TVR T350 Die unbekannte Macht

Trevor Wilkinson hatte Pech. Sein Name klang nicht so musikalisch wie Ferruccio Lamborghini oder so technisch wie Ferdinand Porsche.

Trevor Wilkinson hatte Pech. Sein Name klang nicht so musikalisch wie Ferruccio Lamborghini oder so technisch wie Ferdinand Porsche. Darum spielte er Scrabble mit seinem Vornamen, als er 1947 sein erstes Auto auf die britischen Räder stellte: "TVR" blieb dabei übrig. Jetzt rollt eine neue Maschine aus der Werkshalle in Blackpool: der TVR T350.

Sechs in einer Reihe

Mit lockeren 4,5 Sekunden von null auf hundert spielt der Brite fast jeden teutonischen Wasserboxer locker an die Wand. Seine treibende Kraft ist ein Reihensechszylinder mit 3,6-Liter Hubraum und 350 PS. Und dieses eigens von TVR entwickelte Motorwerk klingt anders als die braven BMW-Sechser. Erst kommt ein dumpfes Bollern im Leerlauf, und wenn sich die Kurbelwelle der Nenndrehzahl von 7200 Umdrehungen nähert, schießt purer Zorn aus den Kanonen-ähnlichen Endrohren.

Handarbeit am Block

Ähnlich wie bei Aston Martin ist der Erbauer des Motors auf einer Plakette verewigt. "Nur, dass es bei uns zwei Schilder sind", erklärt Ben Samuelson von TVR, "eins für den Block und eins für den Kopf". Und mit leisem Stolz fügt er hinzu: "Es gibt kaum einen Hersteller, bei dem so viele Menschen so wenig Autos produzieren". Was jedem Betriebswirt die Haare zu Berge stehen lässt, gehört hier zum Prinzip. Fast alles an einem TVR kommt auch von TVR. Echte Eigenarbeit eben.

Sportwagenbau nach Rezept

Die Zutaten für jeden TVR stammen aus dem klassischen Rennwagenbau. Sechs Männer schweißen in 16 Stunden einen verwindungssteifen Rahmen, über den die Karosserie aus Glasfaser und anderen Verbundwerkstoffen gestülpt wird. Unterm Strich macht das 1.187 Kilogramm Leergewicht. Die Maschine sitzt als Frontmittelmotor hinter der Vorderachse und treibt die Hinterräder an. Auch die verstellbaren Pedale gehören zum Rezept von der Rennstrecke.

Sittliche Reife

Wem das nicht reicht, kann bei TVR Deutschland in Siegen noch eins drauf setzen und die Sportversion ordern. Für 390 PS, Rennkatalysatoren und größere Bremsanlage empfiehlt sich allerdings eine gewisse sittliche Reife. Schließlich hat kein T350 ABS, ESP oder Airbags. Als Ausgleich gibt es ein paar Rückleuchten, von denen jeder Maserati-Coupe-Fahrer nur noch träumen kann.

Exklusivität

"In Deutschland", berichtet Christof Flugel von TVR, "werden etwa 50 der höchstens 1000 im Jahr produzierten TVR verkauft". Inklusive kostenlosem Hol- und Bringservice bei Werkstattaufenthalten. Am Preis von 62.500 Euro für so viel Cool Britannia liegt das sicher nicht. Eher schon am Bekanntheitsgrad und daran, dass es den T350 bis jetzt nur als Rechtslenker gibt. Jetzt muss dringend die Nachricht der deutschen Käufer an den TVR-Boss gehen: "Peter Wheeler, geben Sie uns das Steuer in die Hand - und zwar links!"

Christoph M. Schwarzer