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Ostrom Griechisches Feuer: Wie das Napalm der Antike 800 Jahre lang Byzanz beschützte

Das Griechische Feuer besaß eine starke Wirkung, ließ sich aber nur mit einem komplizierten Prozedere einsetzen.
Das Griechische Feuer besaß eine starke Wirkung, ließ sich aber nur mit einem komplizierten Prozedere einsetzen.
© Wikipedia / Commons
Callinicus von Heliopolis floh vor den muslimischen Eroberern Syriens. Für den Kaiser von Byzanz schuf er eine schreckliche Wunderwaffe. 800 Jahre lang verbrannte sein Griechisches Feuer jeden, der die Stadt am Bosporus erobern wollte.

Das römische Imperium basierte auf der Macht der Legionen. Auf ihrer Disziplin im Kampf und ihrer Fähigkeit, auch im Gefecht komplexe Manöver auszuführen. Das ist allgemein bekannt. Weniger bekannt ist, dass das Oströmische Reich auch eine Superwaffe hatte, die es Byzanz erlaubte, den Untergang der westlichen Reichshälfte 1000 Jahre zu überleben. Die vielen Feinde, die das schrumpfende Gebiet von Byzanz – dem heutigen Istanbul - von allen Seiten bedrohten, wurden von einer Art Napalm der Antike in Schach gehalten – dem Griechischen Feuer.

Die Rezeptur der todbringenden Substanz war das am strengsten gehütete Reichsgeheimnis, das nur von Kaiser zu Kaiser bis zum Fall des Reiches 1453 weitergegeben wurde. Mit dem Untergang des Reiches ging auch die genaue Zusammensetzung verloren. Bis heute konnte man es nicht rekonstruieren.

Ungeahnte Wirkung

Brandwaffen waren nichts Besonderes im Krieg – man nutzte Brandpfeile und Feuertöpfe gegen Befestigungen oder ließ brennende Ballen auf die Schlachtreihen der Gegner rollen. Um die Wirkung zu verstärken, wurden Lappen und Hölzer mit Fett oder Öl getränkt. Selbst fette Schweine wurden bei Belagerungen in Brand gesetzt. Doch das Griechische Feuer besaß eine ganz andere Qualität, die Wirkung ähnelte dem heutigen Napalm. Seine infernalische Wirkung und das Dröhnen der ausgestoßenen Flammen, erinnerten die Zeitgenossen an die Apokalypse. Mit einer normalen Kriegsführung hatte das nichts zu tun.

Entstanden ist das Feuer in neuer Notsituation des Imperiums. Zur Zeit von Konstantin IV. Pogantus (668-685) war der vorhergehende Versuch, das Imperium in alter Größe wieder herzustellen, längst gescheitert. Der Kaiser sah sich einer neuen Herausforderung gegenüber – den arabischen Kriegern, die nach dem Tod des Propheten die Ostgebiete des Reiches unterwarfen. Da kam die neue Wunderwaffe gerade recht. Callinicus von Heliopolis floh vor den Eroberern aus seiner Heimat Syrien, er hat das todbringende Rezept für den Kaiser entwickelt. Wenn auch die spätere Legende behauptete, dass ein Engel Konstantin dem Großen das Ur-Rezept direkt aus dem Himmelreich übergeben hatte.

Nicht zu löschen 

Das Material hat sich bei Kontakt mit der Luft selbst entzündet, die klebrige Substanz konnte man nicht mit Wasser löschen. Es blieb an allem haften, mit dem es in Berührung kam, an Holz und an Haut und brannte sich dann ein, bis das Material, mit dem es in Berührung gekommen war, so heiß wurde, dass es sich entzündete. Selbst die Wellen der See verwandelte es in ein flammendes Inferno. Nur mit Essig oder abgestandenem Urin getränkte Häute oder Planen boten einen gewissen Schutz. Damit war es die perfekte Waffe für die Marine, bei einem Treffer setzte es die getroffenen Schiffe zuverlässig in Brand.

Das Material wurde in Töpfe gefüllt, die geworfen wurden oder es wurde von Katapulten geschleudert. Auf Schiffen wurde es von einer geheimnisvollen Apparatur verspritzt. Diese Feuerspritze bestand aus einem langen Rohr und einer Art Ofen, der zunächst Hitze aufbaute – mit einer pumpenden Bewegung wurde das Brandmittel dann in Schüben aus dem Rohr geschleudert. Das Ergebnis war ein Feuerstrahl von Dutzenden von Metern Länge, der sich durch die Luft bog.

Waffe aus Byzanz inspirierte "Game of Thrones"

Die kleinen Feuerschiffe der Byzantiner verwandelten sich in wütende feuerspeiende Drachen. Mehrmals zerstörten sie überlegene feindliche Flotten vollständig. Die Wirkung war so mächtig, dass sie auch die Serie "Game of Thrones" inspirierte. Das grün leuchtende Wildfire, das in der Schlacht von Blackwater eine ganze Flotte verbrennt, ist die Romanversion des Griechischen Feuers.

Außerdem hatten die Byzantiner tragbare Rohre, die wie ein Flammenwerfer benutzt wurden. Eine Quelle schreibt: "Von der Kiefer und einigen dieser immergrünen Bäume wird brennbares Harz gesammelt. Dieser wird mit Schwefel eingerieben und in Schläuche gesteckt und von Männern mit heftigem und anhaltendem Atemzug in die Höhe geschleudert. Dann fällt es wie ein feuriger Wirbelwind auf die Gesichter der Feinde." Um die Panik in den Reihen des Gegners auszunutzen wurden gleichzeitig Krähenfüße auf sie geworfen, ihre Haken waren so spitz, dass sie die Sohlen der Sandalen durchbohrten.

Besiegt durch die Arillerie

Heute nimmt man an, das Griechische Feuer habe aus einer Mischung von Erdöl, Pech, Schwefel, Kiefern- oder Zedernharz, Kalk und Bitumen bestanden, der man noch Salpeter zusetzte. Für die Feinde blieb das Teufelszeug ein Rätsel. Obwohl ihnen das Material und die Apparaturen in die Hände fielen, konnten sie es nie selbst anmischen. Ähnliche Rezepturen wurden später von Arabern und Kreuzrittern verwendet, sie erreichten aber nicht die Wirksamkeit des Originals. Die Kaiser von Byzanz setzten das Feuer nur in der größten Not ein, um sein Geheimnis zu bewahren. 800 Jahre lang schützte es die Mauern der Stadt. Solange, bis eine neue Superwaffe auftauchte. Bei der Eroberung der Stadt setzte der osmanische Sultan Mehmed II. schwere Belagerungskanonen ein - ihrer Reichweite übertraf die des tödlichen Feuers bei Weitem.

Quellen: STMU History MediaNational Interest


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