Sehen Sie im Video: Das Geschäft mit der Nacktheit – was steckt hinter der Plattform "OnlyFans"?
„Das Verkaufsargument für meinen Only Fans Kanal sind Titten und Füße.“
„Und so kam es dann natürlich auch, dass speziell aus der Erotikbranche oder Stripper zum Teil, dass die dann sehr erfolgreich auf OnlyFans wurden.“
Only Fans ist eine Social-Media-Plattform, die dafür bekannt ist, dass dort hauptsächlich erotischer Content verbreitet wird. Sie gehört zu den am schnellsten wachsenden Internetseiten der Welt. Laut eigenen Angaben hat die Plattform aktuell 25 Millionen User. 500 000 Nutzer produzieren Content. Bano Diop, berät und managed Content Creator, die auf OnlyFans Inhalte für Geld zur Verfügung stellen. So beschreibt er das Geschäftsmodell:
Bano Diop, Sky Life Agency:
„Per se ist es keine Erotikplattform. Es handelt sich wirklich um eine Pay per View Social Media Plattform, auf der man wirklich Inhalte hinter einer Bezahlschranke sehen darf. Und natürlich wurde es ,wie so vieles im Internet, aufgrund des günstigen Traffics und aufgrund der Vielzahl der Nutzer, die wirklich nach erotischen Materialien im Internet suchen, sehr stark dafür verwendet. Das heißt, zum einen habe ich die Möglichkeit, ein Abo-Modell: Das bedeutet, ich zahle z.B. 10 Dollar für eine Mitgliedschaft und kann mir dann alle Bilder und Videos anschauen, die auf diesem Profil veröffentlicht wurden, also auf dem Feed. Zum anderen, gibt es aber auch die Möglichkeit mittels Nachrichten: Das heißt, der Content Creator kann jedem seiner Subscriber oder Abonnenten auf Deutsch, eine Nachricht schicken und dort dann weitere Bezahl oder zahlungspflichte Inhalte darstellen. Und das Ganze sorgt dafür, dass ich jederzeit in der Lage bin, meinen Content zu monetarisieren.“
Obwohl mittlerweile auch Topstars wie Cardi B und Bella Thorne Content ohne Erotik auf der Seite teilen, ist OnlyFans die Fans aufgrund der lockeren AGBs, gerade für die Erotik und Pornobranche eine willkommene Plattform.
O-Ton Bano Diop, Sky Life Agency:
"Speziell im Erotikbereich ist sehr viel passiert. Aufgrund der AGBs, die Fans bislang hat. Das bedeutet, man kann an Content nahezu alles veröffentlichen, ohne dort in Schwierigkeiten zu geraten. Das ist bei anderen Social Media Plattformen oftmals gar nicht möglich. Und so kam es dann natürlich auch, dass speziell aus der Erotikbranche, Stripper zum Teil, dass die dann sehr, erfolgreich auf OnlyFans wurden."
Neben den lockeren Nutzungsbedingungen ist das vergleichsweise faire Beteiligungsmodell für OnlyFans-Creator besonders reizvoll.
Auch die Möglichkeit, das eigene Auftreten individuell zu gestalten, macht die Plattform sehr beliebt. Das findet zumindest Suzie Grime. Sie ist Influencerin und Erotik-Model aus Berlin und hat auf OnlyFans mehr als 100 zahlende Abonnenten.
Suzie Grime, Erotik-Model und Influencerin:
„Viele Branchen wurden durch das Internet demokratisiert. Das trifft auch auf OnlyFans und die Erotikbranche zu. Darstellerinnen und Darsteller haben die Möglichkeit einfach Darsteller und Akteure ihres eigenen Narrativs zu sein, auf dieser Plattform. Und genau den Content zu produzieren und anzubieten, auf den sie selbst Bock haben und hinter dem sie auch stehen. Also das auch ethisch vertreten können und mit sich selbst ausmachen können. Und natürlich auch diejenigen zu sein, die den größten Profit daraus schlagen. Also natürlich muss man 20 prozent seiner Einnahmen an die Plattform, an OnlyFans abgeben. Das wäre jetzt aber auch nicht anders, wenn man beispielsweise als Stripperin in einem Club arbeitet. Da muss man auch dem Haus einen gewissen Prozentsatz abgeben. Dafür, dass sie einem überhaupt die Bühne bieten.“
Aber wieso sollte man Geld für Erotik und Pornografie bezahlen, wenn es das auch kostenlos auf anderen Plattformen gibt? Sanja Klein ist Psychologin und forscht an der Universität Gießen unter anderem zu Pornografiesucht.
