J. Peirano: Der geheime Code der Liebe Wegen des Haushalts gibt es bei uns jedes Wochenende Krach

Ausruhen oder putzen - am Wochenende gibt es in vielen Paaren Konflikte über die Nutzung der Freizeit (Symbolbild)
Ausruhen oder putzen - am Wochenende gibt es in vielen Paaren Konflikte über die Nutzung der Freizeit (Symbolbild)
©  Prostock-Studio / Getty Images
In den Tag hinein trödeln oder konkret etwas unternehmen: Karin und ihr Mann haben sehr unterschiedliche Vorstellungen vom Wochenenden. Vor allem der Haushalt sorgt immer wieder für Ärger. Wie kann man den Konflikt auflösen?

Liebe Frau Peirano,

mein Mann und ich haben ein Problem miteinander. Ich bekomme oft am Wochenende schlechte Laune und wir haben Streit. Ich glaube, dass es mit unterschiedlichen Erwartungen zusammen hängt. Mein Mann ist ziemlich entspannt und lässt die Dinge auf sich zukommen. Er muss auch nicht unbedingt viel unternehmen, sondern für ihn ist es ok, sich zu entspannen (ausschlafen, Sofa).

Ich bin das genaue Gegenteil. Ich möchte am liebsten schon einige Tage vorher wissen, was wir vorhaben, damit ich mich und unsere Kinder (3 und 5) darauf einstellen kann. Wir alle freuen uns mehr, wenn wir wissen, was auf dem Programm steht. Und wenn wir uns verabreden oder etwas Besonderes kochen wollen, muss ich das auch planen.

Am Wochenende stehe ich oft früher auf und mach etwas im Haushalt oder kümmere mich um die Kinder, während mein Mann ausschläft. Dann bekomme ich irgendwann Hunger (so gegen 10) und fange an, Frühstück zu machen, Brötchen zu holen. Und mein Mann kommt dann ganz entspannt und gut ausgeschlafen aus dem Bett und hat beste Laune, während ich schon genervt bin. Damit ist meistens die Stimmung schon richtig im Keller. Dann kommen wir nicht so richtig in die Gänge. Ich sage ihm, was er im Haushalt tun könnte, aber er schiebt es oft lange vor sich her und oft mache ich es dann doch. Und wenn ich frage, was wir mit den Kindern unternehmen, verschiebt er es auch auf später oder geht erst mal vor den Computer.

Irgendwann platzt mir dann der Kragen und sage ihm, wie unzufrieden ich bin. Er versteht das auch, aber es ändert sich nichts.

Was raten Sie mir?

Herzliche Grüße

Karin G.

Liebe Karin G.,

eine ähnliche Geschichte habe ich schon von vielen Paaren gehört.

Es hört sich an, als wenn Sie ein Problem mit der Kommunikation haben, und genau hier könnten Sie auch ansetzen.

1) Ich habe den Eindruck, dass Sie beide ganz unterschiedliche Erwartungen an das Wochenende haben. Sie möchten etwas als Familie erleben und zusammen etwas außerhalb der Wohnung unternehmen, was unter der Woche nicht möglich ist. Zum Beispiel eine andere Familie treffen, einen Ausflug oder Spaziergang machen. Ihr Mann hingegen möchte anscheinend am Wochenende unverplante Zeit für sich haben und eher zu Hause bleiben. Er möchte die Dinge auf sich zukommen lassen und spontan reagieren.

Hier könnten Sie ansetzen und Ihren Mann darum bitten, einige Tage vorher (z.B. immer am Mittwoch) ein Gespräch über die Erwartungen an das Wochenende zu führen. Die Spielregel ist, dass alle Erwartungen ehrlich geäußert werden können, ohne dass man dafür Kritik bekommt. Und dann könnte man Kompromisse machen: Ihr Mann will unverplante Zeit - Sie machen Sonntag Vormittag etwas mit den Kindern. Dann können Sie sich auch rechtzeitig mit Freunden verabreden und etwas planen. Sie möchten dafür einen gemeinsamen Ausflug und eine besondere gemeinsame Mahlzeit: Dann ist Samstag ab 15 Uhr Familienzeit und es geht in einen bestimmten Park, und Sonntagabend gibt es selbstgemachte Lasagne. Achten Sie darauf, dass auch Ihre Bedürfnisse nach Zeit für sich erfüllt werden - dann macht Ihr Mann eben zu Hause etwas mit den Kindern und Sie können weggehen (aus meiner Sicht das einfachste) oder sich in einem bestimmten Zimmer zurückziehen.

