Betrachtet man sich den immer noch wachsenden Streaming-Markt, ist Youtube immer noch die Ausnahme. Obwohl auch dort von den anfänglich kurzen Clips längst längere Video-Formate zugenommen haben, setzt die Plattform anders als Netflix, Amazon und Co. immer noch auf Werbung als zentrale Einnahmequelle. Doch selbst hartgesottene Fans scheinen von den jüngsten Testläufen der Google-Schwester an ihre Grenzen getrieben zu werden.
In zahlreichen sozialen Netzwerken berichten Youtube-Nutzer, dass sie nicht mehr wie bislang üblich nur einen oder zwei Werbeclips präsentiert bekommen, sondern deutlich mehr. Twitter-Nutzer "Sondesix" dokumentiert in einem Tweet Beispiele, die fünf, sieben, acht und sogar zehn Posts vor einem Video zeigen. Und: Es handelt sich um solche Werbeclips, die sich nicht nach kurzer Zeit vom Nutzer abbrechen lassen.
Bis zu eine Minute Werbung pro Clip
Eine offizielle Ankündigung durch Youtube gibt es zu dem Testlauf bislang nicht. Offenbar werden die größeren Werbeblöcke aktuell nur einzelnen Nutzern und auch nicht bei jedem Video ausgespielt. In einem Tweet bestätigt der Support-Account des Unternehmens namens "TeamYouTube", dass es sich bei den Werbe-Häufungen lediglich um sogenannte "Bumper Ads" handelt. So nennt Youtube sehr kurze Clips mit unter sechs Sekunden Laufzeit. Am Ende würden also auch die zehn Werbevideos nur auf eine Höchstlaufzeit von unter einer Minute kommen.
Für die Nutzer stellt es aber trotzdem eine klare Verschlechterung dar. Denn: Anders als bei einem einzigen, langen Clip kann man nicht nach wenigen Sekunden auf Abbrechen klicken. Sondern muss die Werbepause komplett durchlaufen lassen.

Schwerer Markt
Der Trend zu mehr Werbung bei Youtube ist an sich nicht neu. Kamen früher zahlreiche Clips auf der Plattform auch ohne Werbung aus, hat mittlerweile die Mehrheit mindestens vor Abspielen des Videos eine Werbeeinblendung. Erlaubt der Uploader es, zeigt Youtube zudem auch während und nach dem Hauptvideo weitere Werbeunterbrechungen. Beobachter bemerken zudem, dass sich die Zahl der nicht abbrechbaren Werbeschaltungen erhöht hat, die Nutzer also de facto mehr Werbung sehen müssen.
Mit dem Plus an gezeigter Werbung könnte Youtube auf das deutlich gesunkene Wachstum reagieren. Hatte der Mutterkonzern Alphabet im letzten Jahr noch einen Rekordzuwachs um satte 84 Prozent bei den Youtube-Werbeeinnahmen melden können, sind sie in diesem Jahr stark gesunken. Im zweiten Quartal waren die Einnahmen nur noch um 4,8 Prozent angestiegen. Und hatten damit unter den Erwartungen gelegenen. Mit einer steigenden Zahl an nicht überspringbarer Werbung könnte man diese Einnahmen wieder ausgleichen wollen.
Die Alternative scheinen die Nutzer nicht besonders gut anzunehmen. Mit Youtube Premium bietet Google auch eine werbefreie Variante des Dienstes an, die wie Netflix und Co. auf ein Abo-Modell setzt. So erfolgreich wie die Konkurrenz ist diese aber längst nicht. Netflix kommt auch über 200 Millionen aktive Abos, Disney+ knackte bereits nach drei Jahren die 150 Millionen. Und sogar Apple TV+, bisher eher als Randerscheinung betrachtet, bringt es nach Schätzungen auf 40 Millionen Abos. Bei Youtube sind nur geschätzte 20 Millionen Zuschauer bereit, für das Abschalten der Werbung zu bezahlen. Wie sich diese Zahl mit der zusätzlichen Werbung entwickelt, dürfte spannend werden.
Quellen:Twitter 1, Twitter 2, 9to5google