Dan Browns neuestes Buch "The Lost Symbol" war gerade auf dem Markt, da tauchte das Werk des Bestsellerautors bereits in den einschlägigen illegalen Internettauschbörsen auf. 160 digitale Kopien zählte das kalifornische Unternehmen Attributor. Allein 102 Versionen des Buches waren im Angebot der Plattform Rapidshare.com. Attributor bietet Verlagen eine Software, durch die sie illegale Angebote im Netz aufspüren und den Anbieter dann zum Löschen zwingen können. Doch dieser Kampf scheint aussichtslos. Kaum ist eine Kopie gelöscht, laden furchtlose Nutzer eine neue Version eines E-Books hoch.
Ob Rapidshare, Megaupload oder Hotfile: Illegale Tauschbörsen treiben die Unterhaltungsindustrie in den Wahnsinn. Als die damals noch illegale Musiktauschbörse Napster 1999 die Webgemeinde aufmischte, brachen der Musikindustrie unaufhaltsam die Umsätze weg. 2008 erlösten die Labels laut International Federation of the Phonographic Industry mit Tonträgern weltweit 13,8 Millarden Dollar - ein Minus von 15,4 Prozent zum Vorjahr. Und obwohl die Branche legale Downloadangebote bereitstellt, kompensieren diese Erlöse nicht die Umsatzverluste mit Tonträgern. In der Filmbranche sind die Absatzeinbrüche bei DVDs ähnlich dramatisch: Dem Marktforschungsinstitut Adams Research zufolge sinken die Umsätze mit DVDs in diesem Jahr um 850 Millionen Dollar auf 12,9 Milliarden Dollar.
Und auch die Buchbranche kommt langsam im digitalen Zeitalter an. Für die USA beziffert Attributor den Schaden durch illegale Downloads auf 600 Millionen Dollar. Zum Vergleich: US-Verlage erlösten durch E-Books 2008 gerade einmal etwas mehr als 113 Millionen Dollar. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels misst derzeit nicht einmal den Absatz von E-Books. Zu gering sei er, heißt es. Doch die Mittwoch beginnende Buchmesse in Frankfurt steht ganz im Zeichen der elektronischen Bücher. Erst langsam haben sich die Verlage dafür erwärmt, doch nun startet ein Verlag nach dem anderen sein E-Book-Angebot. "Wer online nicht kaufen kann, was er will, der wird sich illegal besorgen, was er braucht", sagte Alexander Skipis, Börsenvereins-Geschäftsführer, im März in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Spiegel".
Einheitlicher Kopierschutz nicht in Sicht
Auf einen einheitlichen Kopierschutz hat sich die Buchbranche in Deutschland noch nicht verständigen können. Die Verlagsgruppe Thieme setzt etwa auf digitale Wasserzeichen. "Damit werden zum einen Urheberrechtsinformationen eindeutig mit dem digitalen Angebot verbunden. Gleichzeitig wird auf dem Dokument der berechtigte Nutzer namentlich nachgewiesen", sagt eine Verlagssprecherin der "Financial Times Deutschland". Tauche das legal erworbene Dokument in einer illegalen Tauschbörse auf, lasse sich zweifelsfrei feststellen, wer der Rechteinhaber sei und wer die Nutzungsrechte habe. Auch der Börsenverein wendet für seine Plattform Libreka.de diesen so genannten psychologischen Kopierschutz an.
Zugleich greifen Verlage auf technischen Kopierschutz zurück: Dabei ist die Anzahl der erlaubten Downloads eines E-Books beschränkt - der Nutzer kann es weder markieren, kopieren oder ausdrucken. Doch Ronald Schild ist skeptisch, dass dieser Schutz Raubkopierer abhält. "Ich bin fest davon überzeugt, dass dieser Kopierschutz Piraterie eher fördert", sagt der Geschäftsführer der Börsenvereins-Tochter MVB Marketing und Verlagsservices. Technische Hürden seien immer umgehbar, so Schild.
Der Onlinehändler Amazon glaubt an eine andere Lösungsformel. "Leistungsfähige Lesegeräte, leichte Bedienung und faire E-Book-Preise", sagte Ian Freed, Vice President von Amazon Digital Services. Doch auch legale Angebote stoppen Internetpiraten nicht. "The Lost Symbol" war auf verschiedensten Websites - auch bei Amazon - legal zu erwerben. Geholfen hat es nicht.