Vor der Generation Z, den sogenannten "Digital Natives", gab es die Millennials und davor die Generation X. Die beiden Personengruppen umspannen grob die Zeit von 1965 bis 1996. In dieser Zeit war die heutige Technik noch in den Kinderschuhen, selbst Ende der Neunziger war Internet noch lange nicht selbstverständlich. Die ersten ISDN-Flatrates gab es ab 1998, der DSL-Ausbau begann erst zu Beginn des neuen Jahrtausends so richtig. Doch lange war das eine Nische: Selbst 2005 hatten erst knapp acht Millionen Bundesbürger einen schnellen Internetanschluss. Das iPhone 3G – und damit schnelles Internet für die Hosentasche – folgte erst 2008.
Die Zeit "vor dem Internet" wird vermisst
Und manche vermissen diese Zeit offenbar, wie eine Umfrage von "Harris Poll" für "Fast Company" zeigen soll. Auf Nachfrage des stern gab das Unternehmen an, dass insgesamt 1009 US-amerikanische Personen im Zeitraum 2. bis 6. Juni 2023 befragt wurden.
"Fast Company" schreibt, dass 77 Prozent aller Befragten im Alter zwischen 35 und 54 Jahren "in eine Zeit zurückkehren wollen, als die Menschheit noch nicht vernetzt war". Das sei der höchste Wert aller Altersgruppen, heißt es weiter. Bei den sogenannten Baby-Boomern (in vielen Modellen 1946-1964) waren es "nur" 60 Prozent, die sich in die Zeitmaschine setzen würden. Aber: Im Mittel der Altersgruppen betrage der Anteil 67 Prozent, was deutlich mehr als die Hälfte ist.
Keinerlei Internet mag zunächst negativ klingen, war es aber für viele nicht: Die ständige Verfügbarkeit, Druck durch soziale Medien und das permanente Bombardement mit Nachrichten blieben damals aus – was durchaus eine gewisse Freiheit in sich barg. "Digital Detoxing" oder bewusstes Beiseitelegen von internetfähigen Geräten gab es damals schlicht nicht.
Laut Umfrage scheint das aber nicht an einer generellen Feindseligkeit gegenüber Technik zu liegen, sondern lediglich am gefühlten Zwang, immer erreichbar und online sein zu müssen. Demnach hatten über 90 Prozent aller Befragten gesagt, dass es wichtig sei, neuer Technologie gegenüber aufgeschlossen zu sein.
Vielen geht es zu schnell
Bemängelt wurde vor allen die hohe Geschwindigkeit der aktuellen Entwicklungen und die Gewalt, mit der diese plötzlich im Alltag landen – zum Beispiel KI-Bots wie ChatGPT. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten habe angegeben, dass es herausfordernd sei, immer Schritt zu halten. Ein ebenso hoher Anteil der Befragten gehe davon aus, dass Technik die Menschen eher trenne, statt sie zu einen.
Besonders stark sei diese Meinung unter jüngeren Umfrage-Teilnehmern vertreten, schreibt "Fast Company". Demnach hätten 57 Prozent der unter 35-Jährigen der These zugestimmt, dass Technologie Menschen nicht verbinde, sondern voneinander entferne. Das spiegelt sich offenbar auch in der Frage wider, wie diese Altersgruppe generell zu ständig verfügbarem Internet steht: Satte 63 Prozent der 18 bis 34-Jährigen könnten sich laut Umfrage vorstellen, in die "analoge Ära" zurückzukehren, auch wenn viele von ihnen diese Zeit nur aus Geschichten kennen.
Aus den Unterlagen der Umfrage geht hervor, dass 487 Teilnehmer männlich sind, 512 weiblich. Für die Altersgruppe 18 bis 34 Jahre waren 290 Personen beteiligt, 35-54 wurden durch 330 Personen repräsentiert und die Gruppe 55+ bestand aus 382 Menschen. Nach Angaben von "Fast Company" ist die Umfrage auf US-Ebene repräsentativ.