwischen besitzt er vier weitere Villen in direkter Nachbarschaft. Eine davon lässt er zur Privatschule umbauen. Hier sollen seine fünf Söhne gemeinsam mit Kindern von Freunden unterrichtet werden.
6) Nach nur zwei Tagen an der Elite-Uni Stanford bricht er sein Physik-Studium ab, um seine erste Firma zu gründen. Vier Jahre später verkauft er sie für umgerechnet 19 Mio. Euro. Aus einem von ihm gegründeten Online-Bezahldienst wird dann PayPal. Seine Anteile an dem Unternehmen bringen ihm beim Verkauf im Jahr 2000 an Ebay umgerechnet 150 Mio. Euro ein.
7) Obwohl sein Name untrennbar mit Tesla verbunden ist, hat er die Firma nicht gegründet. Tatsächlich war der Hersteller von Elektro-Autos für ihn zunächst nur ein Investment. Erst als die Firma in der Finanzkrise 2008 pleitezugehen 
droht, wird er Chef. Heute ist
 Tesla auf Erfolgskurs:
Das neue Model 3
 wird 
seit Juli ausgeliefert.
8) Die ihm gewidmete Simpsons-Folge mit dem Titel "Der Musk, der vom Himmel fiel" macht sich über die vielen abwegigen Ideen des Unternehmers lustig. Bei einem Auftritt in "The Big Bang Theory" zeigt Musk Talent für Humor – und spielt sich selbst, wie er in einer Armenküche Teller wäscht.
9) In Hollywood ist es ein offenes Geheimnis, dass Musk den Drehbuchautoren von "Iron Man" als Vorbild für das superreiche, exzentrische Genie Tony Stark diente. In Teil 2 hat Musk sogar einen Gastauftritt – im Gegenzug durfte in einer Tesla-Fabrik gedreht werden.
10) Knapp ein Jahr ist Musk mit Johnny Depps Ex-Frau Amber Heard liiert. Das Paar trennt sich im Juli 2017 – laut Musk sind sie aber weiterhin befreundet.

Alles Gold bei Tesla? Mitnichten. Die Probleme des Elektroautobauers häufen sich und Geld wurde auch noch nie verdient. Viele Autos müssen unmittelbar nach der Fertigung nachgebessert werden.
Von Harald Kaiser

Wenn stimmt, was ehemalige oder auch noch aktive Mitarbeiter des schillernden Elektroauto-Herstellers Tesla erzählen, dann ist es mit der Herstellungsqualität nicht weit her. Nach diesen Darstellungen soll es so sein, dass die Autos, sobald sie die Produktionsstraße des Werkes in Fremont, Kalifornien verlassen haben, gleich danach einen ersten Stopp einlegen müssen - zum Nachbessern.

Das haben Mitarbeiter Vertretern gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters in den USA ausgeplaudert. Motto: "Built fast, fix later" ("Schnell bauen, später ausbessern"). Demnach hätten routinemäßige Prüfungen Qualitätsprobleme in mehr als 90 Prozent der nach der Montage inspizierten Modelle S und Model X aufgedeckt. Tesla sagt dazu, dass die Kontrollen ungewöhnlich streng sind, um selbst kleinste Unvollkommenheiten zu korrigieren.

Zum Vergleich: Die effizientesten Autohersteller der Welt, Toyota zum Beispiel, müssen nach Angaben von Branchenexperten durchschnittlich weniger als zehn Prozent ihrer Autos unmittelbar nach der Fertigstellung nachbessern. Bei Tesla soll das genau umgekehrt sein, mault ein ehemaliger Supervisor. Es müsse so viel überarbeitet werden, nachdem die Autos eigentlich fertig seien, dass an der Stelle fürchterlich viel Geld verpulvert werde. Tesla sagt dazu, dass die Mehrheit der Produktionsmängel erstens geringfügig und zweitens innerhalb weniger Minuten behoben seien.

