Vermutlich kennen Sie diese Situation: Eigentlich müssen Sie dringend etwas erledigen - die Steuererklärung oder die Uni-Hausarbeit zum Beispiel. Stattdessen scrollen Sie lieber durch Ihre Chronik bei Facebook. Nur ein paar Minuten zur Ablenkung, dann geht's wieder an die Arbeit, nehmen Sie sich vor. Doch dann entdecken Sie die Urlaubs-Schnappschüsse des besten Freundes, und nach ein paar Likes meldet sich die ehemalige Kollegin im Chat. Und plötzlich ist wieder eine Stunde rum - und man hat nichts geschafft!
Wer trödelt, muss zahlen
Wie viel Zeit man im Alltag auf Facebook vertrödelt, ist einem oft gar nicht bewusst. Ein neues Plug-in für den Browser will das ändern: Der "Timewaste Timer" ist eine 100 Kilobyte große Browser-Erweiterung, welche die eigenen Social-Media-Ausflüge auf die Minute genau protokolliert.
Nach der Installation und Aktivierung muss man sich zunächst anmelden und 20 US-Dollar auf ein Timewaste-Konto einzahlen. Jedes Mal, wenn man pro Tag länger als eine Stunde auf Facebook verbringt, wird ein Dollar vom Konto abgebucht. Und zwar solange, bis das Konto leer ist. Dann soll man noch einmal 20 US-Dollar einzahlen - oder "einfach wegrennen", wie es die Entwickler auf ihrer Webseite schreiben.
Der "Timewaste Timer" richtet sich somit an alle Menschen, die ihren Facebook-Konsum gerne reduzieren möchten, es ohne Hilfsmittel aber allein nicht schaffen. Durch echte Geldabbuchungen könnte es der ein oder andere Nutzer auf die harte Tour lernen, seinen Umgang mit dem Zuckerberg-Netzwerk zu überdenken. Eine Einschränkung gibt es aber: Das Programm ist bislang nur für den Chrome-Browser erhältlich.
Mit dem eingenommenen Geld wollen die Macher anderen Menschen helfen, die ebenfalls die Informationsüberflutung und digitale Ablenkungsmöglichkeiten bekämpfen.
Facebook kann süchtig machen
Längst ist das soziale Netz für viele zur Sucht geworden. Das Gefühl, immer wieder bei Facebook vorbeischauen zu wollen, kann klinische Ursachen haben, bestätigt auch die Wissenschaft. Das Potenzial zur Sucht ist bei Facebook sogar größer als bei Nikotin und Alkohol, ergab eine Studie der Universität Chicago im Jahr 2012.
Hierzulande sind knapp 800.000 Menschen internetabhängig, heißt es in einem Bericht des Bundesministeriums für Gesundheit. Hinzu kommen 3,6 Millionen Menschen, die unter Internet-Missbrauch leiden. Ihr Umgang mit dem Medium gilt als "problematisch".