Besetzt, besetzt, besetzt. Bei Telcoland ist es schwer durchzukommen. Der Ansturm bei dem bislang eher unauffälligen Unternehmen ist verständlich, schaufelt ihm Vodafone doch einen Teil seiner Kunden zu. Denn Telcoland handelt mit einem der begehrtesten Güter, das die Mobilfunkbranche derzeit bietet: dem iPhone von Apple. Die aus dem Ausland importierten Modelle sind nicht an ein bestimmtes Netz gebunden und können ohne Einschränkung auch im Vodafone-Netz funken.
Die enorme iPhone-Nachfrage sorgt nicht nur bei dem exklusiven Vertriebspartner Deutsche Telekom für glänzende Geschäfte. Rund eine Million Geräte haben die Bonner seit 2007 verkauft. Um an dem Rummel mitzuverdienen, bedienen sich Wettbewerber, die Telekom sowie unabhängige Händler der verschiedensten Tricks. Es werden Abmahnungen versendet, neue Preismodelle ausgetüftelt und Kooperationen mit Reimporteuren geschmiedet. Vorläufiger Höhepunkt: die Webpetition der E- Plus-Tochter Simyo, "Free iPhones". Die wohl nicht ganz ernst gemeinte Forderung an die Geschäftsführung von Apple Deutschland nach bindungsfreien iPhones haben binnen etwa sieben Wochen 16.652 Menschen virtuell unterzeichnet.
Ein ganzes Heer von Reimporteuren bietet die begehrten Handys mittlerweile im Internet an. Um iPhone-Fans nicht zu verlieren, kooperieren Mobilfunker wie E-Plus oder Vodafone mit ihnen. Simyo leitet über die Petitionswebsite freeiphones.de mit wenigen Klicks an den Händler Retailkey-Shop weiter. Dort kostet das iPhone 3G mit acht Gigabyte Speicher derzeit knapp 550 Euro.
Daneben ist ein regelrechter Handytourismus entstanden. Deutsche fahren in Nachbarländer wie Tschechien oder Belgien und kaufen dort gleich mehrere iPhones, die sich in Deutschland mit jedem beliebigen Vertrag nutzen lassen. Das funktioniert, da in einigen Ländern vorgeschrieben ist, dass alle Handys auch ohne Netzbindung verkauft werden müssen.
Fünf auf einen Schlag
"Mein Kollege und ich haben insgesamt fünf Geräte (auch für Freunde) gekauft und damit halb Nordtschechien leergekauft", brüstet sich der Nutzer "TG" bei dem Webdienst iphone-ticker.de. Es wären mehr geworden, hätte nicht ein anderer Deutscher in einem Laden zwei Stunden zuvor fünf auf einen Schlag gekauft, berichtet der frischgebackene iPhone-Besitzer weiter.
Obwohl Telekom und Apple bei den europäischen Reimporten die Hände gebunden sind, wachen die Bonner genau über jeden Schritt der Konkurrenten. "Wir wollen unsere Exklusivrechte wahren", sagte ein Telekom-Sprecher. "Es gab schon mehrere Abmahnungen." Eine ging kürzlich an Vodafone, das Unternehmen hat daraufhin einen Tarif eingestellt, der für die iPhone-Nutzung gut geeignet war.
Es geht auch andersherum: Der deutsche iPhone-Importeur 3Gstore.de mahnt die Telekom ab, weil die neuen Fernseh-Werbespots und Anzeigen "wahrheitswidrig, irreführend und geschäftsschädigend" seien. T-Mobile wirbt damit, dass das iPhone der neuesten Generation "exklusiv bei T-Mobile" erhältlich sei. "Allein unsere Existenz belegt doch, dass die Behauptung von T-Mobile schlicht falsch ist", sagt 3Gstore.de-Geschäftsführer Enno Lenze. In der Abmahnung fordert er T-Mobile auf, den Slogan in Zukunft nicht mehr zu verwenden und bis zum 17. August um 16 Uhr eine Unterlassungserklärung zu unterzeichnen. Streitwert: 150.000 Euro. Lenkt der Konzern nicht ein, will er eine einstweilige Verfügung erstreiten. Lenze verkauft nach eigenen Angaben pro Monat 1000 Apple-Handys. Ein T-Mobile-Sprecher bestätigt zwar den Eingang der Abmahnung noch nicht - findet sie allerdings "lustig". Lenze findet es weniger zum Schmunzeln. "Die machen keinen fairen Wettbewerb und nutzen ihre Marktmacht aus, das ist nicht legal."
Fast zeitgleich tun die Bonner den Importeuren möglicherweise einen Gefallen. Der Konzern erhöht den Preis für das iPhone in seinen Einsteigertarifen. "Das ist ein ganz normaler Prozess. Der Preis wird immer der Nachfrage angepasst", sagt der Telekom-Sprecher. Kaufpreis und monatliche Gebühr addiert, kosten die Telekom-iPhones ähnlich viel wie die reimportierten Geräte. Damit entfällt ein Anreiz, ein Telekom-Gerät zu kaufen, die Netzsperre zu umgehen und andere Verträge zu nutzen.
In Großbritannien bietet sich ein anderes Bild: Dort ist die Telekom nicht strenger Wächter, sondern macht es wie Vodafone in Deutschland. "Wenn Sie hartnäckig genug nachfragen, ist es relativ sicher, dass Sie auch an ein iPhone kommen", heißt es in Bonn. Mitarbeiter der Kundenhotline verweisen an Importeure. In Großbritannien besitzt die Telefónica-Tochter O2 die Exklusivrechte. Marktführer O2 nimmt den Vertrieb durch die Hintertür sportlich - und übt sich in britischer Zurückhaltung.
Gefunden in der "Financial Times Deutschland: www.ftd.de