Blechfugen, Knarzgeräusche, Lackkratzer

Tesla-Chef Elon Musk hat zwar geschworen, das Unternehmen werde "der beste Hersteller der Welt", unterstützt von einer neuen, hochautomatisierten Montagelinie. Doch Arbeiter sprechen (anonym) davon, dass mitunter bis zu 2000 Autos auf Außenparkplätzen des Werkes auf ihre Nachbesserung warten würden. Tesla bestreitet auch dies. Doch der Consumer Report (so etwas wie die Stiftung Warentest) und auch das renommierte Marktforschungsunternehmen J.D. Power weisen darauf hin, dass die Probleme wohl deftiger als zugegeben sind. Vor allem mit zu großen Blechfugen (Karosserieblechlücken), fehlerhaften Türgriffen, Knarzgeräuschen in den Modellen S und X, Kratzern im Lack sowie oftmals schlechte Türausrichtungen, was auf die mangelnde Herstellungserfahrung des Unternehmens zurückgeführt wird.

Das Urteil von J.D. Power unterm Strich ist bitter und dürfte Tesla nicht erfreut haben: Die Gesamtqualität der Tesla-Fahrzeuge im Luxussegment ist "nicht wettbewerbsfähig“, da es an "Präzision und Liebe zum Detail" mangelt. Zu einer ähnlichen Einschätzung gelangte auch der Wallstreet-Analyst Toni Sacconaghi nach einer Fahrt mit dem neuen Model 3. Er schrieb im Internet, dass die Passform und das Finish "relativ schlecht" sind. Überdies beklagen sich Tesla-Besitzer in Webforen über nerviges Rasseln, fehlerhafte Software und schlechte Dichtungen, die Regenwasser in das Innere oder den Kofferraum sickern lassen würden.

Die "schneckenlahmen" Deutschen werden gefährlich

Tesla dürfte jetzt an einem Punkt angekommen sein, an dem sich das Wohl oder das Wehe des Konzerns entscheiden wird. Denn klar ist, dass langfristig nur 1-A-Qualität auf dem Weltmarkt zu verkaufen ist. Vor allem auch unter dem Gesichtspunkt, dass die immer wieder gerne als schneckengleich beschriebene lahme Konkurrenz von VW, BMW oder Daimler demnächst mit Tesla-Gegenmodellen auf den Markt kommen wird. Und wenn die drei deutschen Konzerne eines beherrschen, dann ist es das Können, Qualität zu liefern.

Genau das jedoch scheint derzeit eines von zwei großen Problemen Teslas zu sein. Das zweite: Mindestens für das neue Model 3 werden nicht annähernd die anvisierten Stückzahlen erreicht. Pro Woche waren 5000 Stück geplant, bis jetzt sind es jedoch nur ein paar hundert. Die ambitionierten 5000 sollen nun erst ab Frühjahr 2018 erreicht werden. Solange Tesla von der Stückzahl her den Nimbus eines Nischenherstellers hatte, der die etablierte Konkurrenz mit seinen schicken Elektroautos ärgert und ihr in dem Segment sogar davon prescht, solange war alles relativ gut.

Tesla braucht frisches Geld, damit der Laden läuft

Aber jetzt, mit dem Model 3, wurde der Einstieg in den Massenmarkt gewagt. Da liegt die Latte in puncto Güte und Stückzahl bedeutend höher. Und bald sollen auch noch Elektrolastwagen gebaut werden. Hinzu kommt, dass Tesla noch nie einen Jahresgewinn ausgewiesen hat, sondern stattdessen angeblich jedes Quartal etwa eine Milliarde Dollar benötigt, um dem Laden am Laufen zu halten. Das bedeutet, dass ständig frisches Geld über Kapitalerhöhungen nachgeschossen werden muss. Bislang hat es der Ankündigungs-Weltmeister und Noch-Börsenliebling Elon Musk stets geschafft, neue Geldquellen anzuzapfen.

Mehren sich jedoch Qualitäts- und Stückzahlprobleme, dann wird auch der enthusiastischste Tesla-Fan irgendwann seinen Geldbeutel geschlossen halten und keine neuen Anteile mehr zeichnen. Der Umsatz im dritten Quartal von Juli bis September lag knapp unter drei Milliarden Dollar. Das entspricht zwar einem Plus von rund zehn Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum. Doch der Verlust stieg in den ersten neun Monaten 2017 deutlich auf knapp 1,5 Milliarden Dollar (Quartale eins bis drei 2016: 550 Millionen Dollar). Allein von Juli bis Ende September waren es 619 Millionen Dollar. Mehr Miese hat Tesla seinen Investoren bislang noch in keinem Quartal zuvor zugemutet. Die desolate Lage im Markt spiegelt sich an der Börse wider: Lag der Kurs des Tesla-Papiers im Juni noch bei 343 Euro, sackte er inzwischen auf unter 300 Euro.

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