Twitter-Übernahme Gefeuert per Tweet: Wer Musk widerspricht, fliegt raus

Elon Musk schaut dem Twitter-Symbol entgegen
Der neue Besitzer Elon Musk macht sich bei den Twitter-Mitarbeitern alles andere als beliebt
© Adrien Fillon/ZUMA Press Wire / DPA
Wegen der verkorksten Twitter-Übernahme bekommt Neu-Chef Elon Musk viel Gegenwind. Aus den eigenen Reihen duldet er den aber nicht: Mehrere Widerredner wurden entlassen, mindestens einer von ihnen sogar per Tweet.

Es waren keine leichten Wochen für Elon Musk. Seit er am 26. Oktober offiziell Twitter übernommen hat, produziert er eine Schlagzeile nach der nächsten. Knapp die Hälfte der Belegschaft musste gehen, Musk führte mehrfach eine neue kostenpflichtige Verifizierung ein und zog sie wieder zurück. Kein Wunder also, dass ein großer Teil des Feedbacks alles andere als positiv ist. Auf Widerrede aus den eigenen Reihen reagiert Musk allerdings besonders scharf: Er lässt die Betreffenden einfach entlassen. 

Besonders drastisch passierte das bei Entwickler Eric Frohnhoefer. Als Musk sich öffentlich entschuldigte, dass Twitter in vielen Ländern zu langsam sei und das mit der schlechten Umsetzung der Apps begründete, konnte er sich wohl nicht zurückhalten. "Ich habe sechs Jahre an Twitter für Android gearbeitet und kann sagen, dass das falsch ist", schrieb er unter den Tweet seines Chefs. 

Wegen Kritik gefeuert

Der reagierte zunächst noch recht neutral. "Dann korrigiere mich bitte. Welche Zahl ist richtig?", fragte Musk zunächst noch recht konkret nach. Der neue Chef hatte behauptet, der Kurznachrichtendienst sei so langsam, weil beim Öffnen mehr als 1000 Anfragen an andere Webseiten erfolgen müssten. Es seien aber eher 200, erklärte Frohnhoefer. Er sehe das aber ohnehin nicht als Hauptgrund für die schlechte Performance. Aus der Anfrage entwickelte sich ein unübersichtliches Gespräch über mehrere Twitter-Threads. Der Musk irgendwann ein klares Ende setzte. "Er ist gefeuert", schrieb er auf die Frage eines Nutzers, ob Musk Frohnhoefer eigentlich noch in seinem Team behalten wolle. Vorher hatte der Entwickler seinem Chef noch vorgeschlagen, diese Fragen doch in der Firma und nicht in aller Öffentlichkeit zu stellen.

Die am Montagmorgen gepostete Kündigung per Tweet hat Musk mittlerweile gelöscht, sie ist aber hinreichend dokumentiert worden. Die Folgen für den Entwickler bleiben aber: Knapp fünf Stunden nach dem Tweet sei er plötzlich aus seinem Arbeitsrechner ausgesperrt gewesen, berichtete er "Forbes". "Das macht es dann wohl offiziell", postete er gemeinsam mit einem Foto seines gesperrten Rechners. Von der Personalabteilung habe er aber noch nichts gehört.

Eigentlich sei er nicht von Anfang an gegen Musk positioniert gewesen, betonte Frohnhoefer gegenüber "Forbes". Er sei Teil der Belegschaft gewesen, die erstmal abwarten und Musk an seinen Taten messen wollte. Das habe sich aber schnell geändert, als er den Chef in Aktion gesehen habe. "Es ist steil bergab gegangen", findet der Entwickler.

Offene Feindseligkeit

Frohnhoefer ist nicht der einzige Mitarbeiter, der für öffentliche Gegenrede bestraft wurde. Obwohl Musk Twitter als Hort der Meinungsfreiheit führen möchte, scheint er für interne Kritik wenig offen zu sein. "Vor der Übernahme gab es eine gute Kritikkultur, die Leute konnten offen sein. Das ist offensichtlich nicht mehr der Fall", so Frohnhoefer.

Ein weiteres Beispiel ist Managerin Sasha Solomon, die verbal allerdings deutlich drastischer agierte als Frohnhoefer. Auch sie ärgerte sich über Musks Entschuldigung. "Hast du gerade ernsthaft fast die gesamte Infrastruktur-Abteilung entlassen und machst dann freche Sprüche über die Art, wie wir arbeiten?" fragte sie zu Musks Tweet. Um dann deutlich zu werden. "Du kriegst einen Scheiß aus der Infrastruktur, wenn du einen Fick davon verstehst, während du gleichzeitig nicht mit Neueinstellungen hinterherkommst, um die Kündigungen zu ersetzen", machte sie sich ihrem Ärger Luft.

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Dass Beleidigungen wie diese auch bei anderen Konzernen zu einer Kündigung geführt hätten, dürfte ihr bewusst gewesen sein. "Lol, ich wurde gerade für Quatschposts gefeuert", erzählte sie kurz danach. Und zeigte keinerlei Reue: "Ich habe es schon mal gesagt und ich sage es noch mal: Leck mich am Arsch, Elon."

So harsch die Tweets auch sind und so sehr sie auch in anderen Firmen ein Kündigungsgrund wären: Sie zeigen ein klares Problem des Neubesitzers. Spätestens nach dem Rauswurf der halben Belegschaft stehen ihm die übrigen Angestellten eher feindselig gegenüber. Dass er sich nicht scheut, ihre Arbeit öffentlich schlecht zu machen, dürfte den Frust noch erhöhen. "Niemand traut noch irgendwem in der Firma", fast Frohnhoefer das Dilemma zusammen. "Wie soll das noch funktionieren? Die Angestellten trauen dem Management nicht, das Management nicht den Angestellten. Wie soll man irgendetwas auf die Reihe bekommen?"

Eine Anfrage an das PR-Team des Konzerns ist übrigens aktuell nicht möglich: Musk hat es aufgelöst.

Quellen: Twitter, Forbes, The Verge

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