Ukraine-Krieg Angebliche Verbindung zu Putin: 700-Millionen-Dollar Jacht "Scheherazade" wird in Italien untersucht

Scheherazade von Eduard Jurjewitsch Chudainatow
Die "Scheherazade" gehört wohl Eduard Jurjewitsch Chudainatow. Behörden wollen nun klären, ob die Jacht in Verbindung zu Wladimir Wladimirowitsch Putin stehen könnte.
© Grgo Jelavic / Picture Alliance
Seine erste Jacht "Graceful" hat Wladimir Putin noch vor der Invasion der Ukraine in Sicherheit gebracht. Ein anderes, wesentlich größeres Schiff hängt allerdings noch in Italien fest – und interessiert die Behörden nun sehr.

Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine häufen sich die Sanktionen der westlichen Staaten gegen Russlands Präsidenten Wladimir Wladimirowitsch Putin und ihm nahestehende Personen, meist milliardenschwere Oligarchen. Die Sanktionen ermöglichen es den Behörden, Eigentum und Gelder der Superreichen einzufrieren und zu beschlagnahmen – wenn die Vermögenswerte, zum Beispiel Jachten, in Reichweite sind.

Ein weiteres Schiff, die "Scheherazade" (IMO 9809980) zieht nun die Aufmerksamkeit der Behörden auf sich, meldet die New York Times. Denn Personen, die mit den Untersuchungen betraut seien, hätten bestätigt, dass die Jacht in Verbindung zu Putin steht – auch wenn ihr Kapitän, Guy Bennett-Pearce, dies in einem Interview mit der Zeitung kürzlich noch dementiert hatte, gleichermaßen aber auch auf seine strikte Geheimhaltungsklausel im Anstellungsvertrag hinwies. 

Sollte sich zeigen, dass zwischen der "Scheherazade" und Putin eine Verbindung besteht, dürfte das Schiff beschlagnahmt werden.

140 Meter Super-Luxus

Die Mega-Jacht "Scheherazade" wurde 2020 in Dienst gestellt, ist 140 Meter lang und soll rund 700 Millionen US-Dollar gekostet haben – ein absoluter Rekordwert. Die Jacht soll Luxus für 18 Passagiere bieten und eine Crew von 40 Menschen benötigen. An Bord befinden sich zwei Helikopter-Landeplätze, ein Kino, ein großer Pool und ein Abwehrsystem gegen Drohnen.

Um eine Flucht muss sich niemand sorgen, denn die "Scheherazade" hängt im Trockendock der "Italian Sea Group" in Marina Di Carrara fest, einem kleinen Hafen inmitten der Toskana, unweit von Massa.

Jacht gehört wohl ehemaligem Rosneft-Präsidenten

Die italienische Zeitung La Stampa und die Regionalzeitung Il Gazzetino berichten übereinstimmend, die Jacht gehöre Eduard Jurjewitsch Chudainatow – italienische Behörden hätten dies bestätigt. Chudainatow wurde 2003 Vorstand von Sewerneftegasprom, einer Tochtergesellschaft von Gazprom. Von 2010 bis 2013 war er Präsident des russischen Mineralölunternehmens Rosneft. Im Februar 2021 wurde bekannt, dass Rosneft ihm 9,6 Milliarden Dollar für seine Firma Taimyrneftegaz zahlte.

Politisch ist Chudainatow gut aufgestellt: Im Jahr 2000 leitete er das Wahlkampfhauptquartier von Wladimir Putin und wurde im August desselben Jahres "für seine Arbeitserfolge und seinen großen Beitrag zur Stärkung der Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen den Völkern" mit einem Verdienstorden ausgezeichnet. Er war von 1996 bis 1997 stellvertretender Leiter der Verwaltung des Gebiets Neftejugansk. Dort gründete er unter anderem einen Jachtclub für Kinder.

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Derzeit gehört Eduard Jurjewitsch Chudainatow nicht zu Personen, die von EU-Sanktionen für die russische Invasion in der Ukraine betroffen sind.

Die Times berichtet, dass man im Zuge der Ermittlungen aber nicht nur den Eigner zweifelsfrei identifizieren wolle, sondern auch beabsichtige, die Finanzierung der Jacht zu ergründen und versteckte Teilhaber zu finden. Offiziell gehört die "Scheherazade" einer Firma namens Bielor Asset Ltd. mit Sitz auf den Marshallinseln.

Sobald die italienische Polizei die Untersuchungen beendet habe, werde die Regierung entscheiden, wie es mit der "Scheherazade" weitergehe, heißt es.

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Mindestens drei Jachten bereits beschlagnahmt

In mehreren Fällen sind die Sanktionen den Milliardären bereits zum Verhängnis geworden, zuletzt bei der Festsetzung der "SY A", der weltgrößten Segeljacht des russischen Oligarchen Andrei Igorewitsch Melnitschenko, in Triest (hier erfahren Sie mehr). Zuvor gerieten bereits die beiden Schiffe "Lady M" von Alexej Mordaschow und die "Amore Vero" von Igor Iwanowitsch Setschin in die Fänge der Behörden.

Die "Graceful", eine Jacht, die wohl Putin selbst gehört, nahm bereits Anfang Februar Reißaus und flüchtete von Hamburg auf direktem Wege nach Russland (hier erfahren Sie mehr). 

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