Apps aus anderen Quellen Revolution bei Apple steht offenbar bevor – aber nicht ganz freiwillig

Frau springt vor Freude in die Luft
Kaum zu fassen: Apple soll nach über 14 Jahren andere App Stores auf dem iPhone erlauben. (Symbolbild)
© Sitthiphong / Getty Images
Apple soll daran arbeiten, iPhones und iPads für App-Stores von Drittanbietern zu öffnen – weil die EU es fordern könnte. Sollte das passieren, würde damit ein Quasi-Monopol zusammenbrechen.

Der üblicherweise exzellent informierte "Bloomberg"-Journalist Mark Gurman ließ kürzlich eine Bombe platzen: Von internen Quellen bei Apple will er erfahren haben, dass der Weltkonzern nichts anderes als eine Software-Revolution vorbereitet – und zwar aus Zwang.

Apple soll Apps aus alternativen Quellen zulassen

Demnach soll Apple sich auf die Einführung neuer EU-Regularien vorbereiten, die ab 2024 von Betriebssystem-Anbietern verlangen, die Installation von Software aus Drittquellen zu ermöglichen. Das heißt: Kunden mit iOS-Geräten könnten erstmals seit Start des App Stores ohne komplizierte Umwege auf Software zugreifen, die nicht direkt aus dem hauseigenen Marktplatz stammt.

Das Beharren auf dem App-Monopol sorgte in der Vergangenheit immer wieder für Streit, doch bisher blieb Apple hart. Von Seiten der Nutzer waren besonders in den Anfangsjahren sogenannte "Jailbreaks" beliebt, die mit "Cydia" den wohl bekanntesten alternativen App-Store auf iPhones und iPads brachten. Apple versuchte stets, das Durchführen eines "Jailbreaks" mit Updates zu unterbinden, lange Jahre war es ein Katz- und Maus-Spiel für Hacker und den Konzern.

Für Geschäftskunden ging es derweil vor Gericht, denn besonders Epic Games störte sich an den Provisionen, die Apple für Verkäufe über den App Store verlangte. 

EU zwingt Apple zu Änderungen

Doch es ist kein US-Gericht, dass Apple nun offenbar zum baldigen Umdenken zwingt, sondern die EU-Kommission und der sogenannte "Digital Markets Act". Dieses "Gesetz über digitale Dienste und Märkte" verlangt die Öffnung von App Store und sogar Messengern und legt einen gleichberechtigten Zugriff externer Entwickler auf Kern-Funktionen des Systems fest.

Anders als es beim Google-Betriebssystem Android der Fall ist, setzt iOS seit jeher auf ein geschlossenes Ökosystem – andere würden es "goldenen Käfig" nennen. Das hat unterschiedliche Gründe – für Apple bedeutet es vor allem enorme Einnahmen. Denn die Provisionen im App Store sind mit 15 bis 30 Prozent Umsatzbeteiligung sehr hoch.

Apple argumentiert, dass das der Zuverlässigkeit und der Sicherheit dienen würde. Denn jede App wird vor ihrer Veröffentlichung geprüft und es kommt dadurch äußerst selten vor, dass Schadsoftware oder betrügerische Programme ihren Weg auf die Geräte der Apple-Nutzer finden. Auch das ist bei Android anders.

Öffnung mit iOS 17 – unter Bedingungen

"Bloomberg" berichtet, dass Apple plane, die Pforten des Systems mit iOS 17 zu öffnen. Es gilt als wahrscheinlich, dass Apple auf eine Sicherheitsprüfung externer Apps beharrt und diesen Dienst kostenpflichtig anbieten wird. Was externe Zahlungsdienste für In-App-Käufe oder über den App Store gebuchte Abonnements angeht, sei bislang nichts final entschieden.

Recht vehement scheint man sich bei Apple gegen Pläne zu wehren, den Messenger "iMessage" zu öffnen. Es sei dem Bericht zufolge nicht klar, in welchem Umfang sich Apple auf diesen politischen Eingriff einlasse – falls überhaupt.

Unklar ist auch, in welchen Ländern sich Apple dem Willen der EU beugt. Gurman berichtet, dass der Konzern aktuell plane, die tiefgreifenden Veränderungen nur in Europa umzusetzen – und in anderen Märkten beim Status quo zu bleiben, bis entsprechende Gesetze auch dort verabschiedet werden.

Das ist wenig verwunderlich, denn sollte es einem externen App-Store-Anbieter gelingen, sich auf iOS zu etablieren, drohen Apple Verluste in Milliardenhöhe durch entgangene Provisionen.

Verlust für Apple vielleicht doch relativ gering

Vielleicht hält sich der Verlust aber auch in Grenzen. Gegenüber "Reuters" erklärte Angelo Zino, Aktienanalyst bei CFRA, dass er mit weniger als 0,2 Prozent Umsatzverlust rechnet. Er erklärte: "Die endgültigen Auswirkungen werden minimal sein, da die meisten Verbraucher Gewohnheitstiere sind und mit der Plattform sehr zufrieden sind. Wir gehen davon aus, dass die Mehrheit der Verbraucher den Status quo beibehalten und (Apples) bestehenden App-Store nutzen wird."

Recht gibt ihm eine Angabe von Epic, die im Rahmen einer Klage gegen Google publik wurde. Das Unternehmen gab an, dass 90 Prozent aller Downloads auf Android über den Google Play Store laufen – auch wenn Google das sogenannte "Sideloading", also die Installation von Apps aus anderen Quellen, seit Jahren erlaubt.

PRODUKTE & TIPPS