Es war ein Deal, den Elon Musk schon bereute, bevor er endgültig umgesetzt wurde. Schon sehr kurz nachdem er sich mit Twitter auf einen Übernahmepreis geeinigt hatte, versuchte Musk, sich doch noch aus dem Kauf zu wieseln. Und klagte sogar dagegen. Jetzt hat er erstmals eingeräumt, um wie viel er sich verrechnet zu haben glaubt. Und versucht, das trotzdem zu einem Vorteil zu drehen.
Die verbleibenden Twitter-Angestellten sollen demnach neue Aktienzuwendungen erhalten. Das erklärte Musk in einem internen Memo, das "The Information" und "Platformer" vorliegt. Diese Aktien unterliegen einer Bewertung des Unternehmens, die deutlich niedriger ausfällt als Musks Kaufpreis. 20 Milliarden Dollar ist der Konzern der Eigenbewertung noch wert. Musk hatte im Oktober noch 44 Milliarden Dollar für Twitter gezahlt.
Teure Übernahme
Dass dieser Preis nicht gerechtfertigt war, wurde ihm wohl schon kurz nach der ersten Ankündigung im April 2022 klar. Die damalige Bewertung beruhe auf falschen oder unvollständigen Angaben Twitters, hatte Musk vor Gericht zu argumentieren versucht, um die Übernahme zu den vereinbarten Bedingungen zu verhindern. "Es ist offensichtlich, dass ich zu viel bezahlt habe", bekräftigte er dann im Dezember.
Doch Musk sieht offenbar durchaus immer noch sehr viel Potenzial für den Kurznachrichtendienst. Dem Memo zufolge sehe er den Wert der Firma in Zukunft auf bis zu 250 Milliarden Dollar steigen. Man sei auf einem "klaren, aber schwierigen Weg", dieses Ziel zu erreichen, behauptet er demnach.
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"Umgekehrtes Start-up"
Musk muss klar sein, dass dieser Optimismus angesichts der letzten Monate schwer zu glauben ist. Nach der Übergabe hatte er dem Unternehmen mehrfach einen möglichen Bankrott in Aussicht gestellt, hatte ihm ein radikales Sparprogramm verordnet. Ein Großteil der Belegschaft wurde entlassen, alles, was nicht gebraucht wurde, verkauft. Selbst Möbel und Zimmerpflanzen sollten Geld in die Kassen spülen.
Das sei unbedingt nötig gewesen, erläutert Musk nun in dem Memo. Twitter sei demnach nur noch vier Monate davon entfernt gewesen, zahlungsunfähig zu werden. Nachdem man die Einnahmen und Ausgaben nun stabilisiert habe, sollen auch die verbliebenen Mitarbeiter finanzielle Anreize erhalten, die mit denen der Firma in Einklang stehen, so Musk. Man sein nun ein "umgekehrtes Start-up".
Viel Optimismus
Wie er Twitter zu einem mehr als Zehnfachen seines aktuellen Wertes führen will, erläutert Musk indes nicht. In den letzten Monaten hatte Musk vor allem das Abomodell Twitter Blue als Hoffnung genannt, die Einnahmen liegen bislang aber erst im niedrigen zweistelligen Millionenbereich. Dem Gegenüber steht allerdings ein starker Einbruch im Werbemarkt. Zum einen leidet die Branche ohnehin schon unter den schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen des letzten Jahres, zum anderen hat Twitter unter Musks Führung noch zusätzlich an Attraktivität für Werbekunden eingebusst. Unter Musk wurde zahlreiche wegen problematischer Äußerungen gesperrte Nutzer wieder auf der Plattform freigeschaltet, gleichzeitig wurden die Moderationsteams eingedampft.
Das hat Folgen: Alleine seit Dezember sollen die Einnahmen Twitters um 40 Prozent eingebrochen sein. Viele von Musks Sparmaßnahmen dürften sich über längere Zeit auch als teuer erweisen. Unter dem neuen Chef hatte die Firma unzählige Rechnungen einfach nicht mehr beglichen, von der Miete bis zu schon genommenen. Die Klagen zahlreicher Gläubiger laufen bereits. Den Wert des Unternehmens dürften die eher nicht erhöhen.
Quellen: The Information, Plattform