Als "Manta Manta" 1991 in die Kinos kam, war Tim Oliver Schultz kaum drei Jahre alt. Trotzdem hat der Schauspieler eine emotionale Verbindung mit dem Kult-Film, wie er im stern-Interview mit leuchtenden Augen erzählt. Der 34-Jährige ist bekannt geworden mit seinen Rollen in "Schloss Einstein", "Club der roten Bänder" und "Systemfehler – Wenn Inge tanzt". In "Manta Manta – Zwoter Teil" spielt er den Sohn von Til Schweiger und Tina Ruland, die bereits im ersten Teil dabei waren. Das Sequel ist seit Donnerstag (30. März 2023) in den Kinos zu sehen und legte bereits am ersten Tag einen starken Start hin.
Tim Oliver Schultz, "Manta, Manta" ist so etwas wie deutsches Kulturgut. Welche Erinnerungen haben Sie an den ersten Teil und wie kam es, dass Sie jetzt im zweiten Teil mitspielen?
Mein bester Freund hatte damals die VHS-Kassette von "Manta, Manta" und ich habe den Film bestimmt 20, 30 Mal gesehen. Ich war so ein großer Fan, dass ich Teile daraus sogar mitsprechen konnte. Vor einiger Zeit war ich bei Til auf Mallorca wegen eines Castings für einen anderen Film. Dort hat er mir erzählt, dass sie eine "Manta, Manta"-Fortsetzung machen und ich war sofort begeistert. Er sah mich auf einmal an und sagte: "Du könntest doch meinen Sohn spielen." Ich habe sofort geantwortet: "Ja, bitte!" Danach hatte ich die Rolle, ohne ein richtiges Casting gemacht zu haben und war wahnsinnig glücklich. Es ist ein Traum in Erfüllung gegangen.
Was hat Sie an "Manta, Manta" fasziniert als Kind und Jugendlicher?
Der Film war ein Lebensgefühl. Es gab die Manta-Witze, mit denen man sich selbst aufs Korn genommen hat. Ich habe Klausi zum Beispiel sehr geliebt, den Michael Kessler gespielt hat und auch im zweiten Teil dabei ist. Es war einfach Kult, wie Til diesen rotzigen Bertie spielt. Dieser coole Typ, dann diese abgefahrenen Autos – einen bestimmten Lebensstil hat man auf die Leinwand gebracht. Das haben wir mit dem zweiten Film versucht, erneut einzufangen und in eine Geschichte einzubetten. Am Set war es spürbar, dass wir etwas ganz Besonderes machen.
Wie fühlt man sich eigentlich als Schweiger-Sohn, auch wenn es nur im Film so ist?
(lacht) Es war eine große Ehre. Gerade haben wir wieder einen Film gedreht, in dem er meinen Vater spielt. Til ist einer der herzlichsten Menschen, die ich je kennengelernt habe. Er ist ein Familienmensch durch und durch. In seine Familie hineingekommen zu sein, ist ein riesiges Geschenk. Ich fühle mich sehr wohl.
Gibt es etwas, das Sie sich auf beruflicher Ebene von ihm abgeschaut haben?
Die alles durchdringende Liebe zum Film. Er lebt für dieses Medium und arbeitet wahnsinnig viel. Er ist begeistert wie ein kleines Kind und lebt für seine Bücher, den Schnitt, die Schauspieler:innen. Das ist wirklich ansteckend!
Die Beziehung Ihrer beiden Figuren war am Anfang des Films eher davon geprägt, dass der Sohn auf gar keinen Fall so werden will wie sein Vater. Dann muss er gezwungenermaßen sehr viel Zeit mit ihm verbringen und erkennt, dass er doch viel von seinem Papa hat. Haben Sie ähnliche Erfahrungen gemacht?
