Digitale Recorder Das interessiert uns doch brennend

Es ist Zeit, den guten alten Videocassetten Lebewohl zu sagen - denn moderne Technik hat viel mehr zu bieten: Digitale Recorder, die Fernsehprogramme auf DVD brennen oder auf Festplatte speichern, wird es in bald in jedem Haushalt geben. Ein Marktüberblick.

Danke, VHS, aber 25 Jahre sind genug: Vor einem Vierteljahrhundert haben uns die analogen Videorecorder vom Programmkorsett des Fernsehens befreit. Das werden wir ihnen nie vergessen, doch jetzt wird es für sie allmählich Zeit, den wohlverdienten Ruhestand anzutreten. Denn ihre digitalen Erben können alles besser: Sie liefern schärfere Bilder, schaffen das lästige Vor- und Zurückspulen ab, überspringen Werbeblöcke, legen elektronische Inhaltsverzeichnisse an und rangieren im Regal die sperrigen Cassetten aus. Allerdings treten sie in etlichen Varianten an - als DVD- oder Festplattenrecorder, mit analogem oder digitalem Empfangsteil oder als Kombi-Gerät. Welche Lösung ist die richtige?

Alternative I: DVD-Recorder

Für den günstigen Einstieg in die digitale Videowelt bieten sich DVD-Recorder an: Gute Markengeräte gibt es schon für weniger als 400 Euro, Apparate ohne berühmtes Label gehen sogar für weniger als 300 Euro über den Ladentisch. Allerdings sollte die Kaufentscheidung nicht allein nach dem Preisschild fallen, es lohnt sich, Erkundigungen einzuziehen. Denn nicht nur Billigheimer frustrieren manchmal mit unübersichtlichen Menüs, umständlicher Senderprogrammierung und völlig unzumutbarer Prozedur bei der Timer-Einstellung. Das kann auch bei einem Markengerät der Fall sein.

Von Vorteil ist, wenn der Recorder die Senderbelegung vom Fernseher kopiert. Und die Timer-Programmierung mit dem bewährten Showview-System auf das Eintippen von ein paar Zahlen reduziert - gute Geräte zeigen ihrem Besitzer gar in einem komfortablen elektronischen Programmführer (EPG), was demnächst zum Mitschneiden lohnt.

Mehr Qualität = mehr Platzbedarf

Die Empfangs-Elektronik in DVD-Recordern funktioniert derzeit noch analog. Das heißt: Vor der Aufzeichnung müssen sie die Bilder, die aus dem Antennenkabel kommen, in digitale Signale umwandeln. Dazu bieten sie unterschiedliche Qualitätsstufen an, die zugleich darüber entscheiden, wie viel Programm auf die DVD-Rohlinge passt: Je besser das Bild sein soll, desto mehr Daten fallen an. In bester Qualität ist die selbst gebrannte Scheibe nach nur einer Stunde voll, in der (zumeist immer noch sehr guten) Standard-Qualität reicht ein DVD-Rohling für zweistündige Aufzeichnungen, und im extremen Langspielbetrieb sind sogar bis zu sechs Stunden Aufzeichnung möglich, allerdings erscheinen die Bilder dann mit flauen Konturen und gelegentlich sogar mit ruckelnden Bewegungen.

Verwirrung durch Format-Vielfalt

Soll die Aufnahme das gewohnte VHS-Niveau deutlich übertreffen, passt auf eine DVD also weniger als auf eine Videocassette. Doch Abhilfe ist schon in Sicht: Philips und Pioneer arbeiten an neuen DVD-Formaten mit doppelten Aufnahmeschichten, also mit doppelter Kapazität. Schon jetzt verwirrt die Formatvielfalt: DVD-R und DVD+R können im Prinzip das Gleiche - nämlich einen Rohling einmal mit einer Aufnahme beschreiben. DVD-RW und DVD+RW dagegen können mehrfach bespielt und wieder gelöscht werden.

