Schon ein Blick auf die Packung verrät, wohin die Reise mit dem seltsamen Teenie im Anstaltskittel und der lila Unnerbüx gehen soll. "Von den Leuten, die 'Monkey Island' gut finden!", prangt da gut lesbar in der oberen Ecke. Hohe Anforderungen also, denen das Programm allerdings nur bedingt gerecht wird.
Kurze Erklärung: "The Secret of Monkey Island" aus dem Jahr 1990 und seine drei Ableger gelten bis heute als die Adventure-Spiele schlechthin. Die Story rund um den Möchtegern-Piraten Guybrush Threepwood, dessen Angebetete Elaine Marley und seinen Gegenspieler, den Geisterpiratenkapitän LeChuck, begeisterte mit viel Witz, schwarzem Humor und abgedrehten Rätseln und gilt bis heute als unerreicht.
In diese Fußstapfen will nun das Mädel Edna treten. Statt auf einer lauschigen Pazifikinsel wacht der rebellische Teenager allerdings in einer Gummizelle auf. Warum sie dort ist, weiß sie nicht. Eigentlich weiß sie gar nichts mehr. Aber eines ist klar: Edna wird hier zu Unrecht festgehalten! Sagt auch ihr sprechender Frottee-Hase Harvey - bester Freund und geistiger Brandstifter in plüschiger Personalunion.
Mit seiner tatkräftigen Unterstützung muss sich Edna durch knapp 120 Locations knobeln, Gegenstände miteinander kombinieren und viele Unterhaltungen führen. Die Rätsel sind durch die Bank abgedreht, aber irgendwie doch logisch und lösbar. Nur gelegentlich stellt sich das gewünschte Resultat erst durch stumpfes Probieren ein.
Herrlich haarsträubend
Gleiches gilt für die herrlich haarsträubenden Multiple-Choice-Dialoge mit allerlei schrägen Charakteren, bei denen sich Entwickler nach Herzenslust austobten. Egal, ob der Alumann, der eigentlich Hausmeister in der Irrenanstalt war, bis Lichtwesen zu ihm sprachen, Juppi Jupsen, der notorisch gestörte ehemalige Börsenmakler, oder Professor Nock, der in den Bernsteinminen von Peru nach Dinosaurier-Erbgut sucht - jede Figur wurde liebevoll gestaltet und vor allem ausgezeichnet vertont.
Edna bricht aus
Hersteller/Vertrieb | Daedalic/bhv |
Genre | Adventure |
Plattform | PC |
Preis | ca. 30 Euro |
Altersfreigabe | ohne Beschränkung |
Allerdings ist der Grafikstil als sehr eigen zu bezeichnen. Fans abgedrehter Comic-Serien werden ihn lieben, Anhänger klassischer Adventure-Grafiken dürften jedoch die Nase rümpfen. Aber auch die spärlichen Animationen, die antiquierte Auflösung von 800 mal 600 Bildpunkten und das altbackene Benutzerinterface, das aus Vokabel wie "Nehmen" oder "Reden" besteht, sind "Edna" bei ihrem Aus- , pardon, Durchbruch wenig hilfreich. Gleichzeitig versprüht der Fluchtversuch genügend Retrocharme, um das Geheimnis der Göre lüften zu wollen. Verrückt, oder?