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Ausgrabung Totenköpfe und Liebeszauber – magisches Werkzeug einer Zauberin aus Pompeji entdeckt

Das Kästchen barg eine erstaunliche Anzahl an Gegenständen.
Das Kästchen barg eine erstaunliche Anzahl an Gegenständen.
© Archaeological Park of Pompeii / pr
Das sogenannte Gartenhaus von Pompeji gibt seine Geheimnisse preis. Nun wurde das umfangreiche Set einer Magierin gefunden. Die 100 kleinen Gegenstände wurden wahrscheinlich für Fruchtbarkeits- und Liebesrituale verwendet.

Das Gartenhaus von Pompeji – die Casa del Giardino - birgt weitere Überraschungen. Erst vor Kurzem hat man ein "Fluchtpferd" entdeckt. Das Tier wartete gezäumt und gesattelt, um seinen Besitzer aus der todgeweihten Stadt zu tragen. Doch der – vermutlich ein hoher Militär – kam nie, so ereilte der Tod durch den Ascheregen das Tier.

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In dem gleichen Gebäude wurde nun eine kleine Holzkiste gefunden. Die Kiste war verfallen, nur die Scharniere noch vorhanden. Doch der Inhalt der Box hat die Zeiten unbeschadet, konserviert von der Asche, überstanden.

Zeitkapsel des weiblichen Lebens

Es ist eine kleine Zeitkapsel, die einen ungewöhnlichen Einblick in das feminine Leben vor 2000 Jahre erlaubt. Die 100 kleinen Objekte gehörten zum Handwerkskasten einer Zauberin. Darunter befinden Knöpfe aus Knochen, geschnitzte Skarabäuskäfer, kleine Penisse, kleine Schädel und Puppen, so der Bericht des Archäologischen Park von Pompeji. "Sie sind Objekte des Alltags in der weiblichen Welt und so außergewöhnlich, weil sie Mikrogeschichten erzählen, Biografien der Bewohner der Stadt, die versuchten dem Ausbruch zu entkommen", so Massimo Osanna, Direktor des Archäologieparks. Besonders interessant: Es wurden weder Edelsteine noch Edelmetalle für die Gegenstände verwandt. Daher ist anzunehmen, dass die magischen Utensilien trotz des hohen künstlerischen Standards nicht einer Frau der Oberschicht gehörten. Massimo Osanna nimmt an, dass sie im Besitz einer Dienerin oder Sklavin waren.

Urlaubsort der Oberschicht

Das Gartenhaus gehört zu dem Komplex einer Villa in einem Vorort Pompejis. Man nimmt an, dass das Gebäude einem bedeutenden militärischen Kommandeur gehört hat. Der Ausbruch des Vulkans Vesuv 79 n. Chr. führte zu großen Lavaströmen. Ein Großteil der damals vernichteten Städte, Pompeji und Herculaneum, wurden jedoch von einem Ascheregen bedeckt, der Gebäude und Menschen und Tiere unter sich bedeckte. Umstritten ist, wie die Menschen zu Tode kamen. Früher nahm man an, sie seien von der heißen Lava bedeckt oder von der Asche erdrückt worden. Inzwischen geht man davon aus, dass der Tod die meisten früher ereilte und sie durch giftige Gase und durch eine Art von extrem heißen Flammenzungen getötet wurden. Neue Auswertungen von Überresten der Toten deuten auf eine extreme Erhitzung hin, die so schnell kam, dass den Opfern buchstäblich das Blut kochte und Schädel wegen der plötzlichen Ausdehnung quasi explodierten. 

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Die Briefe Plinius des Jüngeren geben einen detaillierten Einblick über den Ausbruch. Er schildert den wie sein Onkel - Plinius der Ältere – das Naturphänomen beobachten und dabei Menschen an der Küste retten wollte. Plinius der Ältere starb bei dem Versuch.

Glücksbringer und Schutzzauber

Die Gegenstände des Schatzkästchens sind zum Teil magische Gegenstände und zum anderen sind es rituelle Schmuckstücke, die damals von den Frauen während besonderer Zeremonien getragen wurden. Viele Gegenstände deuten auf Liebeszauber und Anwendungen in Zusammenhang mit Geburt und Schwangerschaft hin. In einem Stück ist der Kopf des Dionysos eingraviert, auf einem anderen ein tanzender Satyr. "Es gibt Dutzende von Glücksbringern und Objekte, denen damals die Kraft zugeschrieben wurde, Unglück abzuwehren", sagte Osanna der Nachrichtenagentur ANSA

Die Wissenschaftler nehmen an, dass sich die Besitzerin immer noch im Gartenhaus befindet. "Wir haben einen Raum mit zehn Opfern entdeckt, darunter Frauen und Kinder, und jetzt versuchen wir, dank der DNA-Analyse Verwandtschaftsbeziehungen aufzubauen. Vielleicht gehörte diese kostbare Box einem dieser Opfer", hofft Osanna.

Neudatierung des Ausbruchs

Neben dem gesattelten Pferd wurde in der Casa del Giardino eine Inschrift entdeckt, die darauf hindeutet, dass der Ausbruch im Jahr 79 n. Chr. im Oktober und nicht im August stattfand, wie zuvor lange gedacht. Pompeji und Herculaneum waren eine Art von Ferienstädten für die reiche römische Oberschicht, daher erklärt sich auch die große Menge an aufwendigen Prachtbauten. Auch die Terrassen der Villa, zu der das Gartenhaus gehörte, sahen auf den nahen Golf von Neapel herab und die Insel Capri. In der Zeit um 27 n. Chr. zog sich der römische Kaiser Tiberius auf diese Insel zurück und lenkte von dort die Geschicke des Imperiums.

Quelle: Archaeological Park of Pompeii

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