Anfang April will Verteidigungsminister Boris Pistorius seine Ideen zu einer künftigen Wehrpflicht vorstellen. Gerade hat er sich in Schweden über das dortige System informiert. Dort erhalten Männer und Frauen zum 18. Geburtstag einen Fragebogen, werden abhängig von den Antworten zu einer Musterung eingeladen und dann zum Teil zum Wehrdienst einberufen. In Deutschland wurde die Wehrpflicht 2011 rein rechtlich nicht abgeschafft, sondern ausgesetzt. Aktuell ist eine knappe Mehrheit der Deutschen für eine Wiedereinführung der Wehrpflicht, wie eine Forsa-Umfrage für den stern ergab. Die Zahlen im Einzelnen: 52 Prozent der Bürger befürworten einen verpflichtenden Dienst bei der Bundeswehr, 43 Prozent sind dagegen, 5 Prozent äußern keine Meinung. Die Haltung der Deutschen zu der Frage hat in den zwei Jahren nach dem russischen Überfall auf die Ukraine geschwankt. Bei der letzten Forsa-Befragung dazu im Februar 2023 hatten sich noch 45 Prozent dafür und 52 Prozent dagegen ausgesprochen.
Gegen die Wehrpflicht sind vor allem jüngere Frauen
Bei der aktuellen Umfrage zeigt sich ein großes Gefälle nach Altersgruppen. Die stärksten Befürworter einer Wehrpflicht finden sich mit 59 Prozent in der älteren Generation (60 Jahre und darüber). Bei den 18- bis 29-Jährigen, die persönlich von der Wiedereinführung betroffen wären, sind hingegen 59 Prozent gegen einen militärischen Pflichtdienst. Bei den Jüngeren gibt es allerdings Unterschiede zwischen den Geschlechtern: 52 Prozent der jüngeren Männer sind gegen die Wehrpflicht, bei den jüngeren Frauen sind es sogar 68 Prozent.
Die Wähler der Ampel sind bei der Wehrpflicht zerstritten
Auch bei den Anhängern der Parteien sind die Unterschiede groß. Viel Unterstützung für die Wehrpflicht gibt es bei den Wählern der Union (67 Prozent), der AfD (67 Prozent) und des Bündnisses Sahra Wagenknecht (68 Prozent). Uneinigkeit zeigt sich bei den Anhängern der Ampel-Koalition: Die SPD-Wähler sind zu 51 Prozent für eine Wiedereinführung, die Wähler von Grünen (57 Prozent) und FDP (62 Prozent) mehrheitlich dagegen.
Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut forsa für den stern und RTL Deutschland am 7. und 8. März 2024 erhoben. Datenbasis: 1004 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: +/- 3 Prozentpunkte