Für sie ist die Bezahlschranke auf die Fans ein ausschlaggebender Grund für die Beliebtheit.
Sanja Klein, Psychologin, Universität Gießen:
„Das ist ein psychologischer Effekt, wenn man erst mal irgendwi Geld investiert hat, dass man da generell eine höhere Bindung dran hat oder dass es einem irgendwie wichtiger ist.“
Exklusivität durch bezahl Inhalte. Das sorgt für Verbundenheit bei den Abonnenten und für ein Sicherheitsgefühl bei denen, die sich auf die OnlyFans zur Schau stellen. Zudem ist die Plattform bei Creatorn und Fans beliebt, weil man sehr direkt kommunizieren kann. Das ist auf anderen Erotik und Porno Plattformen häufig kaum möglich.
Sanja Klein, Psychologin, Universität Gießen:
„Der Hauptunterschied ist Eben diese persönliche Komponente, das ist mehr wie bei anderen sozialen Medien, dass man das Gefühl hat, man kennt jemanden. Wenn man da jeden Monat Geld bezahlt, dann ist man vielleicht auch investiert in diese Person. Es fühlt sich vielleicht mehr an wie eine persönliche Beziehung und das gibt's auf den anderen Seiten nicht."
Suzie Grime sieht das ähnlich:
Suzie Grime, Erotik-Model und Influencerin:
"Auch wenn ich eine sehr, sehr große Community ist, fühlt sich der der Raum, den ich da habe, mit meinen Fans, die explizit meinen Channel subscriben. Das fühlt sich schon sehr wie ein Safe-Space an und den hast du ja auf einer gewöhnlichen Pornoseite, wie Pornhub, hast du das ja in diesem Sinne nicht. Bei OnlyFans ist es halt anders. Wenn jemand zu mir kommt und mich abonniert, dann ist diese Person explizit nur für meine Inhalte da."
Der erste Corona-Lockdown im Frühjahr 2020 hat nicht nur mehr Abonnenten zu OnlyFans gebracht. Auch viele Content Produzenten haben sich wegen der Pandemie nach neuen Einnahmequellen umgeschaut.
Suzie Grime, Erotik-Model und Influencerin:
"Man hat halt in letzter Zeit immer so viel gehört von dieser OnlyFans Plattform und ich weiß, wie ich dann im ersten Lockdown, den wir hatten in Berlin dann irgendwann abends zu Hause saß und irgendwie mir gedacht hab: Ja, warum eigentlich nicht? Ich erstelle mir jetzt einfach mal ein Profil da und gucke mir mal diese Plattform an."
Trotz des Erfolges von erotischen und pornografischen Inhalten auf OnlyFans, sieht Bano Diop die Zukunft der Plattform, allerdings losgelöst von Nacktheit.
Bano Diop, Sky Life Agency:
„Werbepartner sind natürlich nicht daran interessiert, bei explizit beinhalteten Plattformen Werbung zu schalten. Und das ist natürlich einer der Gründe, warum ich davon ausgehe, dass früher oder später der erotische Content oder der Teil des Contents sukzessive verschwinden wird. Weil für ohne Fans selbst bzw. rein kaufmännisch betrachtet, macht das Ganze natürlich sehr viel mehr Sinn, dass man auch Werbepartner mit reinnehmen kann. Und auch Apps hat, um somit natürlich auch die Reichweite und die Nutzer-Anzahl signifikant zu erhöhen. Das zeigt natürlich auch auf, dass das wahre Potenzial eigentlich dahinter steckt, dass man Celebreties bzw. Menschen mit Reichweite auf die Plattform holt.“
In welche Richtung sich die Plattform entwickeln wird, ist allerdings abzuwarten.