Das Smartphone ist auserzählt, hört man seit mehreren Jahren. Ein kleines Rechteck, vorne nahezu vollständig vom Display bedeckt, außen herum ein Metallrahmen und hinten Glas oder Kunststoff und eine Kameraausbuchtung mit mehreren Linsen. Und doch gelingt es den Kamera-Herstellern in den letzten Jahren zunehmend, den Durchschnittspreis des Smartphones nach oben zu treiben. Das Geheimnis: das neu erfundene Hochpreissegment, das noch über der Premium-Klasse angesiedelt ist.
Den Trend setzte mal wieder Apple. Zum zehnten Geburtstag des iPhone stellte der Konzern nicht nur das traditionell gehaltene iPhone 8 vor, sondern mit dem iPhone X auch noch das erste Modell, bei dem das Display nahezu die gesamte Front des Smartphones bedeckte. Das hatte sich Apple zwar nicht als erstes ausgedacht. Der Gedanke, es so noch einmal teurer anbieten zu können als die ohnehin schon als Premium-Smartphones geltenden Basismodelle – darauf war vorher noch kein Unternehmen gekommen.
Luxus mit System
Mit dem iPhone 11 bekam es System. Das Basis-iPhone wirkt seitdem zwar immer noch edel, bekommt regelmässig eine bessere Kamera und ab und an einen neuen Look. Wer aber wirklich das neuste und beste will, muss draufzahlen – und zu einem iPhone Pro greifen. Mit noch besserer Kamera, schickerer Bildschirmtechnik und hochwertigeren Materialien. Und einem deutlich höheren Preis. Mittlerweile haben auch Samsung und andere nachgezogen, bieten unter Bezeichnungen wie Pro oder Ultra ebenfalls Premium-Premium-Smartphones an.
Mit Erfolg. Fiel der durchschnittliche Smartphone-Preis viele Jahre immer weiter, klettert er seit einigen Jahren wieder nach oben. Zwar gehen immer noch Unmengen von Billigmodellen unter 200 Euro über die Ladentheke. Die taugen zwar als Alltags-Gerät, sexy sind sie aber nicht. Der Durchschnittspreis steigt aber langsam wieder. Lag er laut Statista weltweit im Jahr 2017 bei 268,89 Euro, erreichte er letztes Jahr einen neuen Höchststand von 318,62 Euro. Also fast 20 Prozent mehr.
Wette auf die Zukunft
Eine eher kleinere Rolle spielt dabei noch der Formfaktor, von dem die Hersteller sich eigentlich einen riesigen Schub für den Markt erhofften: Faltbare Smartphones verkaufen sich zwar immer besser, sind aber nach wie vor weit entfernt, das klassische Smartphone-Design abzulösen. Dabei sind sie im Vergleich deutlich aufregender. Die Magie versteht jeder, der eines der Geräte mal ausprobiert hat. Ob man ein Smartphone aufklappt, um ein Tablet zu erhalten oder das normal große Smartphone in der Mitte zusammenklappt und es so verstaubarer macht – beides fühlt sich nach Zukunft an.
Gleichzeitig wirken die an Klapp-Handys erinnernden Modelle sofort vertraut. So cool aufflippen wie das Motorola Razr lassen sie sich zwar nicht. Trotzdem hat es etwas unerwartet Befriedigendes, ein Smartphone nach erledigter Aufgabe einfach zuzuklappen. Man ist fertig und verirrt sich nicht einfach gleich wieder in die nächste bunte App.
iPhone vs iPhone 14 Pro: Das taugen die Kameras wirklich

Den Aufpreis, den sich Hersteller wie Samsung oder Huawei dafür aufrufen, sind offenbar aber noch nicht allzu viele Kunden zu zahlen bereit. Zehn Millionen sogenannte Foldables wurden laut Samsung letztes Jahr über alle Hersteller weltweit verkauft. Bei klassischen Smartphones waren es fast 1,5 Milliarden.
Die starken Kameras der Premium-Modelle taugen da schon eher als Kaufanreiz. Schafft mittlerweile jedes Sparmodell passable Schnappschüsse, knipsen die Edel-Smartphones längst auf dem Niveau guter Digitalkameras. Und das auch bei schwierigen Lichtbedingungen oder sich bewegenden Motiven. Obwohl der zuletzt größte Sprung bei der Smartphone-Fotografie in der Nutzung von künstlicher Intelligenz zur Verbesserung der Bilder lag, punktet die bessere Hardware der Premium-Smartphones mit einer schnelleren Berechnung der Bilder, lichtempfindlicheren Sensoren oder einem Teleobjektiv. Und damit letztlich doch mit besser aussehenden Fotos. Viele Kunden überzeugt das offenbar. Die beste Kamera ist schließlich die, die man dabei hat.

Bremse durch die Inflation
Die steigende Inflation könnte die Strategie allerdings schwieriger machen. Ein Beispiel ist das iPhone 14. Das Upgrade fiel beim Basismodell dieses Jahr ungewöhnlich klein aus, echte Neuerungen gab es vor allem bei den beiden Pro-Modellen. So sollten die Edelgeräte für die Kunden interessanter gemacht werden. Weil aber gleichzeitig die Preise aller Geräte erhöht wurden, ging diese Strategie teilweise wohl nach hinten los. Das iPhone 14 lag preislich plötzlich auf einem Niveau mit dem technisch immer noch attraktiveren Pro-Modell aus dem letzten Jahr.
Auch das neue iPhone 14 Plus, das erste Basismodell mit größerem Display, konnte zwar im Test überzeugen. Bei der Käuferschaft aber offenbar deutlich weniger. Berichten zufolge ist Apple mit den Verkaufszahlen alles andere als zufrieden, für das iPhone 15 soll die Planung bereits angepasst werden. Die Preise sprechen zumindest ein klares Wort: Während neue iPhones sonst erst nach Monaten günstiger werden, sind iPhone 14 und iPhone 14 Plus bereits sehr schnell im Preis gefallen, sie kosten zehn bis 15 Prozent weniger. In Bezug auf die Premium-Modelle ging Apples Rechnung aber offenbar auf: Sie kosten quasi überall genauso viel wie bei der Markteinführung im September.
Quellen: Statista, Idealo, Mac Rumors