Seit einigen Wochen fährt der US-Softwarehersteller Microsoft in den USA eine Kampagne gegen Google. Unter dem Leitspruch "Scroogled" wettert Microsoft vor allem gegen die Art, wie der Internet-Riese Nutzerdaten sammelt. Der neueste Streich: Auf T-Shirts, Tassen und Baseballmützen wirft Microsoft mit knackigen Sprüchen dem Konkurrenten vor, Nutzer auszuspähen und deren Daten zu klauen. Die Artikel verkauft Microsoft seit Mittwochabend auf der eigenen Website. Online wurde der Konzern für die Aktion verspottet. Der Tenor der Kritiker: Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.
Bei Microsoft gibt es etwa ein T-Shirt mit der Silhouette einer vermummten Person und dem Aufdruck "I'm wachting you" - "Ich beobachte dich". Als Gesicht trägt der Spion das Logo des Internetbrowsers Google Chrome. Damit prangert Microsoft an, dass Google Daten über seine Nutzer sammelt und auswertet, um passende Werbung anzuzeigen.
Ebenfalls im Angebot: Eine Tasse mit der Aufschrift "Keep calm while we steal your data" - "Ruhe bewahren, während wir deine Daten klauen". Der Spruch ist eine Anspielung auf ein britisches Propagandaposter aus dem Zweiten Weltkrieg, das die Bürger anwies, Ruhe zu bewahren. Der britische Schriftzug hat sich in Startup-Kreisen mittlerweile zu einem Gassenhauer entwickelt und wurde dutzendfach abgeändert.
Starke Verluste bei Microsofts Onlinesparte
Ein weiterer Vorwurf von Microsoft lautet, dass Google "jedes einzelne Wort von jeder einzelnen E-Mail" durchforste, um die Anwender des Dienstes "Gmail" mit personalisierter Werbung ins Visier zu nehmen.
Auch wenn die "Keep-calm"-Tasse bereits ausverkauft ist, wie Microsoft über Twitter meldet, waren die Reaktionen im Netz insgesamt eher bescheiden. Das Ganze sei nicht besonders subtil, lästerten Kommentatoren - vor allem, da auch Microsoft Nutzerdaten auswertet. Beim E-Mail-Dienst Outlook.com setzt Microsoft ebenso wie Google kleine Programme ein, "um Ihre Interaktionen mit Microsoft-Websites und -Diensten verfolgen und personalisierte Dienste anbieten zu können". Außerdem sichert Microsoft sich in den Nutzungsbedingungen zu, "gelegentlich mithilfe von automatisierten Verfahren Informationen aus E-Mail-Nachrichten, Chats oder Fotos filtern" zu können, um gegen Spam vorzugehen oder seine Produkte weiterzuentwickeln. Die Online Services Division, zu der die Suchmaschine Bing, das Portal MSN und andere Webdienste gehören, hat seit 2005 einen Verlust von über zehn Milliarden Dollar angehäuft.