Batterygate "Einer der größten Konsumenten-Betruge aller Zeiten": Apple zahlt wegen iPhone-Klage bis zu 500 Millionen Dollar

Das iPhone lädt nicht mehr – Tipps für mehr Leistung
Das sogenannte "Batterygate" beschäftigt Apple und die Gerichte seit Jahren
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Seit Jahren beschäftigt die Klage um Apples "Batterygate" die Gerichte. Nun wurde der letzte Widerspruch abgelehnt. Der wurde allerdings nicht von Apple eingereicht.

Jeder kennt das Phänomen: Nutzt man ein Smartphone oder einen Computer sehr lange, werden die Geräte im Laufe der Zeit immer träger. Zumindest beim iPhone 6 hatte das nicht nur mit Updates und anspruchsvoller werdenden Apps zu tun: Ende 2017 musste Apple eingestehen, die Geräte tatsächlich zu drosseln. Einige Betroffene reichten deshalb eine Klage ein. Nun ist die entschieden: Apple kann seinen Kunden endlich Schadensersatz zahlen.

Das entschied das zuständige Widerspruchs-Gericht, wie "Mercury News" unter Berufung auf Gerichtsunterlagen berichtet. Zwei Kläger hatten demnach Widerspruch gegen eine bereits 2020 erzielte Einigung eingelegt. Apple hatte damals zugestimmt, zwischen 310 und 500 Millionen Dollar an Schadensersatz an berechtigte Kunden auszuzahlen, betonte dabei allerdings, kein Fehlverhalten anzuerkennen. Die beiden Kläger wollten bessere Bedingungen aushandeln, legten deshalb Widerspruch gegen die Einigung ein. Dieser wurde nun abgelehnt.

Drosselung bei schwachem Akku

Apple wurde in der Klageschrift "einer der größten Konsumenten-Betruge aller Zeiten" vorgeworfen, weil die Geschwindigkeit der betroffenen iPhones gedrosselt wurde. Der Konzern hatte vor Gericht auf die abnehmende Leistung von Lithium-Ionen-Akkus verwiesen. Die Idee hinter dem Vorgehen ist zunächst einmal durchaus nachvollziehbar. Weil die Leistungsfähigkeit von Akkus im Laufe der Zeit sinkt, lässt sich mit einer Drosselung des Prozessors trotzdem eine längere Laufzeit erreichen. Problematisch wurde das Vorgehen allerdings dadurch, dass es ohne Information der Nutzer:innen umgesetzt wurde und diesen keine Wahl gelassen wurde.

Wie viel Geld Apple nun genau bezahlen muss, ist noch nicht final geklärt. Etwa drei Millionen Betroffene sollen sich für die Schadensersatz-Zahlungen angemeldet haben, erklärte der Anwalt, der die Kunden in der Sammelklage vertrat. Nach aktueller Schätzung soll jeder von ihnen knapp 65 Dollar erhalten. Wie viel genau ausgezahlt werde, hänge auch davon ab, wie viele der Anträge zur Auszahlung tatsächlich begründet seien, so der Anwalt. Es ist nicht die einzige Klage, die gegen Apple wegen des als "Batterygate" bezeichneten Vorgangs eingereicht worden war. Der Konzern hat sich bislang nicht zur aktuellen Ablehung des Widerspruchs geäußert.

Neue iPhones nicht betroffen

Der iPhone-Konzern hat längst Konsequenzen gezogen. Bereits kurz nach Bekanntwerden des Problems legte Apple ein Programm auf, das Reparaturen des Akkus deutlich günstiger machte. War der Akkuzustand unter 80 Prozent seiner maximalen Ladekapazität gefallen, konnte man den Akku für nur noch 29 Euro tauschen lassen. Diese Möglichkeit sei von Millionen iPhone-Besitzern genutzt worden, verkündete Tim Cook später gegenüber den Aktionären.

Auch der Umgang des iPhones selbst mit dem Akku wurde stark überarbeitet. Unter dem Menüpunkt "Batterie" kann man den konkreten Zustand des eigenen Akkus überprüfen. Sinkt er unter die Schwelle von 80 Prozent, weist das System auf Leistungseinbrüche hin und rät aktiv zum Tausch des Akkus. Um das hinauszuzögern, führte Apple eine intelligente Lademethode ein, die den iPhone-Akku schonender lädt. In den Prozessoren der neueren Modellen wurden zudem stromsparendere Rechenkerne verbaut, die einfach Aufgaben mit deutlich geringerem Stromverbrauch erledigen. Nur bei rechenaufwendigen Aufgaben kommen dann die leistungsfähigeren Kerne zum Einsatz. Weil das Gerät so seltener geladen werden muss, steigt auch die Langlebigkeit des Akkus. Mit zahlreichen Tipps hilft der Konzern zudem dabei, die Akkulaufzeit des eigenen Geräts zu optimieren.

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