Kurz vor dem geplanten Mega-Börsengang am 18. Mai muss Facebook eine Schwäche eingestehen: Obwohl das Unternehmen im mobilen Bereich immer weiter wächst, bleibt der Umsatz hier weitestgehend auf der Strecke. Fast jedes zweite Mitglied - immerhin 488 von 901 Millionen Nutzern - schreibt in dem sozialen Netzwerk unterwegs Nachrichten, liest Statuseinträge oder lädt Fotos hoch. Da auf Smartphones und Tablets aber bislang keine Werbung zu sehen ist, ist der Trend zur mobilen Nutzung für das Unternehmen ein Risiko. Um das Geschäft anzukurbeln, hat das Unternehmen nun einen eigenen App Store angekündigt.
Mehr Ordnung im blauen Wirrwarr
Das "App Center" bietet Nutzern erstmals eine Übersicht der zahlreichen Facebook-Anwendungen. Das Design orientiert sich stark an den großen Vorbildern der Branche, Apples erfolgreichen App Store und Googles Pendant Play. Kategorien wie "Games", "News", "Musik" oder "Lifestyle" bündeln die bisher nahezu unüberschaubare Menge an Fotodiensten, Spielen und Nachrichtenanwendungen. Besonders hochwertige Apps sollen in Zukunft auf der Startseite präsentiert werden. Dazu wertet Facebook die Nutzerbewertungen und die Anzahl der Downloads aus. Ein klassisches Ranking wird es aber nicht geben, jeder Nutzer wird andere App-Empfehlungen zu sehen bekommen, je nach den angegebenen Vorlieben. Jedes Programm soll zudem eine eigene Detailseite erhalten, die den Usern die jeweiligen Besonderheiten der App erklären. Auch die notwendigen Zugriffsberechtigungen werden dort aufgeführt.
Eine Besonderheit des Facebook-Softwareladens: Je nach genutzter Plattform werden kompatible PC-, Android- oder iOS-Apps angezeigt, solange diese einen Facebook-Zugang ermöglichen. Will der Nutzer eine dieser Apps installieren, wird er direkt zum jeweiligen Softwaremarkt weitergeleitet und muss von dort aus das Programm installieren. Die Provisionen, die Anbieter mit dem Downloads von Apps verdienen, bleiben also weiter in der Hand von Apple und Google - vorerst. Denn mit der neuen Plattform ebnet Facebook auch den Weg für kostenpflichtige Apps auf Browser-Basis, die die Plattformen der Konkurrenz umgehen. Mit speziell designten Web-Apps könnte Facebook in Zukunft eigenes Geld verdienen. Primär geht es Facebook wohl darum, die eigene Seite attraktiver zu machen.
Start in den kommenden Wochen
Mit dem App Center schlägt Facebook zwei Fliegen mit einer Klappe: Einerseits eröffnet sich mit Bezahl-Apps ein neues, lukratives Geschäftsfeld. Zudem bietet das Unternehmen den Top-Entwicklern neue Anreize, das Netzwerk mit seinen mehr als 900 Millionen Nutzern zu unterstützen: Dort können auch Zielgruppen erreicht werden, die weder Smartphones noch Tablets nutzen, aber sich dennoch für Spiele wie "Angry Birds" oder Mal-Apps wie "Draw Something" begeistern. Ganz nebenbei erhält das Unternehmen noch präzisere Nutzerprofile, was Facebook für Werbekunden attraktiver macht.
Der Start der Software-Plattform wird für die nächsten Wochen angekündigt, möglicherweise fällt der Startschuss schon püntklich zum Börsenstart am 18. Mai: "Alle Entwickler sollten sich heute darauf vorbereiten, um sicherzustellen, dass ihre Anwendung zum Start dabei sein kann", schreibt Facebook-Entwickler Aaron Brady im firmeneigenen Entwicklerblog. Bevorzugt werden anfangs Apps, die vor dem 18. Mai angemeldet werden.