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Ebay Aufstand auf dem virtuellen Marktplatz

Nach der Ankündigung, dass Ebay-Verkäufer künftig Käufer nicht mehr negativ bewerten dürfen, herrscht weiter Aufruhr unter den Nutzern der Auktionsplattform. Sie suchen nach einer wirksamen Form des Protests. Denn Ebay gibt sich gelassen.

Mit seinem neuen Bewertungssystem könnte Ebay die Büchse der Pandora geöffnet haben. Zahlreiche Verkäufer laufen Sturm, weil sie Käufern künftig nur noch gute Zeugnisse ausstellen dürfen. Viele wollen dem Online-Auktionshaus nun den Rücken kehren, drohen mit Klagen und rufen zu einem einwöchigen Ebay-Streik ab dem 18. Februar auf. Und das ausgerechnet zu einer Zeit, in der der weltgrößte Internetversteigerer angesichts der starken Konkurrenz von Amazon und Co. an die Grenzen seines Wachstums stößt. Zuletzt ging sogar die Zahl der Auktionen zurück. Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass Ebay-Verkäufer den Aufstand proben - und bislang waren sie erfolglos.

Das bisherige System, in dem Käufer und Verkäufer sich nach einer Auktion gegenseitig bewerten, ist ein zentraler Bestandteil von Ebay. Ohne einen derartigen Reputationsmechanismus - da sind sich Wissenschaftler einig - würde ein anonymer Online-Marktplatz nicht funktionieren. Das System sei jedoch nicht mehr transparent und glaubwürdig gewesen, sagt Marcella Illgen von Ebay Deutschland. In letzter Zeit hätten immer mehr Verkäufer aus "Rache" für eine negative Bewertung auch ihren Kunden schlechte Noten gegeben. Das habe Käufer davon abgehalten, Verkäufer wirklich ehrlich zu bewerten.

"Feedback sollte beiderseitig sein"

Verkäufer rund um den Globus sehen das anders. "Die Käufer können jeden Verkäufer meiden, der nicht zu 99 Prozent positiv beurteilt wurde. Aber der Verkäufer darf keinerlei negative Bewertung über Käufer abgeben? Das ist ja wirklich gerecht!", schreibt ein anonymer Verkäufer auf der Ebay-Seite in den USA, wo die neuen Regeln ab dem 20. Februar gelten. "Ein Feedback sollte beiderseitig sein. Wie sonst sollen andere Verkäufer wissen, ob sie an einen Betrüger geraten sind", beschwert sich ein anderer. "Entweder verlässt man diesen mieserablen Ort oder man streikt. Aber ein Streik würde Ebay nicht besser machen. Also ist es wohl das Beste, zu gehen", beschließt der nächste.

Heftige Reaktionen gewöhnt

Bei dem Konzern im kalifornischen San Jose ist man heftige Reaktionen gewöhnt. "Ebay hatte immer eine leidenschaftliche Internet-Gemeinde, und unsere Mitglieder zögern nicht, uns zu sagen, wo ihnen der Schuh drückt", heißt es bei Ebay in den USA. "Wenn unsere Online-Gemeinde nicht lautstark auf die angekündigten Änderungen reagiert hätte, wäre das eine wirkliche Überraschung gewesen - und etwas, worüber wir uns große Sorgen gemacht hätten."

"Allen wird man nie gerecht", sagt auch Deutschland-Sprecherin Illgen. "Uns allen ist bewusst, das dies eine große Veränderung ist", räumt Patrick Boos, Geschäftsführer des Bereiches Auktionen bei Ebay Deutschland ein. Natürlich müssten auch Verkäufer vor Kunden geschützt werden, die nicht zahlen oder das Bewertungssystem missbrauchen, etwa indem sie dem Verkäufer mit einer schlechten Bewertung drohen, damit dieser den Preis senkt. Die Verkäufer könnten sich in solchen Fällen weiter direkt an Ebay wenden. "Die schreiten da ein", verspricht Illgen. Details zu den neuen Regeln und ab wann sie in Deutschland gelten, will Ebay am kommenden Montag bekanntgeben.

Streiks bisher erfolglos

Die Verkäufer kann das nicht beruhigen, zumal Ebay gleichzeitig zwar die Gebühren für das Einstellen von Artikeln senken, dafür aber mehr vom Verkaufserlös abzweigen will. "Wir Verkäufer haben endgültig genug. Man kann einen Hund lange schlagen, aber irgendwann beißt er zurück", schimpft Verkäufer Jan. Auch wenn sich Tausende lautstark beschweren: Eine wirksame Gegenstrategie haben sie nicht. Ebay-Verkäufer haben in der Vergangenheit einige Streiks geplant wie 2003 gegen die Gebührenerhöhung in Frankreich oder gegen schlechten Service 2004 in Spanien. Bewirkt haben sie am Ende nie etwas. Und auch wenn es einige Alternativen zu Ebay gibt: Das Auktionshaus bleibt die größte, und damit erfolgversprechendste Plattform für Internetverkäufer.

Katharina Becker/AFP AFP

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