Nur allzu gerne gehe ich mit der Technik. Als vor vielen Jahren die Audio-CD aufkam, habe ich sofort meine Vinyl-Platten in den nächsten Second-Hand-Laden geschleppt und sie ohne lange zu Feilschen gleich zu Geld gemacht. Von dem verdienten Knispel habe ich mir die wichtigsten Alben sofort neu auf CD zugelegt. Genauso verfahre ich auch bei der DVD. Die alte Sammlung mit den klobigen VHS-Bändern ist längst über Ebay versteigert und dann in alle Welt verschickt worden. Stattdessen habe ich eine umfangreiche Filmsammlung auf DVD im Regal stehen. Zurzeit arbeite ich daran, die Audio-CDs zu digitalisieren, um die Songs in meinen Ipod zu übernehmen.
Mein Problem ist, dass ich die DVD sehr mag. Sie läuft in meinem Computer und im DVD-Player gleichermaßen. Die Sound- und Bildqualität ist bombastisch. Warum nur sollte man daran etwas ändern? Doch die Industrie ist unerbittlich. Schnell sinkende Verkaufsmargen dank fallender Preise und eine steigende Anzahl an Raubkopierern sorgen dafür, dass alle aus der Branche nach neuer Hardware und neuen Speichermedien schreien. Das Goldene Kalb, um das alle entzückt tanzen, ist der neue HDTV-Standard. Er erlaubt es, Filme mit noch mehr Bildpunkten auf den Bildschirm zu bringen. Das bedeutet, dass ein normales DVD-Bild gegenüber HDTV in etwa so scharf aussieht wie Omas vergilbte Fotos gegenüber einem modernen 5-Megapixel-Abzug. Das Schöne am HDTV, jedenfalls aus dem Blickwinkel der Industrie: Der Kinofreund braucht, um das hochauflösende Fernsehen genießen zu können, einen neuen Fernseher und einen neuen Player.
Jeder kocht sein eigenes Süppchen
Und, noch wichtiger: Die alten DVDs sind nicht dazu in der Lage, die anfallenden Datenmassen zu speichern. Deswegen arbeiten die wichtigsten Hardware-Firmen bereits an einem ganz neuen Standard. Der Nachfolger der DVD soll so schnell wie möglich erfunden werden. Und da niemand etwas erfinden kann, wenn ihm der Konkurrent das nicht gönnt, kochen schon wieder viele Interessengruppen ihr eigenes Süppchen. Man denke dabei nur an das Chaos, das zurzeit noch immer bei den beschreibbaren DVDs tobt: Da gibt es +R, -R und RAM-Medien, hinzu kommen auch noch +RW und -RW-Silberlinge. Wer Pech hat, brennt da eine DVD auf dem einen Rechner - und kann sie auf dem anderen schon nicht mehr lesen.
Bei der nächsten Generation der Speichermedien steht uns dieses Chaos der Formate wieder bevor. NEC zum Beispiel engagiert sich sehr für das neue HD-DVD-Format. Die Scheiben in diesem Format können mit einem (15 Gigabyte) oder mit zwei Layern (30 Gigabyte) ausgestattet werden. Das Mehr an Speicherplatz würde bereits reichen, um einen kompletten Kinofilm im HDTV-Format zu speichern. Vielleicht sollte man aber doch lieber auf das Blu-Ray-Format vertrauen, das von über 100 Firmen wie Sony, HP und Philips propagiert wird? Es nimmt 25 Gigabyte in der ersten und 50 Gigabyte in zwei Ebenen entgegen. Beide Formate werden übrigens mit dem blauen Laser geschrieben, der eine kürzere Wellenlänge hat als der klassische rote. Nur so können die Daten auf der Disk noch enger geschrieben werden als dies auf der "alten" DVD der Fall ist.
Der Brenner der Zukunft
Die ersten Geräte, die für die beiden neuen Formate vorgestellt wurden, sind mit einem Dreifach-Laser ausgestattet, um abwärtskompatibel zu bleiben. Schließlich muss ein Brenner, der einen blauen Laser verwendet, auch den roten einsetzen können, um noch DVDs zu schreiben. Und was ist mit der CD? Sie muss sich ja auch noch brennen lassen. Der Brenner von morgen beherrscht also möglichst gleichzeitig die neuen Brennformate HD-DVD und Blu-Ray - in einer oder in zwei Ebenen -, die fünf DVD-Brennformate und das CD-Format. Muss ich dann wieder ganz von vorne anfangen und mir alle Kultfilme in der neuen Auflösung besorgen? Oh Gott.
Während die DVD-Wachablösung direkt bevorsteht, arbeiten die Entwickler bereits am übernächsten Standard. Forscher der "Holographic Disc Versatile Alliance" haben sich der holografischen Speichermethode verschrieben, die Daten dreidimensional im Speichermedium verschlüsselt. Theoretisch lässt sich dann ein komplettes Terabyte auf einem Speichermedium festhalten. Dieser neue Speicherbolide trägt bereits einen Namen - er nennt sich HVD. Die ersten HVDs sollen zunächst "nur" 100 oder 200 Gigabyte speichern können. Sei es drum. Mir wäre es lieber, wenn alle Forscher mal für ein paar Jahre auf eine einsame Insel fahren würden, um hier Urlaub zu machen und mit Kokosnüssen Fußball zu spielen. Ich würde meine DVDs nämlich gerne noch eine Weile behalten und auch genießen.
Eine Glosse von Carsten Scheibe, Typemania