Anzeige
Anzeige

Software "Knoop" Dorfbewohner in Schleswig-Holstein schalten Straßenlaternen nachts per App ein

Straßenlaternen beleuchten einen dunklen Weg
Irgendwann nachts gehen die Straßenlaternen aus - in Löwenstadt in Schleswig-Holstein können die Bewohner sie für jeweils zwölf Minuten wieder anknipsen.
© iStockphoto/Getty Images
Nachts durchs Dorf nach Hause gehen – und überall ist es dunkel? Nicht in Löwenstedt. In der kleinen Gemeinde in Schleswig-Holstein können die Dorfbewohner jederzeit die Straßenlaternen anknipsen – per App.

Über das kleine Dorf in Schleswig-Holstein berichten dieser Tage etliche Medien. Die Lokalzeitung war hier, der NDR und sogar der Bayerische Rundfunk. Was die Medienvertreter so interessiert, lässt sich auf der Website der 650-Seelen-Gemeinde nachlesen. "Löwenstadt aktuell" ist stolz auf "seine" App. Und sie wurde entwickelt  - von einem Löwenstedter.

Dank dieser Software können die Bewohner hier in dem Ort  zwischen Flensburg und Husum etwas, das in anderen Gemeinden nicht möglich ist. Sie knipsen nachts selbst die Straßenbeleuchtung an – über eine App auf ihrem Smartphone, den "Knoop". Das ist Plattdeutsch und heißt "Knopf".

Entwickler dieses Knopfes ist Simon Hansen. Eigentlich wollte der 26-jährige Informatiker nur, so sagte er jüngst dem NDR, eine Software austüfteln, mit der er die Deckenlampe in seinem Wohnzimmer steuern kann. Doch dann sei er einmal nachts im Dunkeln nach Hause gelaufen und fragte sich: Könnte man nicht das ganze Dorf beleuchten?

Technik ist vor allem etwas für kleine Orte auf dem Land

Die Idee des "Knoop" war geboren. Inzwischen seien Gemeinden in ganz Schleswig-Holstein an der Anwendung interessiert, sagte Hansen dem stern. Dabei richte sich die Technik an kleine Gemeinden. In großen Städten gebe es teils schon smarte Straßenlaternen, die miteinander kommunizieren können. "Wir richten uns aber speziell an kleine Orte, die mit wenig Aufwand ihre LED-Beleuchtung smart machen wollen", so Hansen zum stern.

Wie der "Knoop" funktioniert, können sich die Interessenten hier in Löwenstadt ansehen, und zwar am besten mitten in der Nacht. Wenn die Dauerbeleuchtung durch die Straßenlaternen ab 1 Uhr früh ausgeschaltet sind, kann man sie per App wieder anknipsen. Die Lampen machen dann für zwölf Minuten Licht – das reicht meist, um von der Dorfkneipe nach Hause zu laufen. Ansonsten drückt man den "Knoop" einfach ein zweites Mal.

Bürgermeister Holger Jensen, der den App-Erfinder aus seinem Dorf "schon immer" kennt, ist sehr zufrieden mit der neuen Technik für sein Dorf. Sie sei nicht nur bei den Nachtschwärmern beliebt, sagte er dem stern. "Hier wohnen auch viele ältere, alleinstehende Leute. Die empfinden es als positiv, wenn sie nachts ein Geräusch hören und einfach mal kurz das Licht im Dorf anmachen können." Dies gebe den Leuten auch ein Gefühl der Sicherheit.

Im vergangenen Herbst wurde die Technik erstmals in dem kleinen Ort installiert, zunächst getestet von einer Handvoll Löwenstedter. "Seit Dezember ist sie für das ganze Dorf verfügbar", so der Bürgermeister. Hauptsächlich nutzten junge Leute die Software – aber eben auch eine Reihe der Über-50-Jährigen.

Entwickler Simon Hansen beziffert die "Knoop"-Anwender in Löwenstadt an diesem Freitag auf exakt 65 Personen – immerhin 10 Prozent der Dorfbewohner. Für die Nutzer ist die App kostenlos. Man bekommt sie nicht im App- oder Playstore. Die Löwenstedter erhalten die Software direkt von Hansen oder der Entwicklerfirma Sourceboat, die er gemeinsam mit mehreren Partnern betreibt.

Die Gemeinde zahlt für den "Knoop" eine Gebühr. Diese berechnet sich  pro Monat pro Straßenlaterne, von denen es in Löwenstedt 107 gibt.

Löwenstedt in Schleswig-Holstein: App soll Energie sparen helfen

Bürgermeister Jensen hofft, dass die Gemeinde künftig Geld und Energie mit dem "Knoop" spart: So sollen ab 2019 die Straßenlaternen in Löwenstedt schon um Mitternacht ausgeschaltet werden, also eine Stunde früher als jetzt. Wer später durchs Dorf geht, knipst dann das Licht per App an.

Und manch anderer Löwenstedter freut sich vielleicht darüber, dass die Laternen schon ab Mitternacht nicht mehr im Dauerbetrieb leuchten – und an dann den Sternenhimmel sehen kann. Denn eine weitere Motivation, diese Technik zu entwickeln, sei auch die Lichtverschmutzung gewesen, sagte Entwickler Hansen. Er findet es erschreckend, dass an vielen Orten nachts nicht mehr die Milchstraße zu erkennen ist. Ab nächstem Jahr haben Hobby-Astronomen dann wohl eine Stunde mehr Zeit für ihre Passion. Zumindest in Löwenstedt. Und wenn nicht gerade jemand den "Knoop" drückt.

Mehr zum Thema

Newsticker

VG-Wort Pixel