Alternative II: Festplatten-Recorder

Die Alternative für alle, die gern mal einen ganzen Themenabend mit klaren Bildern und perfektem Ton mitschneiden möchten, heißt Festplattenrecorder. Die speichern das Fernsehprogramm schnell und fast geräuschlos auf einer Festplatte statt auf Cassetten oder Rohlingen. Die Geräte haben gegenüber VHS- oder DVD-Recordern einen entscheidenden Vorzug: Sie können gleichzeitig aufnehmen und wiedergeben, ein Fernsehprogramm also mit beliebigem Zeitversatz auf der Mattscheibe zeigen. Und, was für ein Glück: Sie überspringen auf Wunsch lästige Werbeblöcke. Nur einige wenige DVD-Recorder, die das DVD-RAM-Format beherrschen, können das auch ohne Festplatte.

Die meisten Festplattenrecorder haben zudem elektronische Programmführer, die nicht nur die Fernsehzeitschrift ersetzen, sondern auch die Timer-Programmierung zum Kinderspiel machen. Die TV-Server der Firma Fast, die zu den feinsten Vertretern dieser Gerätegattung zählen, lassen sich sogar über Programmführer im Internet fernsteuern.

Festplattenrecorder sind derzeit mit Speichergrößen zwischen 80 und 160 Gigabyte zu haben. Das reicht für 30 bis 60 Stunden Video-Repertoire in höchst ansehnlicher Qualität. Aber auch diese Kapazität ist irgendwann erschöpft, und dann gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder löscht die Maschine die alten Aufnahmen, um für neue Platz zu schaffen, oder sie überspielt ausgesuchte Programme zur Archivierung auf einen DVD-Recorder.

Alternative III: Kombigeräte

Weil die Kopie auf ein Zweitgerät recht umständlich ist, bieten immer mehr Hersteller Kombinationen aus DVD- und Festplattenrecordern an. Diese digitalen Gespanne sind mit Preisen ab etwa 1000 Euro noch recht kostspielig, aber die Investition lohnt: Eingebaute Schnittprogramme helfen, Aufnahmen vor der dauerhaften Konservierung von Werbeblöcken und umgebenden Video-Müll zu befreien. Dann genügt ein Klick auf die Fernbedienung, um das Wunschprogramm auf den Rohling zu kopieren.

Alternative IV: Settop-Boxen

Wer Fernsehprogramme digital via Satellit empfängt, hat noch eine andere Geräteart zur Auswahl: Settop-Boxen, die in ihrem Inneren Festplatten schnurren lassen und dort die Digitalsignale exakt so speichern, wie sie aus dem Orbit kommen. Das hat bestechende Vorteile: Die Aufzeichnung funktioniert völlig verlustfrei, und Surround-Sound in Dolby Digital, mit dem Pro Sieben, Sat1 und das ZDF gelegentlich ihre Sendungen veredeln, landet unverändert auf der Platte. Leider aber gibt es noch keine Geräte, die Digitalboxen mit DVD-Laufwerken für die Archivierung kombinieren. Als Ausweg bleibt die Überspielung auf einen DVD-Recorder - keine elegante Lösung.

Wer kein separates Gerät kaufen mag, kann auch einen PC mit dessen Festplatte zu einem fernsehenden Recorder aufmotzen Das erfordert allerdings ein wenig Tüftelei.

Selbst für Nostalgiker, die sich von ihrer Videosammlung im VHS-Regal nicht trennen mögen und trotzdem davon träumen, ihre Schätze auf DVD zu brennen, gibt es demnächst die passenden Digitalmaschinen. Voraussichtlich im Sommer dieses Jahres erscheinen die ersten Kombinationen aus VHS- und DVD-Recordern. Sie erlauben dann wechselseitiges Überspielen - und damit die dauerhafte Überführung ganzer VHS-Archive in die Welt der DVD. So findet die VHS-Ära zu einem würdigen Ende: Die Technik tritt ab, die Erinnerungen bleiben.

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Wolfgang Tunze

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