Gestern bin ich erst nachts um elf nach Hause gekommen. Im Kino lief "Street Kings", ein beinharter Polizei-Shooter mit Keenu Reeves in der Hauptrolle, den ich mir mit den Kumpels angesehen hatte. Es war nach dem bluttriefenden Ende aber noch nicht spät genug, um nicht doch noch ein paar E-Mails am Rechner abzuarbeiten. Der Schlimme Hund (http://www.stern.de/blog/19_alle_meine_tiere) folgte mir und hoffte auf ein Leckerli. Mir war das nur Recht, dann so war ich im Keller nicht alleine.
Doch kaum saß ich im Keller, da hörte ich ein mir neues Geräusch. Es handelte sich dabei nicht um das Zirpen der Grillen, die aus dem Leguan-Terrarium entkommen sind und nun in einer Zwischenwand Radau schlagen, als ob es gilt, die Einstürzenden Neubauten der Sechsbeiner zu gründen. Es war auch nicht das Gurgeln der Pumpe, die alle 15 Minuten anspringt, um das aufsteigende Grundwasser von der Fundamentplatte ins Kellerwaschbecken zu pumpen. Es war etwas Neues. Ein krächzendes Klackern, was sehr metallisch klingt.
Eigentlich bin ich fast taub. Das liegt daran, dass Kumpel Galandi und ich uns früher in unserer Teenie-Phase immer in den Resonanzraum der riesigen Disko-Lautsprecher im Jugendhaus gelegt haben. Keine kluge Tat. Was ich aber immer noch gut kann, das ist ein Geräusch zu verorten. Als Kind und Nichtschwimmer bin ich einmal nachts in einen Pool gefallen, weil der genau zwischen mir und einem zirpenden Heupferd-Grashüpfer lag, das ich fangen wollte, sodass ich mit allen Klamotten ins Wasser fiel und nur noch knapp gerettet werden konnte. So ortete ich mir meinen Weg in die Waschküche. Tatsächlich: Hier ratterte die Waschmaschine auf eine völlig neue Art und Weise. Das geplagte Utensil, das mehrmals am Tag mit der Dreckwäsche der Kinder gestopft wird, hatte nach unzähligen Reparaturen anscheinend doch endlich seinen Geist aufgegeben. Mist. Mit einer solchen Ausgabe hatten wir nicht gerechnet.
Es machte keinen Sinn mehr, wieder 150 Euro in eine Reparatur zu investieren, wenn es doch eigentlich klüger war, gleich ein neues Gerät anzuschaffen. Meine Frau setzte sich noch nachts an den PC und suchte bei Amazon & Co nach einer passenden Waschmaschine, die wenigstens 8 Kilo schluckt und auch sonst noch einige Besonderheiten aufweist, die mir bestimmt so viel sagen wie meiner Frau Zahlen aus einem PC-Benchmarktest. Sie nannte mir einfach nur das Ergebnis ihrer Recherchen: Die Siemens WM 16S740 sollte es sein. Amazon hatte sie für 799 Euro plus 39,95 Euro Versandkosten lieferbar. Immerhin: Der unverbindliche Verkaufspreis ist laut Amazon mit 1039 Euro angegeben.
Nun schlug meine Stunde. Ich konsultierte verschiedene Preisvergleiche wie Preispiraten, guenstiger.de und idealo.de. Hier fand ich die Waschmaschine bereits für 659 Euro vor - allerdings mit 54,99 Euro Lieferkosten, was zusammen 713,99 Euro macht. Wir suchten dann noch nach einem Online-Shop, der auch sofort liefern konnte und fanden uns bei Teures-billiger.de wieder ein. Hier gab es die Waschmaschine inklusive Lieferung für 725 tutti completti. Na wunderbar: Gegenüber Amazon volle 114 Euro gespart. Das war doch schon gar nicht schlecht.
Das Bestellen in einem Online-Shop weist aber auch Nachteile auf. Sicher: Man kann sich anhand der Datenblätter super informieren und ein echtes Schnäppchen landen. Aber ganz egal, wie sehr sich die Lieferanten beeilen: Es dauert doch immer ein paar Tage, bis die Ware bei einem eintrifft. Und die alte Waschmaschine nehmen die Spediteure auch nicht mit. Hinzu kommt, dass man entweder risikobelastet per Vorkasse bezahlen oder aber eine Menge Bargeld für die Nachnahme im Haus haben muss.
Mehr von Carsten Scheibe
In seiner Freizeit geht Carsten Scheibe golfen - und arbeitet daran, dass der Golfball auf der selben Bahn ankommt, von der er abschlägt. Wenn's mit dem Spielen nicht so gut klappt, schreibt er lieber - für das eigene, kostenfrei in den Golf-Clubs ausliegende Magazin "Mein Golf-Heft". Das gibt's mit allen Artikeln auch im Internet. Natürlich ist der PC auch hier ein Thema.
Also fuhr ich heute noch vor dem Wochenende (an dem bei uns immer viel gewaschen wird) mit dem Auto und den Kids nach Berlin rein. Hier kaufe ich schon seit 20 Jahren bei einem speziellen Geheimtipp-Laden, der Fernseher, HiFi-Anlagen und eben auch Waschmaschinen verkauft. Der Clou: Hier kann man richtig feilschen und den Preis drücken, dass es eine Freude ist. Die Verkäufer sind echte Profis. Während sich meine Kinder Flachbildfernseher ansahen, die sie in ihren Gedanken bereits an die Zimmerdecke über ihren Betten schraubten, fragte ich nach unserer Siemens WM 16S740. Die habe man nicht lieferbar, hörte ich. Dafür aber ein baugleiches Modell mit 1400 statt mit 1600 Umdrehungen. Ansonsten wären alle Parameter gleich. Der Unterschied wäre, dass der Trockner ein bisschen mehr ackern muss, um die Wäsche aus der Maschine zu trocknen.
Ich wedelte die ganze Zeit mit meinem Internet-Ausdruck und dem Preis 725 Euro in der Luft herum. Das muss die Verkäuferin gesehen haben. "Kommen Sie doch mal mit", sagte sie und führte mich zu ihrem Rechner. Die Waschmaschine, die auch im Verkaufsraum stand, sollte laut Preisschild 998 Euro kosten. Die Verkäuferin rechnete und tippte und zeigte mir schließlich meinen ganz speziellen Preis - 702 Euro. Plus 25 Euro Lieferung und 15 Euro für die Entsorgung der alten Maschine. Macht zusammen 742 Euro. Ich schlug ein und ließ mir eine Lieferung noch am gleichen Tag zusichern.
Jetzt warte ich auf die Lieferanten und freue mich, dass wir noch am Wochenende wieder waschen können. Und ich freue mich darüber, wie das Internet in modernen Zeiten dabei hilft, einen solchen Kauf vorzubereiten.
Eine Glosse von Carsten Scheibe, Typemania