Porträt Dr. Julia Peirano
© Kirsten Nijhof

Dr. Julia Peirano: Der geheime Code der Liebe

Ich arbeite als Verhaltenstherapeutin und Liebescoach in freier Praxis in Hamburg-Blankenese und St. Pauli. In meiner Promotion habe ich zum Zusammenhang zwischen der Beziehungspersönlichkeit und dem Glück in der Liebe geforscht, anschließend habe ich zwei Bücher über die Liebe geschrieben. 

Informationen zu meiner therapeutischen Arbeit finden Sie unter www.julia-peirano.info.

Haben Sie Fragen, Probleme oder Liebeskummer? Schreiben Sie mir bitte (maximal eine DIN-A4-Seite). Ich weise darauf hin, dass Anfragen samt Antwort anonymisiert auf stern.de veröffentlicht werden können.

2) Es ist für Paare und Familien hilfreich, bestimmte Rituale zu haben. Das verbindet, und außerdem schafft es Sicherheit, da man nicht immer neu verhandeln muss. Es ist hilfreich für das Zusammenleben und schützt vor bösen Überraschungen, wenn allen klar ist, dass es Samstag gegen 11 ein tolles Frühstück mit Brötchen, Lachs, Obstsalat und allem drum und dran gibt und dass der Mann um halb elf mit den Kindern Brötchen holen geht und die Frau das Frühstück macht (oder anders herum) und danach beide zusammen abräumen. Und wenn klar ist, dass man als Familie einen Ausflug/Spaziergang pro Wochenende macht. Oder dass es ein besonderes Essen am Samstag oder Sonntag gibt und man am anderen Tag etwas bestellt (oder auftaut). Wenn es gemeinsame Sendungen gibt, die man schauen kann, wenn man Freitag nach der Arbeit gemeinsam putzt.

Wie wäre es, wenn Sie mit Ihrem Mann einmal Rituale sammeln, die Sie beide aus Ihren Ursprungsfamilien kennen und schätzen? Und dann überlegen, wie diese Rituale auch Ihren Bedürfnissen nach Ruhe zu Hause (Ihr Mann) und etwas Besonderes zu unternehmen (Sie) gerecht werden?

3) Die Hausarbeit und die Standards sollten auch gemeinsam besprochen werden. Aus meiner Erfahrung ist es eine ungünstige Kommunikation, wenn die Frau dem Mann Aufgaben zuteilt und dann verärgert oder vorwurfsvoll ist, wenn er die Aufgaben nicht gut oder schnell genug erledigt hat. Durch diese Kommunikation werden alte Mutter-Sohn-Erinnerungen wach und das schadet der Beziehung. Denn die Frau erlebt ihren Mann als bockigen oder verpeilten Sohn (und nicht als Partner), und der Mann erlebt seine Frau als vorwurfsvolle, fordernde und zickige Mutter. Ein blödes Gefühl!

Deshalb ist gerade hier sehr wichtig, dass die Kommunikation auf Augenhöhe erfolgt. Statt: "Bitte saug nachher noch einmal die Wohnung durch" heißt es dann: "Können wir uns zusammen setzen und schauen, was alles gemacht werden muss?"  Und wenn man es bespricht: "Was würdest du davon gerne übernehmen?" Und: "Du weißt ja, dass ich etwas nervös werde, wenn das Bad zu dreckig ist. Kannst du mir zu meiner Entspannung sagen, bis wann du es gemacht hast?"

Wenn einer der Partner höhere Sauberkeitsstandards hat als der andere, ist es sinnvoll, wenn dieser Partner auch putzt und der andere dafür andere Aufgaben erledigt, die er gut kann (z.B. sich um das Auto/Fahrräder kümmern, Reparaturen übernehmen, Büroarbeit erledigen, Vorräte einkaufen).

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Aus meiner Erfahrung verbessert es die Stimmung extrem, wenn auf die Augenhöhe und gemeinsame Entscheidungen über die täglichen Aufgaben und Pläne getroffen werden. 

Und wenn etwas nicht klappt, könnte man es auch spielerisch lösen. Zum Beispiel Schere, Stein, Papier spielen, wenn beide lieber Brötchen holen gehen würden als den Tisch decken. Oder einen Deal machen: Einer darf im Bett bleiben und ausschlafen, weil der andere Frühstück macht. Aber danach räumt der andere ab und bringt den Müll raus, während der erste sich eine Stunde entspannt.

Ich hoffe, dass Sie mit diesen Vorschlägen mehr Freundlichkeit und Teamgeist in Ihre Beziehung bringen können.

Herzliche Grüße, Julia Peirano

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