Nach einer rasanten Erfolgsgeschichte soll das Ende der DVD noch in diesem Jahr eingeläutet werden. Die Elektronikkonzerne stehen mit den Nachfolgeformaten bereits in den Startlöchern. Die nächste Generation wird eine deutlich höhere Speicherleistung haben, und dadurch noch bessere Bildqualität ermöglichen. Doch unter den Herstellern tobt noch ein Hauen und Stechen um das vorherrschende Format der Silberscheibe.
Blu-Ray gegen HD-DVD
Die Industrie ist in zwei große Lager gespalten. Die einen, darunter Schwergewichte wie Dell, HP, Samsung, Sony, Panasonic und Philips setzen auf die so genannte Blu-Ray Disc. Dagegen tritt die HD-DVD (High Density DVD) unter anderem von NEC und Toshiba an.
Nach einer ersten Kraftprobe auf der US-Funkausstellung Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas Anfang Januar werden die Unternehmen ihren Kampf auf der kommenden CeBIT (10. bis 16. März) in Hannover fortführen. Ob am Ende der Verbraucher zu den Gewinnern zählen wird, bleibt abzuwarten. Schließlich musste sich der Kunde bereits bei der DVD durch einen Dschungel der Format-Varianten (DVD- R, DVD+R, DVD-RW und DVD+RW) kämpfen und konnte am Ende doch nicht sicher sein, ob eine Scheibe in seinem Player auch spielen wird.
HDTV soll auch in Europa Fuß fassen
Schon seit Jahren basteln die Unternehmen in ihren Labors an noch leistungsfähigere Speichermedien zum Beispiel für Filme in hoher Auflösung. Vor allem der neue hochauflösende Fernseh-Standard HDTV (High Definition Television), der in absehbarer Zeit auch in Deutschland den betagten Standard PAL ablösen soll, setzt die Entwicklungslabors unter Zeitdruck. Denn in der neuen Auflösung wird ein Film kaum noch so bequem auf eine DVD mit 8,5 Gigabyte Fassungsvermögen passen.
Erste Blu-Ray-Geräte am Ende des Jahres
Der Wettstreit der Formate ist dabei noch völlig offen. Die rund einhundert Mitglieder der Blu-Ray-Allianz wollen voraussichtlich Ende dieses Jahres erste Aufnahme- und Abspielgeräte und Speichermedien auf den Markt bringen. Die Blu-ray Disc, die aus markenrechtlichen Gründen tatsächlich ohne "E" geschrieben wird, wird statt wie herkömmliche DVDs mit rotem Laser mit einem blau-violetten Laser gelesen. Da blaue Laserstrahlen eine kürzere Wellenlänge (650 statt 405 Nanometer) haben, können auf der selben Fläche deutlich mehr Daten untergebracht werden. Das ist auch für die Hollywood-Studios interessant, die ihre Filme möglichst bald in hoher Auflösung anbieten wollen.
HD-DVD - weniger Speicherplatz, aber günstiger in der Herstellung
Nach Angaben der Interessengemeinschaft sollen die Blu-rays bis zu 50 Gigabyte fassen. Der neue HD-DVD-Standard, der ebenfalls auf der Technologie der blauen Laser basiert, reicht an dieses Fassungsvermögen nicht ganz heran. Doch Unternehmen wie NEC und Toshiba sind überzeugt, dass auch mit einem Fassungsvermögen von "nur" 15 bis 30 Gigabyte die HD-DVD einige Vorteile aufzuweisen hat. So soll nach Angaben von Thomas Nedder von NEC nicht zuletzt der Herstellungsprozess deutlich günstiger sein, da er auf die alten Produktionsstraßen aufsetzen kann.
Kleiner Vorsprung im Handel
Auf der CES in Las Vegas hatten auch eine Reihe von Hollywood-Studios, darunter Paramount, Universal und Warner Bros. angekündigt, im vierten Quartal 2005 Filme auf dem HD-DVD-Format herauszubringen. Ende September will NEC erste PC-Laufwerke in großer Stückzahl auf den Markt bringen. Damit erhoffen sich die Verfechter des HD-DVD-Formats auch einen zeitlichen Vorsprung im Handel.
Ein weiterer Vorteil der HD-DVD ist nach Angaben von Philips inzwischen entfallen. Erste Modelle der Blu-ray Disc hatten wegen der deutlich dünneren Beschichtung der Scheiben eine Schutzhülle (Cartridge) benötigt, da sie sehr anfällig für Staub oder Fettfinger waren. Solche Cartridges, die erhebliche Mehrkosten in der Produktion zur Folge hätten, seien inzwischen nicht mehr erforderlich, sagt Philips-Sprecherin Jeannet Harte. Der Hersteller TDK hatte eine spezielle Beschichtung vorgestellt, die die Silberscheiben nachhaltig schützt.
Die Blu-rays seien damit so robust, dass sie sogar einem Härtetest mit Schraubenzieher standgehalten hätten, sagt Volker Zota, Redakteur der Fachzeitschrift "c't". Und mit den Vorgänger-Medien CD und DVD soll die Blu-ray nun auch kompatibel sein: Noch vor Start der CES Anfang Januar kündigte Philips, Erfinder der CD, sein erstes PC- Laufwerk für die zweite Jahreshälfte an, das sowohl CD, DVD als auch die neuen Blu-ray-Discs lesen und beschreiben können soll.