scheibe Würden Sie das kaufen?

Shareware-Programmierer können den Preis für ihre Anwendungen, Tools und Spiele selbst festlegen. Entwickler, die den Markt beobachten, passen sich in der Preisgestaltung an die tatsächlichen Begebenheiten an.

Shareware-Programmierer können den Preis für ihre Anwendungen, Tools und Spiele selbst festlegen. Entwickler, die den Markt beobachten, passen sich in der Preisgestaltung an die tatsächlichen Begebenheiten an. Und versuchen in der Folge recht klug, den Preis der kommerziell angebotenen Konkurrenz noch zu unterbieten. Oder sie geben ihre Programme gleich als Freeware frei, um über ein eingeblendetes Adware-Fenster wenigstens noch Werbegelder zu kassieren.

Es gibt aber auch Programmierer, die es nicht schaffen, den Preis logisch zu kalkulieren. Sie achten dabei nicht auf den Markt, sondern rechnen lieber ihren immensen Arbeitsaufwand auf den Preis um. Einen Monat lang schwer geschuftet? Also muss das Programm auch richtig teuer sein, um den Aufwand in klingender Münze möglichst schnell wieder einzuspielen.

Tatsächlich ist es so, dass noch immer sehr viele Shareware-Entwickler aus der zweiten Gruppe stammen. Und sich in der Folge lautstark darüber wundern, warum sich ihr Programm trotz bester Kritiken in den Medien so rein gar nicht verkauft. Dabei liegt die Antwort auf der Hand. Jeder nascht gerne einmal ein Eis. Wenn das tolle neue Eis mit dem frisch erfundenen Glitterflitter aber satte zwanzig Mark kostet, so wird es in den Eisbuden verschimmeln, wenn die Konkurrenz nur ein Zehntel dieses Preises kostet. Ein paar Beispiele gefällig?

Dr. Associate 0.71 verknüpft einzelne Datei-Extensionen mit mehreren Programmen. Doppelklickt man demnach im Explorer auf eine derart verknüpfte Datei, so könnte man sich etwa bei einem Bild dafür entscheiden, ob man es diesmal lieber in die Bildbearbeitung A oder doch lieber nach B laden möchte. Das ist ein nettes Gimmick, das sicherlich viele Leute gut gebrauchen könnten. Das Programm kostet allerdings 13 Dollar, also mindestens 26 Mark. Viel zu viel Geld für eine an und für sich entbehrliche Funktion. Da starten viele Anwender lieber erst das Programm, um dann die entsprechende Datei zu importieren.

Auch AbNoteIt 1.0a ist sehr nützlich. Das Tool speichert Notizen aller Art auf elektronischen Haftnotizen und wirkt so dem Papierchaos der Schmierzettel auf dem Schreibtisch entgegen. Für diesen Service allerdings 25 Mark zu entrichten, ist etwas zu viel verlangt. Für das Geld kann man sich auch leicht 25 Schmierzettelblöcke leisten. Oder man sucht sich eine Freeware, die das Gleiche kann.

Viele Anwender freuen sich über die Talking Clock Pro 3.0.0, die laut die Uhrzeit vorliest und einen sprechenden Taschenrechner spendiert. Doch 15 Dollar, also 30 Mark zu investieren, nur damit die graue Kiste das Quatschen lernt, das muss doch nun auch nicht sein. Für 30 Mark bekommt der Anwender doch heute schon zwei bis drei superbe, aber leicht angestaubte Computerspiele aus der Zweitoder Drittverwertung.

Preislich nicht ganz ausgewogen ist auch das Angebot von AudioSphere 2000 2.05. Das Programm spendiert einen neuen Lautstärkenregler für Windows, mit dem man auch die Höhen und den Bass einstellen kann. Das kann ich an den Boxen meiner Soundkarte auch. Und die verlangen für diesen kleinen Job nicht 15 Dollar extra.

Richtig haarig wird es beim deutschen Programm FGK FalschGeldKontrolleur 4.0. Mit diesem Programm soll es möglich sein, deutsches Falschgeld in der Währung Mark gleich zu erkennen. Zu diesem Zweck muss nur die Seriennummer des Geldscheins erfasst werden. Aber 49,90 Mark Registrierungsgebühr bezahlen, um vielleicht einen falschen Zwanziger zu enttarnen?

Bildschirmschoner braucht heutzutage kein Mensch mehr. Sie liegen aber weiterhin im Trend, da sie heute mehr als animierter Schmuck eingesetzt werden, der erst in den Arbeitspausen zum Tragen kommt. Die Lava Lamp Screen Saver 1.0.0.1 holt so z.B. eine blubbernde Lavalampe auf den Monitor. Für die 15 Euro (= 30 Mark), die die Vollversion kostet, kann ich mir aber schon fast eine echte Lavalampe kaufen.

Das Nutzlosigkeitsprinzip gilt auch für den DirectX-Bildschirmschoner Age of Dinosaurs 3D 5.1. Der führt den Zuschauer durch einen dreidimensionalen Dino Park, in dem sich Saurier aller Art tummeln. Die automatische Kamerafahrt um die riesigen Säulenbeine längst ausgestorbener Saurier herum soll aber 17 Dollar (34 Mark) kosten. Ist es das wert? Wohl kaum.

Also: Shareware ist zwar ein alternatives Vertriebskonzept, muss sich aber dennoch am Markt orientieren. Da auch die kommerziellen Produkte im Fachhandel immer preiswerter angeboten werden, ist es kein Wunder, dass auch die Preise im Shareware-Bereich fallen müssen sollen die Vollversionen in Zukunft überhaupt noch verkauft werden. Dass viele Programmierer nicht weiter an der Preisschraube drehen möchten und ihre Software dann lieber gleich als Freeware verschenken, ist ein weiterer Trend.

Carsten Scheibe

Typemania@compuserve.com

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