Wer letztes Jahr ein neues iPhone kaufen wollte, hatte eine schwere Wahl. Das iPhone 14 brachte nicht nur kaum Neuerungen mit, sondern war sogar noch einmal teurer geworden. Das iPhone 13 Pro war deshalb oft die bessere Wahl. Im Test von iPhone 15 und iPhone 15 Plus zeigt sich: Apple gleicht beide Mankos aus. Und legt noch einen drauf.
Auf den ersten Blick unterscheiden sich iPhone 15 und iPhone 15 Plus kaum voneinander. Lediglich die Größe variiert: Das iPhone 15 bietet ein Display in 6,1 Zoll, beim iPhone 15 Plus sind es 6,7 Zoll. Durch das größere Gehäuse konnte Apple beim Plus-Modell zudem einen etwas größeren Akku unterbingen. Sonst sind beide Geräte gleich – vom schicken neuen Look mit bunt eingefärbter Glasrückseite bis zur Technik bieten beide identische Upgrades. Und die können sich dieses Jahr sehen lassen.
Dynamischer Einsteiger
Schon beim Design schließt Apple die Lücke zu den Pro-Modellen – zumindest in zwei wichtigen Punkten. Bekamen letztes Jahr nur die Premium-Modelle die schicke Dynamic Island, landet die nun auch in den Standard-iPhones. Die kleine schwarze Pille im OLED-Display klappt sich auch auf iPhone 15 und iPhone 15 Plus wunderbar flüssig aus, zeigt Zusatzinformationen und bietet einen Shortcut zur Musiksteuerung oder Anrufen. Mit bis zu 2000 Nits ist das Display zudem sichtbar heller geworden, bei grellem Tageslicht lässt es sich dadurch deutlich besser ablesen.
Beim Gewicht verlieren die Basis-Modelle etwas an Vorteil: Durch ihren Aluminium-Rahmen bringen die Einsteiger-iPhones seit Jahren etwas weniger auf die Waage als die schweren Pros. Weil iPhone 15 Pro und iPhone 15 Pro Max (hier finden Sie unseren ausführlichen Test) nun aber auf Titan statt Edelstahl setzen, sind beide ein gutes Stück leichter geworden. Trotzdem fühlen sich iPhone 15 und iPhone 15 Plus im Vergleich weiter spürbar leichter an, was vor allem beim großen Display des iPhone 15 Plus sehr angenehm ist.
USB-C im iPhone 15: Endlich Standard
Die wohl wichtigste Neuerung findet sich aber in allen neuen iPhones: Neben iPhone 15 Pro und iPhone 15 Pro Max bekommen auch die günstigeren Modelle endlich einen USB-C-Anschluss. Das hat im Alltag sofort spürbare Folgen. Statt immer Apples Lightning-Kabel zu benötigen, um das iPhone zu laden, kann man nun auch den Stecker jedes Android-Smartphones, Notebooks oder Tablets nehmen. Das Kabelchaos dürfte auf Dauer deutlich zurückgehen.
Die Vorteile gehen aber noch weiter. Apple setzt ohne Einschränkungen den USB-Standard um. Über den Anschluss lassen sich nun also auch Festplatten einbinden, das iPhone lässt sich mit dem entsprechenden Kabel direkt an Fernseher oder Monitore anschließen und spiegelt dann das Bild. So kann man im Urlaub einfach Netflix auf den Hotel-TV bringen oder sich die Kindervideos zuhause auf dem Fernseher ansehen. Sogar Spiele bringt das iPhone so auf den großen Schirm.
Bei iPhone 15 und iPhone 15 Plus gibt es gegenüber den Pro-Modellen aber eine Einschränkung: Ihr USB-C-Port unterstützt nur USB 2.0, wodurch Daten nur mit derselben vergleichsweise geringen Geschwindigkeit übertragen werden, wie es schon beim alten Lightning-Kabel der Fall war. Die schnellere Datenübertragung des modernen USB-3-Standards behält Apple den Premium-Modellen vor. Für die meisten Nutzer:innen dürfte das aber kein großes Problem sein. Wer zwingend auf schnelle Datenübertragung angewiesen ist, sollte im Zweifel aber ein iPhone Pro erwägen.
iPhone 15 im Test: So gut ist die Kamera
Ein weiteres klares Highlight der neuen iPhones ist die Kamera. Das iPhone 15 bietet nun ebenfalls einen 48-Megapixel-Sensor, wie ihn die Pro-Modelle schon letztes Jahr erhielten. Der sorgt nicht nur für deutlich detaillierte Fotos, sondern auch für zusätzliche, wenn auch rein digitale Zoom-Optionen: Indem die Software einen Teil des höher aufgelösten Bildes ausschneidet, erreicht man einen zweifachen optischen Zoom – ohne eine entsprechende Linse zu brauchen. In der Praxis kann sich das Ergebnis wirklich sehen lassen, die Bilder holen das Motiv ohne Qualitätsverlust näher heran.
