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Entwickler-Messe Build Warum Microsoft die "nächste Generation von Windows" nur in einem Nebensatz ankündigt

Die auffälligste Änderung in Windows 10 ist das überarbeitete Startmenü
Windows 10 ist mittlerweile fast sechs Jahr auf dem Markt
© Microsoft/ Alisa Rodnova / Getty Images
Auf seiner Hausmesse Build richtet sich Microsoft in erster Linie an Software-Entwickler. Eine kleine Ankündigung am Seitenrand ist aber eigentlich ein Paukenschlag: Ganz nebenbei verriet CEO Satya Nadella, dass es eine "nächste Generation von Windows" geben wird.

Als Windows 10 im Jahr 2015 enthüllt wurde, war es mit einer klaren Ansage verbunden: Es sei das letzte Windows, verkündete der Konzern. Während die Vorgänger nach einigen Jahren abgelöst wurden, soll sich Windows 10 immer weiterentwickeln. Jetzt könnte man sich fragen, ob das noch gilt: Microsoft-CEO Satya Nadella hat gestern ganz offiziell angekündigt, dass der Konzern an der "nächsten Generation von Windows" arbeitet.

Die Ankündigung fiel im Rahmen der Eröffnungs-Präsentation der Hausmesse Build und war dem Konzern kaum mehr als ein paar Nebensätze in der knapp zwei Stunden langen Präsentation wert. Mehr Details will man erst "in Kürze" verraten, so der Konzern-Chef. Das überrascht allerdings kaum: Die Messe hat in erster Linie nicht Normal-Nutzer, sondern Software-Entwickler als Zielpublikum. Und bei denen steht in den letzten Jahren nicht Windows, sondern Microsofts Cloud-Plattform Azure im Vordergrund. Aber auch die neue Windows-Ankündigung richtete sich bislang an sie: Entwickler und Kreative sollen mit dem neuen System noch besser arbeiten und einfacher Geld verdienen können, versprach Nadella. 

Was steckt hinter der "nächsten Generation"?

Seitdem wird wild spekuliert, wie genau man die Ankündigung deuten sollte. Ein komplett neues System wird es wohl kaum werden: Microsoft hat sich vom Modell des Einmalverkaufs seiner Software verabschiedet, betrachtet Windows und auch Office als Services, die über Zeit verändert statt neu erfunden werden. Das dürfte auch mit der nächsten Generation nicht anders sein. Es wird sich wohl um ein ausführliches Upgrade des bestehenden Systems handeln. Obwohl Microsoft bisher mit offiziellen Details geizte und es bei Andeutungen beließ, sind in den letzten Monaten durchaus schon Pläne zum Umbau des Systems durchgesickert. Und erscheinen nun mit der Ankündigung in neuem Licht.

Relativ klar ist etwa der Zusammenhang der neuen Verdienstmöglichkeiten mit Microsofts Plänen, endlich den Microsoft Store getauften Software-Shop komplett umzukrempeln. Der mit Windows 8 eingeführte Store krankt immer noch an zahlreichen Problemen, von denen zumindest ein Teil hausgemacht ist. Microsoft macht den Zugang zum Store für Entwickler bislang unnötig schwer machte. Statt der verbreiteten .exe-Dateien mussten die Entwickler mit MSIX ein eigenes Dateiformat einreichen, sämtliche Updates müssen über den Store laufen. Zudem waren viele beliebte Programme wie Browser oder Drittlauncher wie der beliebten Spiele-Plattform Steam nicht zugelassen. 

Das hat Folgen: Weil selbst beliebte Programme wie Google Chrome, WinRAR oder zoom nicht im Store zu bekommen sind, ignorieren viele Nutzer das Angebot. Und machen es so noch unattraktiver für die Entwickler.

Das will der Konzern endlich angehen. Schon länger gehen Gerüchte um, dass Microsoft den Store weiter öffnen und weitere Dateiformate und auch andere Update-Modell zulassen will. Zudem sollen auch Drittlauncher zugelassen werden - und das, ohne eine Provision für darüber verkaufte Spiele zu verlangen. Erste Schritte in diese Richtung war Microsoft im letzten Jahr bereits bei seinem Package Manager gegangen, mit dem sich Nutzer einfach Software-Pakete für eine Erstinstallation auf einem neuen System schnüren konnten. Sollte der Microsoft Store ähnlich offen werden, dürfte er tatsächlich für Entwickler und damit auch für Nutzer erheblich attraktiver werden.

Neuanstrich 

Doch auch das System selbst soll sich laut der Gerüchteküche erheblich verändern. Unter dem Codenamen "Sun Valley" plant Microsoft demnach, die Optik und Bedienung knapp sechs Jahre nach dem Start von Windows 10 noch einmal ordentlich frisch zu machen. Man wolle das System "auffrischen", "neu erfinden" und "verjüngen", zitiert "Windows central" Insider des Konzerns. Ein Teil der Änderungen soll dabei von Windows 10X übernommen werden: Das extra für Faltgeräte wie das Tablet Surface Duo entwickelte System wurde im Frühjahr in der Entwicklung eingestellt.

Nachdem erste Gerüchte zur Verjüngungskur bereits im letzten November die Runde machten, wurden im Frühjahr tatsächlich einige versteckte Änderungen entdeckt: In einer Testversion ließen sich über die Kommandozeile auf einmal neue Optik-Optionen einschalten. Handelt es sich dabei tatsächlich um die neue Version, wird Windows mit dem Update luftiger und frischer wirken als bisher. Mehr Flächen werden leicht transparent, die Ecken von Ausklapp-Menüs wie dem Startmenü werden abgerundet. Zudem sollen die Ausklappmenüs teilweise nicht mehr Kante auf Kante liegen, sondern davon abgetrennt über der Taskbar "schweben".

Auch die Bedienung wird Berichten zufolge überarbeitet. Demnach sollen die Taskbar und einzelne Menüs entschlackt werden und leichter zu navigieren sein. So sollen nun in der Taskbar auch "Neuigkeiten und Interessantes" unterkommen. Dafür werden viele der nun rechts neben der Uhr untergebrachten Symbole nun in ein "Action Menü" wandern, so der Bericht. Dabei sollen auch die Funktionen erweitert werden: Die Batterie-Anzeige soll etwa besonders stromhungrige Apps anzeigen können. Eine Gestensteuerung soll nun auch bei Tablets die von manchen Laptop-Trackpads bekannten Gesten unterstützen. 

Wann ist es soweit?

Zur Zeitplanung hat sich Microsoft bisher noch nicht geäußert. Es scheint relativ klar zu sein, dass die Änderungen mit der Version "21H2", also dem zweiten der halbjährlichen großen Updates des Konzerns kommen. In den letzten Jahren veranstaltete der Konzern im Spätsommer oder Herbst ein Event, das sich auf Windows-Geräte wie die Surface-Serie konzentrierte. Eventuell nutzt man die Gelegenheit dieses Jahr auch, um das neue Windows zu zeigen. 

Quellen: Microsoft Build, Windows Central, Twitter

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