Es ist der Traum vieler Abiturienten: Nach dem Abschluss ein Dreivierteljahr durch Australien reisen. Für die Familie von Theo H. ist dessen Traumreise zum Albtraum geworden. Seit über zwei Wochen ist der 18-jährige Belgier spurlos verschwunden. Nun versucht es sein Vater mit einem verzweifelten Appell an Whatsapp.
"Wir wissen, dass Theo in der Nacht seines Verschwindens Whatsapp benutzt hat", erklärte sein Vater bei einer Pressekonferenz im Polizeirevier der australischen Stadt Tweed Heads am Montag. "Es ist wirklich lebenswichtig, dass die Ermittler ohne Verzögerung Zugriff auf Theos Whatsapp-Account bekommen. Jede Minute zählt." Seine Hoffnung: Der Whatsapp-Betreiber Facebook solle die Chats seines Sohnes entschlüsseln. "Ich weiß, dass das wegen der Geheimhaltungspolitik problematisch ist. Aber es geht darum, einem Menschen in akuter Gefahr zu helfen."
Mysteriöses Verschwinden
Seit dem 6. Juni ist Theo vermisst gemeldet, seitdem versuchen Polizei und Öffentlichkeit herauszufinden, was passiert ist. Er hatte sein Hostel in New South Wales verlassen, danach verliert sich seine Spur. Das letzte Lebenszeichen ist eine Aufzeichnung einer Sicherheitskamera in einem Laden. Theo hatte in der Nähe eines Nachtclubs gemeinsam mit einem Mann Alkohol gekauft. Sein Verschwinden wurde vom Personal seines Hostels entdeckt. Er hatte in seinem Zimmer sein Gepäck, inklusive dem Reisepass zurückgelassen, hatte aber nicht ausgecheckt. Wenige Wochen später wollte er eigentlich nach Belgien zurückkehren.
Whatsapp hat sich mittlerweile zu der Bitte geäußert. Man verstehe die Wichtigkeit der Ermittlung, heißt es in einer Erklärung des Dienstes. "Wir unterstützen sie unter Berücksichtigung der gesetzlichen Lage und unserer Nutzungsbedingungen." Dem Wunsch des Vaters wird man so aber nicht nachkommen können: Die Nachrichten zwischen Nutzern sind laut Whatsapp Ende-zu-Ende verschlüsselt, der Dienst kann sie nach eigenen Angaben nicht mitlesen - und auch nicht für andere entschlüsseln.
Ermittlungsbehörden wollen Zugang
Die Verschlüsselung des beliebten Messengers ist Ermittlungsbehörden und Politikern weltweit ein Dorn im Auge. Schon länger fordern Polizei und Geheimdienste Zugang zu den Chats, auch die deutsche Innenministerkonferenz will einen Hintereingang zum Messenger durchsetzen. In Australien ist ein entsprechendes Gesetz ebenfalls in Planung.
Über andere Wege kann Whatsapp bei der Suche eventuell trotzdem helfen. Der Dienst wertet aus, wann wer mit wem gesprochen hat, auch GPS-Daten könnten theoretisch gespeichert worden sein. "Unsere Ermittler werden alle Informationen auswerten, die zur Verfügung stehen", versprach der örtliche Polizei-Chef Dave Roptell bei der Pressekonferenz.
Sein Vater wird wohl ebenfalls weitermachen. "Ich habe Theos Bruder versprochen, ihn lebend zurückzubringen", erklärte er während der Konferenz unter Tränen. "Bitte helfen Sie uns."