Noch spannender ist aber der überarbeitete Porträtmodus. Erkennt die Kamera Menschen oder Tiere, speichert sie automatisch die Tiefenunterschiede im Bild. Das erlaubt es, im Bearbeitungsmodus nachträglich die Tiefenschärfe zu verändern. Der Effekt ist schlicht beeindruckend. Selbst bei schnellen Schnappschüsse lässt sich so eine Wirkung erzielen, die einem vollwertigen Kamera-Objektiv nahe kommt. Bei den Basis-iPhones überrascht das besonders: Anders als die Pro-Modelle können sie sich nicht auf den Tiefensensor Lidar verlassen. Stattdessen berechnen iPhone 15 und iPhone 15 Plus die Tiefendaten, indem sie die Informationen beider Linsen miteinander verrechnen.
Und auch bei schlechten Lichtbedingungen kann das iPhone 15 gegenüber den Vorgängern deutlich auftrumpfen. Selbst im Vergleich zum iPhone 14 Pro holt es in dunklen Bereichen etwas mehr Details hervor, erkennt Farben besser. Gegenüber den aktuellen Pro-Modellen zieht es dann allerdings ganz leicht den Kürzeren.
Beispiel-Bilder finden Sie in der Fotostrecke:
Fotovergleich: So gut knipsen die neuen iPhone 15-Modelle
Frische Technik
Dass die Bilder so gut gelingen, liegt sicher auch am "neuen" Chip. Musste das iPhone 14 noch den Prozessor des Vorgängers auftragen, gibt es mit den aktuellen Modellen wieder ein Upgrade. Ganz frisch ist das aber nicht: Den verbauten A16-Chip hatte Apple letztes Jahr in den Pro-Modellen eingeführt. Schlimm ist das aber nicht. Der Prozessor ist immer noch extrem schnell, lässt im Alltag in keiner Situation Wünsche übrig. Die volle Leistung der neuen Pro-Modelle bekommen Nutzer des iPhone 15 aber nicht: Die Premium-iPhones können nun sogar vollwertige Konsolen-Spiele mit Raytracing darstellen. Den allermeisten Nutzern bietet der A16 aber immer noch mehr Leistung als nötig.
Weitere kleinere technische Neuerungen gibt es bei der Datenverbindung: Als erste iPhones unterstützen die neuen Geräte die modernen Standards Wifi 6E und Thread. Dank eines neuen Ultrabreitband-Chips lassen sich iPhones in "Wo ist" nun noch genauer orten. Besitzt man eine der neuen Apple Watches, kann man ein iPhone 15 nicht mehr nur anpingen, sondern sich sogar zum genauen Ort des Gerätes führen lassen.
Schade: Die neue "Roadside assistance" genannte Funktion ist zunächst nur für die USA angekündigt. Sie erlaubt es, eine Panne auch ohne Mobilfunkverbindung zu melden. Das erinnert an das letztes Jahr vorgestellte Satelliten-SOS (hier erfahren Sie, wie gut das funktioniert), statt eines Rettungsteams kommt aber ein Mechaniker.
iPhone 15 oder iPhone 14 Pro?
Eine der für Kunden erfreulichsten Neuerungen sind die Preise: Nachdem die letztes Jahr einen Sprung nach oben machten, kosten iPhone 15 und 15 Plus dieses Jahr jeweils 50 Euro weniger, nämlich 949 Euro für das iPhone 15 und 1099 für das iPhone 15 Plus. Das macht sie auch im Vergleich zu den Pro-Versionen aus dem letzten Jahr attraktiver, die aktuell quasi genausoviel kosten. Will man den schicken Edelstahl-Look, einen Dreifach-Zoom und das flüssigere Pro-Motion-Display, greift man zum iPhone 14 Pro (hier bei uns im Test). Alle anderen dürften mit den neuen iPhone 15 dank des neuen Porträt-Modus und USB-C besser bedient sein.
Fazit iPhone 15 und iPhone 15 Plus: Die besten Einsteiger-iPhones seit Jahren
Nach einem sehr kleinen Upgrade bei der Vorgänger-Generation hat Apple dieses Jahr eine große Schippe draufgelegt. Mit tollen Neuerungen wie USB-C, der Dynamic Island und der stark verbesserten Kamera ziehen iPhone 15 und iPhone 15 Plus nicht nur mit den Pro-Modellen aus dem letzten Jahr gleich, sondern überholen sie sogar zum Teil. Zusammen mit den gesunkenen Preisen dürften sie damit für die allermeisten potenziellen Käufer eine sehr attraktive Wahl sein.
Wer auch etwas mehr auszugeben bereit ist, sollte sich aber iPhone 15 Pro und iPhone 15 Pro Max anschauen. Mit dem neuen Titan-Look, noch mehr Leistung und dem 5x-Zoom im Pro Max bieten sie noch einmal ein Upgrade an. Den allermeisten Kunden dürften iPhne 15 und 15 Plus aber ausreichen.
Will man Geld sparen, sollte man aber nicht zum iPhone 14 greifen – sondern lieber ein iPhone 13 erwägen. Die Neuerungen im letzten Jahr fielen so gering aus, dass sich der Aufpreis eigentlich kaum lohnt.
iPhone 15 und 15 Plus sind ab dem 22. September 2023 erhältlich.