Der Allgemeine Deutsche Automobil-Club e. V. (ADAC) warnt seit 2016 vor unsicheren Funkschlüsseln moderner Fahrzeuge. Die ernüchternde Bilanz: Nur fünf Prozent von inzwischen 500 Testwagen sind vor einem Diebstahl durch Verlängerung der Funk-Signale geschützt. Betroffen sind sogenannte Keyless-Go-Systeme, also Funkschlüssel, bei denen die Annäherung an das Fahrzeug reicht, um es zu öffnen. Nicht gemeint sind Funkschlüssel, die bei einem Knopfdruck dafür sorgen, dass sich das Auto entriegelt.
Der Vorgang für Diebe ist dabei kinderleicht und mit Geräten für nur wenige Hundert Euro durchführbar. Der Einbruch beschränkt sich lediglich auf das Verlängern der Funksignale, die viele Schlüssel ständig aussenden. Beispiel: Im Haus liegt der Schlüssel eines Wagens. Eine Person nähert sich mit einem Empfänger dem Schlüssel, eine andere stellt sich mit einer kabellosen Verlängerung zum Auto – und schon kann es losgehen.
Fahren bis der Tank leer ist – und weiter
Dabei ist das nicht das einzige Problem: Läuft erst einmal der Motor, schaltet ich das Auto bei Verlust des Signals nicht aus. Diebe könnten also fahren, bis der Tank leer ist – oder sogar mit laufendem Motor tanken. Und der ADAC warnt: Sollte das Auto gefunden werden, gibt es bei dieser Art des Diebstahls selten Spuren, sodass es zu Problemen bei der Schadensregulierung kommen kann.
Die Liste der betroffenen Autos lässt kaum einen Hersteller gut dastehen: Audi, BMW, Citroen, DS, Fiat, Ford, Honda, Hyundai, Kia, Mazda, Mercedes, Nissan, Opel, Peugeot, Renault, Seat, Skoda, Toyota oder VW haben alle Modelle im Angebot, die sich im Test problemlos vom Hof fahren ließen. Die wenigen Keyless-Go-Motorräder der Marken KTM, BMW und Ducati, die der ADAC ebenfalls getestet hat, leisteten ebenso keinen Widerstand.
Doch es gibt Hoffnung: Seit 2018 kommt bei einigen Herstellern, darunter Jaguar Land Rover, Audi, Seat, Skoda und VW eine neue Technologie zum Einsatz. Die Verwendung sogenannter Computerchips mit Ultra-Wide-Band-Technik (UWB) verhindert, dass ein Signal verlängert werden kann. Das Fahrzeug kann in diesem Fall die tatsächliche Entfernung zum Schlüssel exakt erkennen und öffnet nur dann, wenn die Signallaufzeit plausibel ist, sprich direkt vom Schlüssel stammt.
Bewegungssensor reicht nicht aus
In 37 getesteten Autos sollte ein Bewegungssensor im Schlüssel für mehr Sicherheit sorgen. Hier schalten die Sender ihre Funktion ab, sobald für eine gewisse Zeit keine Bewegung festgestellt wurde. Da das Abschalten aber eine Weile beansprucht und der Schlüssel einige Minuten weiter Signale sendet, stuft der ADAC diese Form der Diebstahlsicherung als unzureichend ein. Sobald Diebe dem Opfer folgen würden, wäre ein solcher Sensor keine Hürde mehr, erklärt der Club.

Sollten Sie ein Fahrzeug auf der Liste besitzen und etwas tun wollen, gleicht der Rat vom ADAC einer bitteren Pille. Sicher sei man demnach nur, wenn man die Funktion deaktiviert. Dass damit die Kosten für das meist aufpreispflichtige Extra umsonst waren, ist ein harter Schlag. Doch Hausmittel gegen die Signalverlängerung funktionieren dem Bericht nach allesamt nicht.
Aluverpackung ohne Effekt
So findet man in Diskussionsforen oft den Rat, die Schlüssel in Alufolie zu wickeln, um das Aussenden des Signals zu blockieren. Der ADAC erklärt, dass die Abschirmung nicht immer optimal wäre oder durch Beschädigungen schnell durchlässig werde.
Möchte man die Funktion nicht abschalten, rät der Automobilclub dazu, den Aufbewahrungsort der Schlüssel innerhalb von Gebäuden möglichst fern von Türen und Fenstern zu wählen. Für Motorräder gilt wenig überraschend ein ähnlicher Rat, zusätzlich weist der ADAC darauf hin, dass ein Motorrad immer auch mit zusätzlichen Schlössern abgesichert werden sollte. Ein Bremsscheibenschloss in Verbindung mit einem Kettenschloss (im Idealfall an einem Bodenanker) erschwert einen Diebstahl deutlich.
Quelle: ADAC