Ich liebe das Online-Shopping. Mit einem schnellen Mausklick lässt sich alles einkaufen, was ich gerade benötige. Dabei habe ich so meine Online-Shops, mit denen ich seit Jahren perfekt zusammenarbeite, weil ich weiß, dass die Waren schell und zuverlässig geliefert werden. Leider ist es nicht immer möglich, alles und jedes in diesen speziellen Shops einzukaufen. Manchmal muss man auch Experimente eingehen.
99 Euro zahlen. Basta!
Die Kids haben vor den Sommerferien super Zeugnisse nach Hause gebracht. Fast nur Einsen, so liebt man das als Erziehungsberechtigter, vor allem direkt vor den Schulgutachten, die vor der Gymnasialempfehlung stehen. Also haben wir beschlossen, den Knirpsen zur Belohnung ein Trampolin für den Garten zu kaufen - und zwar eins mit einem ordentlichen Durchmesser und einem Seitennetz, um versehentliche Abgänge ins Blumenbeet zu verhindern.
Natürlich recherchiere ich solche Preise sofort im Internet. Schnell habe ich herausgefunden, dass ich mein Trampolin hier zu einem besonders guten Preis einkaufen kann. Allerdings nicht bei den klassischen Anbietern, sondern dieses Mal bei eBay. Leider sind die Versandkosten sehr hoch. 99 Euro soll ich nur für den Transport bezahlen. Wie schön, dass ich einen Anbieter in Berlin-Tegel finde, der sozusagen nur 10 Minuten Fahrtweg von mir entfernt arbeitet. Schnell maile ich den eBay-Händler an und frage nach, ob ich mir das Trampolin nicht vielleicht auch abholen kann. Keine Antwort. Zwei Tage später rufe ich an. Eine junge Frau mit starkem russischen Akzent wimmelt mich barsch ab: Keine Abholung vor Ort. Niemals. Keine Chance. 99 Euro zahlen. Basta. - Na super.
Also muss ich die Speditionskosten wohl oder übel doch bezahlen. Aber dann doch bitte bei einem anderen Händler. Ich finde nämlich noch einen Anbieter, der zum gleichen Preis ein stabileres Modell anbietet, das statt 100 Kilo Last auch 200 Kilo verkraftet. Hier gibt es keinen Sofort-Kauf-Preis, sodass ich erst einmal anderthalb Tage lang mitbieten muss. Da das gleiche Trampolin aber gleich mehrfach bei eBay angeboten wird, ist es nicht besonders schwierig, meine Auktion zu gewinnen. Der Preis, der am Ende zu zahlen ist, ist okay.
Mein Problem: Wir fahren in die USA und würden das Trampolin gern noch vorher aufbauen. Zum Glück liegen zwischen dem Gewinn der Auktion und dem Abreisetermin noch knapp zwei Wochen Zeit. Ich überweise deswegen das Geld sofort per Vorauskasse - via Online-Banking sollte es sofort beim Händler ankommen. In der eBay-Auktion steht: "Wir versenden die Ware in der Regel innerhalb 2 Werktagen nach Zahlungseingang." Und darunter: "Waren die mit einer Spedition verschickt werden müssen dauern in der Regel 2-6 Werktage."
Mehr von Carsten Scheibe
In seiner Freizeit geht Carsten Scheibe golfen - und arbeitet daran, dass der Golfball auf der selben Bahn ankommt, von der er abschlägt. Wenn's mit dem Spielen nicht so gut klappt, schreibt er lieber - für das eigene, kostenfrei in den Golf-Clubs ausliegende Magazin "Mein Golf-Heft". Das gibt's mit allen Artikeln auch im Internet. Natürlich ist der PC auch hier ein Thema.
Wunderbar. Auch trotz fehlender Kommata. Das sollte doch klappen. Sechs Werktage, die Zeit haben wir doch noch locker. Ich bekomme auch zwei Bestätigungs-Mails. Alles scheint wunderbar zu laufen. Zur Sicherheit ruft meine Frau noch einmal an und bekommt einen Herrn X ans Telefon. Ja, das Geld wäre schon bei ihnen eingetroffen. Die Ware sei aber noch nicht draußen. Die würde zum Teil per Post und zum Teil per Spedition angeliefert werden. Vor Urlaubsanfang wären die einzelnen Pakete aber unter Garantie bei uns. Prima. Die Kinder freuen sich.
Wochen vergehen
Wir warten. Drei Tage, eine Woche, noch länger. Viele Paketdienste kommen bei uns vorbei. Aber niemand bringt uns ein Trampolin. Also rufen wir noch einmal bei der Firma an und das genau einen Tag vor unserer Abreise. Unser neuer Kontaktmann am anderen Ende kennt keinen Herrn X, mit dem wir noch eine Woche zuvor gesprochen haben. Die Ware wäre aber schon unterwegs, er könne nur nicht genau sagen, mit welcher Spedition. Da gibt es so viele.
Firma ohne EDV
Plötzlich kommt aber heraus, dass das Trampolin noch im Lager stehen würde. Die Spedition hätte es wohl nicht geschafft, es mitzunehmen. Na super, was für ein Kinderladen ist das denn? Das Statement des Jahrhunderts hören wir, als wir uns am Telefon darüber wundern, dass anscheinend niemand weiß, wo denn nun eigentlich unser Trampolin gerade ist, dabei könne man das doch normalerweise ständig im Computer ablesen. Ja, schon, hören wir, aber sie hätten in der Firma noch gar keine EDV, die kommt erst nächstes Jahr. Unfassbar. Haben da drei Studenten der antiken Töpferkunde beschlossen, zusammen eine tolle Firma zu gründen, um bei eBay das ganz große Geld zu machen?
Wir fahren jetzt erst einmal in den Urlaub. Der Firma haben wir das Zugeständnis abgenötigt, das Trampolin in der Woche unserer Rückkehr zu liefern. Mal schauen, wie diese Geschichte ausgeht.
Eine Glosse von Carsten Scheibe, www.typemania.de