Intellektueller Dieb gegen Universalgenie: Arsène Lupin will Sherlock Holmes mal richtig zeigen, wo der Hammer hängt. Der Franzose macht sich auf in die Hauptstadt des Britischen Königreichs und provoziert Holmes mit einem frechen Schreiben, in dem er ankündigt, wertvolle Gegenstände an geschichtsträchtigen Orten der Metropole entwenden zu wollen. Auf der Liste der Ziele seiner Langfingerattacken stehen unter anderem die National Gallery, der schwerbewachte Buckingham Palace, der Tower und das British Museum.
Selbstverständlich kann Holmes eine solche Demütigung nicht hinnehmen und macht sich mit seinem Adlatus Dr. Watson unverzüglich daran, Lupin das Handwerk zu legen. Wie es sich unter intellektuellen Schöngeistern so gehört, verpackt Lupin die Hinweise auf seine Vorhaben gerne in schwülstigen Gedichten, wissenschaftlichen Traktaten oder Gemälden. Es gibt also auch für den Spieler viel zu lesen und zu entschlüsseln in diesem Adventure. Ein Glück, dass wirklich jeder Dialog und jeder kleine Hinweis minutiös im übersichtlichen Inventar mitprotokolliert wird. "Sherlock Holmes jagt Arsène Lupin" fordert also vom Spieler tatsächlich mehr detektivischen Spürsinn, als ihm in den meisten traditionellen Adventure-Puzzles abverlangt wird.
Natürlich arbeitet Holmes bei der Spurensicherung auch stilecht mit Lupe und Maßband, sichert Fußabdrücke und zieht seine scharfsinnigen Schlüsse aus Gesprächen mit anderen Personen. Für niedrigere Aufgaben wie Botengänge darf der Spieler auch mal in die Rolle des Dr Watson oder des Scotland-Yard-Inspectors Lestrade schlüpfen. Das Ungewöhnliche dabei: Man erlebt die Londoner Schauplätze aus der Ich-Perspektive wie in einem Ego-Shooter. So durchwandert man in den ersten Stunden die Sammlungen der Nationalgalerie, kann mit Muße die berühmten Gemälde betrachten und sich dabei von Holmes etwa über William Turner belehren lassen. Die (nicht ganz taufrische) Grafik kommt dabei liebevoll verschnörkelt daher und vermittelt gekonnt das Flair der viktorianischen Ära. Schmerzlich vermisst man jedoch Hotspots, die einem das Auffinden wichtiger Beweisstücke erleichtern würden.
Frogwares verstand es, mit der Nachbildung historischer Schauplätze Londons eine glaubwürdige Spielumgebung zu schaffen, in der sich Figuren mit sehr ausgeprägtem Charakterprofil bewegen. Ähnlich wie in den Geschichten von Sir Arthur Conan Doyle spielen auch hier ausgefeilte Dialoge eine wichtige Rolle - durchweg gesprochen von erstklassigen und hochmotivierten Schauspielern.
Sherlock Holmes jagt Arséne Lupin
Hersteller/Vertrieb | FOCUS Home Entertainment/Frogwares / Koch Media |
Genre | Adventure |
Plattform | PC |
Preis | ca. 40 Euro |
Altersfreigabe | ab 6 Jahren |
Fazit: "Sherlock Holmes jagt Arsène Lupin" bietet anspruchsvolle Rätselkost, gekonnt in Szene gesetzt. Ein angenehmer Zeitvertreib für alle Hobby-Detektive - nicht nur an langen Winterabenden.