Caligula war der vierte Imperator Roms, doch von der Größe des Augustus war wenig übrig geblieben, außer der Prunksucht. Nun kann man die herrlichen Gärten des wahnsinnigen Kaisers besuchen.
Offiziell hieß er Gaius Julius Caesar Germanicus, wurde aber unter dem Namen Caligula – das Soldatenstiefelchen - bekannt. Und das war auch da einzige, was ihn positiv auszeichnete, er trug den Namen, weil seine Mutter Agrippina die Ältere seinen Vater Germanicus ins Feldlager zu den Legionen begleitete. Sie schnürte das gewickelte Kind in die Bänder einer Sandale der Legionäre ein. Derlei Geschichten liebten die Legionen.
Der Dunstkreis des grausamen Tiberius
Caligula war ein hitziger junger Mann, der zunächst isoliert nur mit seinen drei Schwestern aufwuchs. Vollkommen wurde er verdorben, als er in den Umkreis seines Vorgängers Tiberius geriet. Der regierte Reich und Stadt von seiner riesigen Villa auf der Insel Capri. Tiberius war ein fähiger Administrator und Feldheer, auf die Morde und Anschläge gegen seine Angehörigen reagierte er mit einer Herrschaft des Schreckens. Niemand war vor seinem Zorn sicher, Angehörige der wichtigsten Familien ließ er hinrichten. Dabei vertraute er dem Prätorianerpräfekten Seianus. Nicht ahnend, dass Seianus hinter den Anschlägen auf die Angehörigen des Kaiserhauses steckte. Dazu soll sich Tiberius auf Capri als alter Mann sadistischen Perversionen hingegeben haben. Das prägte den jungen Caligula nachhaltig, nur dass der sprunghafte Jüngling keine der Fähigkeiten seines Großonkels besaß.
Der Wüstling
Vier Jahre lang herrschte Caligula über Rom, dabei stützte er sich auf die Zustimmung der unteren Klassen, seine Prachtentfaltung und seine Geschenke zerrütteten die Staatsfinanzen. Der Adel wurde nicht nur von willkürlichen Hinrichtungen, verbunden mit dem Einzug des Vermögens heimgesucht. Caligula war auch sexuell ein Wüstling und liebte es Frauen, Schwester und Töchter hochgestellter Personen zu vergewaltigen.
Krönung war sein sexuelles Verhältnis zu seiner Schwester Drusilla. Neben seinen Ausschweifungen war Caligula rachsüchtig und von seiner Göttlichkeit überzeugt. Sein Pferd Incitatus wollte er sogar zum Konsul erklären. Außer Orgien und Spiele brachte er wenig zustande, sein Versuch Britannien zu erobern, scheiterte kläglich. Die Legionen weigerten sich dem Verrückten zu folgen.
Entrückte Traumwelt Caligulas
Sein Lieblingsort in Rom war die Traumwelt des kaiserlichen Lustgartens, der Horti Lamiani. Die weitläufige Anlage erstreckte sich auf dem Esquiline-Hügel. Es handelte sich nicht um ein geschlossenes Gebäude, so wie es der später Kaiser Diocletian in Split anlegen ließ, sondern um eine Art von Ideal-Landschaft. Der Park war durch und durch künstlich angelegt, wirkte aber natürlich, in ihm verstreut lagen Villen, Schreine und Festsäle. Die Horti Lamiani besaßen Obstgärten, Brunnen, Terrassen, ein Badehaus, das mit farbigem Marmor aus dem ganzen Mittelmeerraum geschmückt war, und natürlich exotische Tiere. Die Horti Lamiani wurden nicht von Caligula selbst gebaut, sondern von Lucius Aelius Lamia, einem Weggefährten des Tiberius, der seinen Besitz dem Kaiser vermachte.
Rekonstruktion nach Abbruch eines Wohnhauses
Lange Zeit glaubte man, dass dieser Ort unrettbar verloren sei. Doch dann wurde ein Teil des Gartens entdeckt. Man fand die Stätte unter den Trümmern eines Wohnkomplexes aus dem 19. Jahrhundert. Ab dem kommenden Frühjahr können Besucher eine unterirdische Galerie besuchen, die einen Teil des kaiserlichen Gartens zeigt. "Die Ruinen erzählen außergewöhnliche Geschichten, angefangen bei den Tieren", so Mirella Serlorenzi, die Leiterin der Ausgrabungen des Kulturministeriums. "Es ist nicht schwer, sich Tiere, einige in Käfigen, andere in freier Wildbahn, in dieser verwunschenen Umgebung vorzustellen." Caligula verfütterte Verurteilte an seine wilden Tiere, als das Rindfleisch zu teuer wurde.
Die Objekte und baulichen Überreste zeigen vor allen den Prunk, in dem Caligula lebte. Die Altertumswissenschaftlerin Daisy Dunn sagte, die Funde seien noch extravaganter, als die Wissenschaft erwartet hätte. "Die Fresken sind unglaublich verziert und von einem sehr hohen dekorativen Standard", sagt Dunn. Und etwas enttäuscht: "Angesichts der Beschreibungen von Caligulas zügellosem Lebensstil und seinem Appetit auf Luxus hatten wir erwartet, dass die Entwürfe ziemlich unanständig sind."
41. n. Chr. wurde Caligula von seiner Leibwache in Stücke gehackt. Der Tote wurde in den Horti Lamiani verbrannt und bestattet. Die Römer waren überzeugt, dass sein Geist in den Gärten spukt. Bis etwa 200 n. Chr. wurde die palastartige Anlage noch benutzt. Im vierten Jahrhundert verfiel sie und die wertvollen Baumaterialien wurden als Steinbruch geplündert.