Schule, Freunde, Sport und vielleicht zwischendurch mal eine Runde Fortnite oder Minecraft: Im Leben eines durchschnittlichen Zwölfjährigen kommt Geldverdienen höchstens in Form von Taschengeld vor. Benjamin A. dachte da etwas größer, als er im Frühjahr das erste Mal von den digitalen Kunstgeschäften mit NFTs hörte. Und hat seitdem ein kleines Vermögen gemacht.
Die Non-Fungible-Tokens (NFT) erlebten im Frühjahr einen regelrechten Boom, das Werk "Everydays: The First 5000 Days" des Künstlers Beeple machte Schlagzeilen, als es für 58 Millionen Euro versteigert wurde. Das war Rekord auf dem Kunstmarkt - nicht nur für digitale Bilder. Auch der in London lebende Benjamin bekam den Hype mit. "Ich habe im Frühjahr das erste Mal von NFT gehört", berichtet er gegenüber "CNBC". "Ich war fasziniert von der Idee, dass man über die Blockchain so einfach das Besitzrecht übertragen kann."
Faszination NFT
NFTs basieren auf derselben Technologie wie Kryptowährungen, der Blockchain. Im Vergleich etwa zu Bitcoin gibt es aber einen entscheidenden Unterschied: Während die Kryptomünzen wie eine echte Münze komplett untereinander austauschbar sind, gibt es jedes NFT nur genau einmal, es ist klar identifizierbar. Das ermöglicht es, den Besitz eines Kunstwerks als klar verfolgbares digitales Zertifikat weiterzugeben - und machen sie so handelbar.
A., der bereits mit fünf Jahren zu programmieren anfing, wollte mitmachen. Er begann, eine eigene Serie von NFTs auf Basis des beliebten Spiels Minecraft zu entwerfen, das er zu der Zeit viel spielte, erinnert er sich. Den dicken Fisch fing er allerdings, als er seine eigenen digitalen Figuren schuf: die sogenannten "Weird Whales" (merkwürdige Wale). Vom Delfin mit Wikingerhelm bis zum pfeiferauchenden Blauwal entwarf er mittlerweile mehr als 3000 der knuffigen Pixel-Meeressäuger. Und bot sie zum Verkauf an.

300.000 Euro Gewinn
Mit Erfolg. Seitdem die von Benjamin selbst entworfenen und programmierten Wale im Juli zum ersten Mal auf einer NFT-Plattform angeboten wurden, hat er Hunderte von ihnen verkauft. Alleine an einem Tag nahm er mit den Wal-Bildern 80 Ether ein - das entspricht nach aktuellem Kurs etwa 220.000 Euro. Weil die NFT-Technologie es ermöglicht, auch von jedem Weiterverkauf einen Anteil zu bekommen - in Benjamins Fall sind es 2,5 Prozent -, spülten die Weiterverkäufe der im Wert steigenden Wale bislang weitere 30 Ether in seine Kassen. Ein gewaltiges Sümmchen für einen Fast-Teenager. Vor allem, wenn man bedenkt, dass er für die Erstellung selbst nur etwa 250 Euro investierte.
Aber auch seine Käufer haben einen guten Deal gemacht, findet der Junge. "Wenn Leute die Weird Whales kaufen, investieren sie in mich und meine Zukunft. Wenn ich so weiter mache, kann ich vielleicht irgendwann so erfolgreich sein wie Jeff Bezos oder Elon Musk."
Bislang hat er seine Kryptoanlagen allerdings noch nicht zu Geld gemacht. Auch, weil er selbst gar kein Bankkonto besitzt. "Ich werde es erst einmal alles in Ether behalten und nicht gegen klassische Währungen tauschen", erklärt er. "Vielleicht taugt es als Beweis, dass man in Zukunft gar kein Konto mehr brauchen wird." Ein Konto wird er aber wohl doch demnächst einrichten müssen, überlegt er. Aus Steuergründen.
Quellen: CNBC; Weird Whales