Tolino Vision 2 im Test Kommt der bessere Kindle aus Deutschland?

Amazon buhlt mit dem Premium-Ebook-Reader Kindle Voyage um Kunden, der deutsche Buchhandel hält mit dem wasserdichten Tolino Vision 2 dagegen. Was er taugt? Wir haben ihn getestet.

Acht Monate nach der Einführung des ersten Tolino Vision bringt der deutsche Buchhandel nun zum Weihnachtsgeschäft ein überarbeitetes Modell seines Ebook-Readers auf den Markt. Optisch hat sich nicht viel verändert: Der Vision 2 hat die gleichen Abmessungen wie sein Vorgänger, er ist 16,3 Zentimeter hoch, 11,4 Zentimeter breit und 8,1 Millimeter dick. Mit 174 Gramm wiegt er weniger als die Hälfte eines Taschenbuchs.

Das Gehäuse ist nun schwarz statt braungrau, was den Reader deutlich moderner wirken lässt. Der Tolino ist rundum gummiert und liegt gut in der Hand. Der An/Aus-Schalter und der "Lichtschalter" befinden sich am oberen Gehäuserand. Der Tolino-Schriftzug auf der Rückseite ist nun nicht mehr nur aufgedruckt, sondern eingeprägt - das verleiht dem E-Book-Reader ein wenig mehr Eleganz.

Das Display misst sechs Zoll (15,24 Zentimeter) und hat eine Auflösung von 1024 x 758 Pixeln. Die Hintergrundbeleuchtung kann stufenlos geregelt werden, sodass man selbst in stockfinsteren Räumen ohne Probleme schmökern kann. Die Schrift ist sehr scharf und einen Tick besser ablesbar als beim Vorgänger - ganz so scharf wie auf dem neuen Kindle Voyage (1440 x 1080 Pixel) ist sie aber nicht. Dort muss man schon mit der Lupe suchen, um überhaupt Kanten in den Buchstaben zu entdecken. Dafür ist der Tolino je nach Händler 40 bis 60 Euro billiger als das Kindle-Flaggschiff (129/149 statt 189 Euro). Der Schwarzwert und Kontrast ist im Vergleich zum Vorgänger etwas besser, zudem gibt es weniger "Ghosting" - so nennt man sichtbare Überreste einer Buchseite, die nach dem Umblättern noch zu sehen sind.

Ein E-Book-Reader für die Wanne

Der neue Tolino hat im Vergleich zum Vorgänger zwei wesentliche Neuerungen: Das technische Innenleben des Vision 2 ist nanoversiegelt und somit wasserdicht, der E-Reader übersteht nun auch ein versehentliches Bad in der Wanne oder einen kurzen Regenschauer ohne bleibende Schäden. Ein echter Pluspunkt gegenüber dem Kindle. Vorsicht ist allerdings bei einem Salzwasser-Bad geboten, hier könnte die Nanoversiegelung an ihre Grenzen geraten.

Zum anderen gibt es neben der Touchscreen-Bedienung die neue Tap2Flip-Funktion: Tippt man mit dem Finger auf die Rückseite des Geräts, blättert man auf die nächste Seite um. Die Bedienung ist ziemlich ungewohnt und erfordert einige Eingewöhnungszeit, doch nach einer Weile lernt man die verbesserte Einhandbedienung zu schätzen. Mit kleinen Händen bleibt die Steuerung aber schwierig. Wer will, kann die Tap2Flip-Funktion aber auch ausschalten. Ein Wermutstropfen: Es gibt keinen Einschub für eine microSD-Karte mehr. Allerdings dürften nur die wenigsten User die integrierten zwei Gigabyte Speicherplatz voll bekommen, immerhin reicht dies für mehr als tausend Bücher.

Ein bis zwei Wochen Akkulaufzeit

Die Akkulaufzeit gibt der Hersteller mit bis zu sieben Wochen an. Das gilt aber nur, wenn man jeden Tag weniger als eine Stunde liest. Nutzt man noch die Hintergrundbeleuchtung oder regelmäßig das integrierte Wörterbuch (etwa bei englischen Büchern), muss der Tolino noch schneller an die Steckdose. Ein bis zwei Wochen hält der Vision 2 aber locker durch.

Je nachdem, bei welchem Buchhändler man den Tolino kauft, variiert der vorinstallierte Ebook-Store. Über eine Bibliotheks-Verknüpfung können aber auch in anderen Software-Läden gekaufte Bücher auf den Tolino übertragen werden. Im Gegensatz zum Kindle unterstützt der Vision 2 von Haus aus das populäre Epub-Format.

Fazit: Konkurrenz für den Kindle

Mit der Tap2-Flip-Funktion und dem wasserdichten Gehäuse setzt der neue Tolino Akzente. Die Textqualität ist im Vergleich zum Vorgänger noch etwas besser geworden, wenngleich sie nicht an den brandneuen, aber teureren Kindle Voyage heranreicht. Insgesamt wurde der Tolino Vision in der zweiten Version behutsam, aber an den richtigen Stellen verbessert. Wer bereits die erste Version des Tolino Vision hat, muss dennoch nicht unbedingt auf die neue Version wechseln, dafür fallen die technischen Neuerungen zu gering aus. Den fehlenden microSD-Slot dürften die meisten Nutzer verschmerzen können.

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