Sechs Monate nach Start Droht der Konkurs? Donald Trumps Netzwerk "Truth Social" steckt in finanziellen Schwierigkeiten

Ein Bild von Donald Trump steht neben der "Truth Social"-App
Offene Rechnungen, abspringende Nutzer: Donald Trumps Netzwerk "Truth Social" steht vor großen Hürden. 
© Stefani Reynolds / AFP
Erst bleiben die Nutzer weg, jetzt geht das Geld aus. Donald Trumps Herzensprojekt "Truth Social" sollte als Twitter-Konkurrent den Markt angreifen. Nun steht es vor einer ungewissen Zukunft. 

Es ist kaum sechs Monate her, da wagte Donald Trump den Großangriff auf Twitter. Mit seiner eigenen Plattform "Truth Social" wollte Trump auch Rache nehmen an den sozialen Netzwerken, die ihn wegen seiner Hassnachrichten und Desinformationen gesperrt hatten. Doch was für den ehemaligen US-Präsidenten so verheißungsvoll klang, wird immer mehr zu einem Desaster – an dem Trump wesentlichen Anteil hat. Der Plattform laufen nicht nur die Nutzer davon, sondern ihr geht laut übereinstimmenden Medienberichten auch langsam das Geld aus. 

So berichtet die "Washington Post", dass es weiterhin keinerlei Anzeichen dafür gibt, wie die Plattform überhaupt Einnahmen generieren oder weiter wachsen soll. Dabei beruft sich die Zeitung auf ein sogenanntes SEC Filing – ein standardisiertes Dokument, das bei der US-Börsenaufsicht eingereicht werden muss – der Firma Digital World Acquisition (DWA), die den Plan hat, Trumps Plattform der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Bislang ist das Netzwerk nur in den USA zugänglich. Darin warnt die DWA, dass das Geschäft nachhaltig geschädigt werden könnte, wenn "Präsident Trump weiter an Beliebtheit verliert oder es weitere Kontroversen gibt, die seiner Glaubwürdigkeit schaden" – eine offensichtliche Anspielung auf die FBI-Razzia in Mar-a-Lago, der Privatresidenz Trumps, Anfang August, die den Ex-Präsidenten in Erklärungsnot bringt und bei der immer neue Details ans Tageslicht kommen. 

Donald Trumps Skandale schaden dem Netzwerk

Dass die Skandale um Trump bereits zu erheblichem Schaden geführt haben, daraus macht die DWA keinen Hehl: Nachdem die Aktie Anfang März kurz nach der Veröffentlichung von "Truth Social" einen Höhenflug erlebte, ist sie seitdem um 75 Prozent eingebrochen. Alleine im letzten halben Jahr habe man rund 6,5 Millionen Euro Verlust gemacht. Die DWA verwies darauf, dass bereits vergangene Unternehmen von Trump Insolvenz anmelden mussten und es keine Garantie dafür gebe, dass dies nicht auch Trumps Digitalfirma, der Muttergesellschaft von "Truth Social", drohe.

Bereits im Mai hatte DWA wenig Hoffnung darauf gemacht, dass das Netzwerk überhaupt jemals Gewinn erwirtschafte. Es könne sein, dass Trumps Firma "niemals irgendwelche Erlöse generiere oder überhaupt Profit abwerfe und wenn die Risiken nicht angegangenen werden, könnte das Geschäft schiefgehen", heißt es in dem Bericht, der im Mai an die Börsenaufsicht übermittelt wurde. Damit die Seite überhaupt kommerzielle Erlöse erwirtschafte, brauche sie mehrere Millionen regelmäßige Nutzer, erklärte DWA in mehrere Berichten.

Zudem gibt es weitere Anzeichen, dass sich das Netzwerk in finanziellen Nöten befindet. Laut einem Bericht von "Fox Business" hat "Truth Social" ausstehende Zahlungen gegenüber dem Internet-Host RightForge in Höhe von 1,6 Millionen Euro. RightForge, ein Provider bei dem konservative Webseiten gehostet werden, hatte sich im vergangenen Oktober dazu bereit erklärt, als Host für Trumps Netzwerk zu dienen. Dem Bericht zufolge habe "Truth Social" drei Rechnungen beglichen, aber bereits im März die Zahlungen eingestellt. Zwar ließ der RightForge-Vorsitzende Martin Avila verlauten, dass man "voll und ganz hinter Präsident Trump stehe", doch laut Washington Post kracht es ordentlich hinter den Kulissen. Laut zweier namentlich nicht genannter Quellen soll die Kommunikation zwischen den beiden Parteien mittlerweile nur noch über Anwälte stattfinden.

Rückschlag durch Patentbehörde für "Truth Social"

Doch das Netzwerk hat auch weitere Probleme. So lehnte die US-Patenbehörde es Anfang August ab, den Slogan "Truth Social" als Markenzeichen einzutragen. Die Behörde erklärte in einem Schreiben, dass es zu Verwechslungen mit dem 2015 gegründeten Netzwerk "Vero – True Social" kommen könnte. "In diesem Fall ist das Markenzeichen 'Truth Social' verwirrend ähnlich zu den bereits registrierten Marken 'The Truth Network' und 'Vero – True Social'. Alle Marken beinhalten eine Variation des Wortes 'Truth', was bedeutet, dass die Marken für den durchschnittlichen Nutzer sehr ähnlich sind", heißt es in der Begründung des Patentamtes.

Dazu laufen dem Netzwerk auch zunehmend die User weg. Bereits im Mai berichtete der stern darüber, dass die Downloadzahlen der App rapide sinkt. Waren es am ersten Tag noch 170.000 Downloads im Apple Store, lag die Zahl im Mai nur noch bei 8000 Downloads pro Tag. Und auch die Zahl der Seitenaufrufe und aktiven Nutzer schwindet immer mehr, selbst wenn die Zahlen zuletzt nach der Razzia in Mar-a-Lago wieder etwas anstiegen. Durchschnittlich 300.000 Seitenaufrufe hat "Truth Social" aktuell pro Tag – ein Fünftel dessen, was das Netzwerk zu Beginn im Februar hatte. Das schlägt sich auch in den Aktivitäten im Netzwerk wieder: Selbst bei Trend-Themen beteiligen sich nur einige Tausend User pro Tag – alleine in den USA hat Trumps Erzfeind Twitter 37 Millionen aktive Nutzer täglich.

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