"Das ist ja winzig", stößt meine Frau aus, als sie im Auto auf meinem iPhone die Musik wechseln soll. Ist es eigentlich gar nicht: Ich nutze ein iPhone 14 Pro (hier bei uns im Test), das mit seinem 6,1-Zoll-Display exakt genauso groß ist wie das iPhone 12, das sie zwei Jahre lang genutzt hatte. Doch sie hatte sich bereits an die deutlich größeren 6,7 Zoll iPhone des iPhone 14 Plus gewöhnt. Und das, obwohl sie es zu diesem Zeitpunkt erst eine Stunde genutzt hatte.
Die Größe ist das wichtigste Feature des iPhone 14 Plus. Nachdem Apple in den letzten beiden Jahren auf ein Mini-iPhone setzte, versucht man es diesmal in die andere Richtung. Und bietet erstmals seit Einführung des iPhone Pro auch das Basismodell in einer größeren Variante an. Technisch ist es in nahezu jeder Hinsicht identisch mit dem iPhone 14, das wir in unserem Test als eher kleines Upgrade gegenüber dem Vorjahr empfanden. Kann das Plus diesen Eindruck mit seiner Größe wettmachen? Diese Frage soll der Test beantworten.

Einmal in groß, bitte
Dass iPhones mittlerweile recht groß sind, ist keine neue Entwicklung. Schon ab dem iPhone 6 bot Apple erstmals ein Plus-Modell an. Das iPhone 14 Plus macht allerdings einen ordentlichen Sprung. Mit 6,7 Zoll Displaydiagonale ist es ein ganzes Stück größer als die früher nur 5,5 Zoll messenden Plus-iPhones. Die jetzige Größe kannte man bisher nur von den Max-Modellen. Die unterscheiden sich allerdings deutlich mehr vom Basis-iPhone als es beim Plus der Fall ist. Die Max-Modelle sind seit dem iPhone 11 Teil der Pro-Reihe, bieten sowohl bei Design, Materialien aber auch der Display-Technik, dem Chip und der Kamera zahlreiche Vorteile. Das aktuelle iPhone 14 Pro Max kostet mit einem Preis ab aktuell 1449 Euro allerdings eine ganze Stange mehr.
Das Plus dagegen ist dem iPhone 14 in nahezu jeder Hinsicht technisch identisch, sie unterscheiden sich weder beim Design, noch beim Prozessor oder der Kamera. Die beiden einzigen echten Unterschiede: Das größere Display bringt eine minimal höhere Auflösung mit sich (2778x1284 Pixel gegenüber 2532x1170 Pixel beim iPhone 14), kann durch die Größe mehr Inhalte anzeigen. Und: Das gewachsene Gehäuse erlaubt einen größeren Akku.
Ein echtes Plus
Beides ist im Alltag sofort zu spüren. Das Plus an Display ist in nahezu jeder App bemerkbar. Ob bei Fotos, Spielen oder bei Texten wie Chats oder Nachrichtenseiten: Alles ist auf einen Schlag größer. Von Webseiten und Chatverlauf ist mehr zu sehen, Fotos sind auch ohne Zoomen etwas detailreicher. Meine Frau begeisterte das erstaunlich schnell, nachdem sie mich jahrelang damit aufzog, wie riesig meine Max-Modelle seien. Den größten Vorteil bietet das iPhone 14 Plus, wenn man auf größere Text-Anzeige angewiesen ist. Trotz gestiegener Schriftgröße bekommt man dann teilweise immer noch mehr vom Text zu sehen, als es beim kleinen Modell mit normaler Schriftgröße der Fall ist.
Das Plus an Akku ist ebenfalls spürbar. Apple spricht von seinem iPhone mit der besten Laufzeit, im Testzeitraum war das so nicht komplett überprüfbar. Was aber richtig ist: Die Laufzeit ist beeindruckend. Nach einem ganzen Tag Alltagsnutzung mit mehreren Stunden Fotografie, chatten, Podcasts und Netflix waren am Abend noch 60 Prozent übrig. Im Klartext heißt das: Selbst am zweiten Abend waren noch Reserven drin. Das iPhone 14 Plus ist ein echter Langläufer.
Beides kommt ohne den größten Nachteil des iPhone Pro Max. Weil Apple auf hochwertige Materialien wie den Edelstahl-Rahmen setzt, sind die Pro-Modelle und besonders das Max echte Schwergewichte. 238 Gramm brachte das 13 Pro Max auf die Waage, beim 14 Pro Max sind es noch einmal zwei Gramm mehr. Im Vergleich fühlt sich das iPhone 14 Plus trotz gleicher Maße dank seines Aluminium-Rahmens geradezu leicht an. Kein Wunder: Mit 203 Gramm wiegt es fast 20 Prozent weniger. Das macht das Hantieren mit dem großen Screen tatsächlich angenehmer.

