Für die begaben sich die Entwickler erneut auf einen Raubzug durch die europäische und japanische Mythenwelt. Es geht um die große Liebe, Verrat, religiösen Größenwahn, die drohende Apokalypse, Himmel und Hölle. Keine Bange. Verstehen muss man das alles nicht, steht hier doch klar die Show im Vordergrund. Das beginnt mit der furios inszenierten Eröffnungssequenz und endet in einer Reihe spektakulärer Bossfights. Dazwischen werden garstige Dämonen im Akkord gemeuchelt. 21 Kapitel lang. Dabei gilt wie immer das oberste Stil-Gebot: Je cooler die Gegner über den Jordan geschickt werden, desto mehr Punkte hagelt es. Die einzig nennenswerte Neuerung gegenüber den Vorgängern ist dabei Held Nero.
Das Abziehbild des bisherigen Protagonisten Dante verfügt zwar nicht über dessen unterschiedliche Kampfstile, dafür jedoch über einen rechten Unterarm, der es in sich hat. Mit dem sogenannten "Devil Bringer" - ein Dämon im Halbdämon, wenn man so will - lassen sich nicht nur Abgründe überwinden, sondern auch mächtige Hiebe austeilen, Monster am Schwanz packen und durch die Gegend wirbeln. Im späteren Verlauf kann die Silberlocke im roten Mantel sogar die Zeit verlangsamen. Apropos: Zur Halbzeit wird abgeklatscht. Dann übernimmt der im Intro als Psycho gebrandmarkte Dante wieder das Ruder bei diesem Höllenritt.
Die überspitzt spektakuläre Inszenierung, das permanente Style-Gebaren, die extravaganten Kampf-Moves, das absurde bis kitschige Waffenarsenal, das Fehlen nennenswerter Rätsel und die nötige Portion Selbstironie lassen auch "Devil May Cry 4" zwischen kurzweiliger Hochglanz-Action und peinlichem Anime-Trash pendeln. Das kennt, mag und will der Fan. Was jedoch selbst eingefleischten Teufelsjägern Tränen in die Augen treiben dürfte, ist die Tatsache, dass Capcom beim Gameplay allenfalls Genre-Standards abspult. "Devil May Cry 4" bietet - abgesehen von seiner hochauflösenden Optik - kaum Neues. Schlimmer noch: Immer wieder müssen dieselben Locations abgeklappert werden - bei Gamern "Backtracking" genannt.
Devil May Cry 4
Hersteller/Vertrieb | Capcom/Capcom |
Genre | Action |
Plattform | PlayStation3, Xbox 360, PC |
Preis | ca. 40 Euro |
Altersfreigabe | ab 16 Jahren |
Dem Mangel an Innovation stehen ein Effektgewitter sondergleichen, erstklassig animierte Figuren, ellenlange Zwischensequenzen, schön designte Level und eine simple Steuerung mit spektakulären Ergebnissen gegenüber. Die ebenso blutigen wie brachialen Schwert- und Schusswaffenattacken werden mit nur wenigen Tasten auf den Bildschirm gezaubert. Untermalt wird die Dämonenhatz von einem aggressiven, treibenden Soundtrack, der Gothic-, Rock- und Technomusik in sich vereint.