Ich bin nach der Schule nach Wien gezogen und habe dort eine komplett neue Welt kennengelernt. Ich habe neue Freunde gefunden und mich mit neuen Themen auseinandergesetzt. Der Kontakt zu meiner Familie ist nie abgebrochen, aber ich kam zwei Jahre später nach Berlin zurück und der Kontakt hat sich intensiviert. Ich habe auf einmal eine neue Art der Wertschätzung empfunden. Niemand ist einem so ähnlich wie die Familie. Ich mache heute dieselben schlechten Witze wie mein Vater. Das ist vielleicht unangenehm für andere, aber für mich voll okay. (lacht) Es macht mich glücklich, dass meine Geschwister, meine Eltern und ich uns so nahe sind. In turbulenten Zeiten finde ich Halt bei ihnen. Sie geben mir Stabilität.
Ihre Figur "Daniel" ist Auto-Influencer – wie ist das bei Ihnen? Welche Beziehung hatten Sie vor dem Dreh mit Autos, PS, Schnelligkeit?
Mich hat es immer fasziniert. Der Vater meines besten Freundes hatte eine große Leidenschaft für schnelle Autos. Immer, wenn ich da war, bin ich mitgefahren. Das hat mich immer mehr begeistert, als meinen besten Freund. Aber ich habe nie Ambitionen gehabt, mir selbst solch ein Auto zu kaufen. Ich fahre Oldtimer. Momentan ist es ein T4 VW-Bus, mit dem ich weite Strecken in den Urlaub fahre.
"Bertie" sagt in einer Szene "Autos sind Freiheit" – was verbinden Sie mit dem Begriff Freiheit?
Freiheit heißt für mich, wenn ich so sein kann, wie ich bin, wenn ich mich nicht verstellen muss. Ich bin wahnsinnig gerne Gastgeber und liebe es, für meine Freunde und Familie zu kochen. Ob es im VW-Bus in Italien ist, bei mir zu Hause oder in meinem Haus auf dem Land – solange ich Menschen glücklich machen kann, in dem sie sich bei mir wohl fühlen, bin ich froh. Dann fühle ich mich frei.
Nun beschäftigt sich "Manta, Manta" genauso wie sein Nachfolger mit Autos und zeigt Autorennen. Nicht gerade dem heutigen Zeitgeist entsprechend, der Nachhaltigkeit in den Fokus rückt und entschieden gegen Verbrenner ist, oder?
Es geht nicht um politische Korrektheit bei dem Film, auch wenn wir nicht propagieren, dass sich jetzt jeder Benzinschleudern kaufen und damit sinnlos herumfahren soll. "Manta, Manta 2" ist ein unangepasster Film, der einfach Bock macht. Man kann sich fragen, ob man heutzutage noch Filme über Mantas machen muss – aber warum nicht? Das Potenzial für Shitstorms ist immer gegeben, aber ich habe keine Bedenken, dass das hier passieren könnte.
Wie gehen Sie als Filmschaffender und Teil von großen Projekten damit um, wenn Ihr Film dann doch einmal in den Fokus eines Shitstorms gerät?
Ich habe das schon mehrfach erlebt und ich finde es auch gut, dass heutzutage mehr hinterfragt wird als noch vor zehn Jahren. Wenn so etwas passiert, muss man reflektieren und die Sache differenziert betrachten. Ist da etwas dran? Hätte ich etwas anders machen sollen? Es trifft mich natürlich persönlich. Ungesund und nicht hilfreich ist es allerdings, wenn man jemanden verurteilt, weil er Teil von etwas ist, oder ihn sogar beleidigt und beschimpft.
Haben Sie das Gefühl, dass Künstler:innen sich heutzutage nicht mehr frei entfalten können?
Nein, das würde ich nicht sagen, auch wenn ich heutzutage vorsichtiger bin, gewisse Dinge zu äußern, als noch vor zehn Jahren. Bestimmte Witze aus Comedy-Shows, mit denen ich groß geworden bin, kann man heute nicht mehr machen und das ist auch gut so. Man muss immer überlegen, was man sagt. Als Schauspieler habe ich eine größere Reichweite als andere Menschen und deshalb sollte ich gründlicher darüber nachdenken, absolut. Aber wenn ich etwas äußere, das bei anderen Menschen nicht gut ankommt, ist es meine eigene Schuld. Dann finde ich es auch okay, wenn ich mich dafür rechtfertigen muss.