iPhone 14 Plus: So gut sind Chip und Kamera
Bei den technischen Details wie dem Prozessor und der Kamera ist das iPhone 14 Plus dem einfachen 14-Modell schlicht ebenbürtig. Auch das Plus bekommt nur eine leicht überarbeitete Version des A15-Chip vom letzten Jahr, der aber ohnehin so schnell ist, dass er alle Alltagsaufgaben und selbst aufwendigere Anwendungen wie Spiele problemlos meistert.

Dasselbe gilt für die Kameras. Sie schießen tagsüber hervorragende, bei schlechtem Licht immer noch sehr gute Bilder, die oft selbst an die der Pro-Modelle herankommen. In machen Lowlight-Situationen kann die Knipse sogar das iPhone 13 Pro überholen. Gut zu sehen ist das bei diesen Detailaufnahmen einer nächtlichen Konditorei.

Einen Fotovergleich zwischen iPhone 14, iPhone 14 Pro und iPhone 13 Pro Max finden Sie in der Fotostrecke. Natürlich besitzt das Plus-Modell wie das iPhone 14 einen Autofokus in der Selfie-Kamera.
iPhone vs iPhone 14 Pro: Das taugen die Kameras wirklich

Zwei neue Features, die keiner brauchen will
Wie die anderen diesjährigen iPhone-Modelle bietet das iPhone 14 Plus zwei Neuerungen, die man lieber nicht ausprobiert: Es erkennt durch neue Sensoren automatisch, ob man in einen Autounfall verwickelt ist und setzt dann einen Notruf ab. Und: In den USA und Kanada kann das iPhone auch dann eine Telefonverbindung zu Rettungskräften aufnehmen, wenn es gar keinen Empfang gibt, indem es direkten Kontakt zu Satelliten aufnimmt. Beide Funktionen sind im Notfall sicher sehr nützlich, als echter Kaufgrund dürften sie aber den wenigsten gelten.

Fazit zum iPhone 14 Plus: Mehr als Dasselbe in groß
Das neue iPhone 14 Plus ist ein Novum: Noch nie gab es ein Basis-iPhone mit einem so großen Display. Obwohl es sich vom iPhone 14 wirklich nur in der Größe unterscheidet, bietet es dadurch einen echten Mehrwert. Auf dem Display ist mehr zu sehen, die Akkulaufzeit wächst spürbar. Damit hat es schon mehr nützliche Neuerungen zu bieten, als das bis auf die besseren Kameras recht schwache Update des iPhone 14.
Doch natürlich kennt man die Größe als wichtigstes Alleinstellungsmerkmal bereits - etwa von den Max-Modellen. Tatsächlich dürfte der schwierigere Vergleich für das iPhone 14 Plus daher weniger das iPhone 14, sondern vielmehr das 13 Pro Max sein. Es kostet nur noch knapp 100 Euro mehr, hat mit seinem Edelstahl-Rahmen, dem butterweich scrollenden 120-Hertz-Display und der zusätzlichen 3x-Telelinse bei der Kamera aber einige echte Vorteile zu bieten. Wie schon beim iPhone 14 macht Apples saftiger Preisaufschlag gemeinsam mit den verhältnismäßig geringen Neuerungen der Basis-Modelle die letztjährigen Pro-Modelle zu einer ungewohnt attraktiven Alternative.
Ein echter Vorteil des iPhone 14 Plus gegenüber dem 13 Pro Max ist, dass es sich erheblich leichter anfühlt und dadurch gerade bei langer Nutzung angenehmer in der Hand liegt. Auch wer unbedingt die neuen Notfall-Funktionen und den Autofokus der Selfie-Kamera haben möchte, sollte lieber zum 14 Plus greifen. Damit hat das Plus-Modell deutlich klarere Kaufanreize als es beim iPhone 14 im Vergleich zum iPhone 13 Pro der Fall ist.
Das iPhone 14 Plus ist ab Freitag, den 7. Oktober im Handel. Es kostet ab 1149 Euro.
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