Die Tech-Branche erwartet Microsofts neues OS bereits mit Spannung. Das auf x86-basierende Apps jedoch nicht auf der ARM-Version laufen werden, stellt ein erhebliches Problem dar.
Microsofts neues Betriebssystem Windows 8 steht bereits in den Startlöchern und erste Tests lassen ein vielversprechendes OS erwarten. Die Markteinführung von Windows 8 könnte eine Reihe neuer Multifunktionsgeräte hervorrufen, die über reine Tablets hinausgehen.
Doch ein Problem gibt es mit dem bevorstehenden Betriebssystem, das Microsoft eigentlich aus der Welt schaffen müsste. Ältere, auf x86 basierende Anwendungen werden auf der ARM-basierenden Version des OS nämlich nicht funktionieren. Die Mikroprozessor-Architektur x86 war bisher die Basis aller Computer, während die ARM-Architektur bei neuen Geräten wie Smartphones oder Tablets zum Einsatz kommt.
Auf der Consumer Electronics Show im Januar dieses Jahres erklärte Microsofts Steven Sinofsky im Rahmen der "Windows on ARM"-Vorführung, dass x86-Anwendungen, die auf AMD- und Intel-Prozessoren laufen, auf dem neuen, auf ARM basierenden Windows-Betriebssystem nicht funktionieren werden.
Microsofts Damoklesschwert wird es sein, den Anwendern dies zu erklären.
User sind es gewöhnt, einen Windows-PC zu kaufen und alle Anwendungen, die sie benötigen, darauf installieren zu können. Wenn Anwender das in Zukunft nicht mehr mit einem ARM-basierenden Windows-Tablet, sehr wohl aber mit einem Tablet samt Intel-Prozessor machen können, wird das für viel Verwirrung bei den Konsumenten sorgen.
Sinofskys Ausführungen klangen so, als würde dieses Problem die neuen Metro-Apps nicht betreffen: "Wer eine Metro-App entwickelt, bekommt alle nötigen Werkzeuge geboten, um automatische Unterstützung für ARM oder x86 anbieten zu können."
Metro ist allerdings lediglich eine Spezifikation der Benutzeroberfläche und kein neues Anwendungsmodell für Apps. Anwendungen müssen also trotzdem extra für x86 und ARM programmiert werden.
Microsoft verlässt sich also bis zu einem gewissen Grad auf die Entwickler - viele von ihnen werden ihre Apps sowohl für x86 als auch für ARM kompatibel machen müssen. Microsoft hält dafür bisher keine andere Lösung parat.
Microsoft hat den Entwicklern generell noch nicht viele Informationen geliefert oder erwähnt, wie die verschiedenen Windows-8-Versionen zu unterscheiden sein werden.
Die Frage ist, ob Microsoft den Anwendern raten wird, eine auf Intel-basierende Hardware zu kaufen, wenn sie ältere Apps nutzen wollen. Würden sich die Anwender dann eher für ein Windows-8-Tablet mit Intel oder AMD entscheiden, anstatt ein Tablet zu kaufen, das auf ARM basiert?
Das könnte durchaus passieren. Wenn Windows 8 startet, wird es wesentlich weniger Apps für ARM als für x86 geben, allerdings sollte der Windows 8 Store dieses Problem bald beheben. Obwohl zwei verschiedene App-Versionen entwickelt werden müssen, wird die Distribution im Zeitalter der App Stores sehr einfach sein.
Zwischen den beiden OS-Versionen wird es oberflächlich gesehen keinen Unterschied geben. Die auf ARM basierenden Windows-8-Geräte werden sowohl den traditionellen Desktop als auch die neue Metro-Benutzeroberfläche bieten. Diese Version unterscheidet sich nicht von jener, die die Windows-8-Entwickler bereits zu Gesicht bekommen haben und auf x86-Hardware basiert.
Es scheint, dass die Apps für Windows 8 auf ARM-Basis nicht Metro-Apps sein müssen - es wird also Desktop-Apps für ARM geben, ebenso wie für x86.
In der x86-Version des Betriebssystems wird es auch einen Windows-7-Modus geben. Viele existierende Windows-Anwendungen laufen auf der x86-Windows-8-Entwicklerversion einwandfrei, obwohl es der Zweck der Entwicklersoftware ist, die Programmierer an die Metro-Apps zu gewöhnen.
Wenn Windows-8-Geräte mit ARM-Architektur Erfolg haben - und das ist sehr wahrscheinlich, wenn man bedenkt, welche Leistung NVIDIA mit Tegra bietet - dann könnten die Anwender mit einem geteilten Betriebssystem konfrontiert werden. Auf der Oberfläche identisch, doch mit einer total unterschiedlichen App-Unterstützung, würde das nicht nur Entwicklern und Hardware-Herstellern, sondern letztlich auch Microsoft Kopfschmerzen bereiten.
Auch für Intel und AMD könnte das zum Problem werden, denn Microsofts Unterstützung für ARM könnte letztendlich dazu führen, dass die beiden Konzerne den Ruf bekommen, lediglich Technologie für veraltete Desktops und Laptops bereitzustellen, anstatt Chips für die nächste Generation von Geräten anzubieten.
Letztendlich liegt es aber in Microsofts Verantwortungsbereich. Man wird sehen, wie Microsoft mit diesem Problem umgehen wird.