Es ist ein Kampf, der nicht zu gewinnen ist: Macht Hollywood Portal für Raubkopien dicht, sprießen kurz darauf drei neue aus dem Boden. Unkraut im Netz vergeht nun mal nicht. Nachdem jahrelang Streaming-Portale wie kinox.to die Szene beherrschten, ist nun Popcorn Time der Star in den Kinderzimmern. Auf der Plattform gibt es alles, vom neuesten Kino-Blockbuster bis zur aktuellen Serien-Staffel - auf Wunsch sogar in Full-HD im Originalton. Mittlerweile gibt es den Dienst in Dutzenden Sprachen für alle gängigen Betriebssysteme. Die Bedienung ist idiotensicher, in puncto Benutzerfreundlichkeit kann sogar manches legales Angebot einpacken.
Allerdings ist Popcorn Time illegal, und viele Juristen warnen vor der Nutzung. Findige Kanzleien wittern bereits das große Geschäft und haben sich darauf spezialisiert, Popcorn-User abzumahnen - im Schnitt werden 815 Euro fällig.
Im Gegensatz zu klassischen Downloads nutzt die Torrent-Technik zusätzlich den Upload, um die Datei oder Teile von ihr anderen Usern zur Verfügung zu stellen. Das heißt im Klartext: Wer illegales Material herunterlädt, stellt es gleichzeitig anderen Nutzern zur Verfügung. Das macht die Nutzung von Popcorn Time auch so gefährlich.
Doch glaubt man den Machern von Popcorn Time, ist es damit bald vorbei: Im Gespräch mit dem Technologie-Magazin "Wired" erklärt ein anonymer Entwickler, dass die App bald "unzerstörbar" sei.
"Süße Rache und größter Sieg"
Mit technischen Tricks ist es zwar schon jetzt möglich, den Abmahnern zu entgehen. Doch mit einer neuen Technik wollen die Filmpiraten Hollywood nun endgültig aufs Kreuz legen: Nicht nur die Videoinhalte werden in Zukunft dezentralisiert auf der ganzen Welt verteilt sein, auch das gesamte Portal und die Anwendung sollen über das sogenannte Bittorrent-Prinzip funktionieren.
Funktioniert der dezentrale Aufbau (Peer-to-Peer) wie angekündigt, stünden die Fahnder vor großen Problemen. Statt von einem zentralen Server würde Popcorn Time dann von den weltweit mehr als vier Millionen Nutzern betrieben werden. Und täglich werden es 100.000 mehr, erklärt der Popcorn-Entwickler gegenüber "Wired". "Uns steht die vielleicht aufregendste Zeit bevor, seit wir das Projekt gestartet haben. Nach allem, was wir durchmachen mussten, wird das unsere süßeste Rache und unser größter Sieg."
Behörden gegen Piraten
Die Popcorn-Macher beteuern im "Wired"-Gespräch erneut, keine Urheberrechtsverletzungen zu begehen. Die Begründung: Sie selbst verteilen keine Inhalte, vielmehr sei Popcorn Time eine Art Index. Geholfen hat das bislang nichts: Der Branchenverband Motion Picture Association of America (MPAA) ist bereits juristisch gegen das Portal vorgegangen. Die ursprünglichen Entwickler zogen sich daraufhin freiwillig zurück, seitdem wird das Projekt von anonymen Programmierern weiterentwickelt.