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Love From Hell Horst-Schlämmer-Typ macht unmoralisches Angebot – mitten im Dubai Aiport!

"1001 Nacht" kann verlockend sein - aber doch nicht mit dem Horst-Schlämmer-Scheich!
"1001 Nacht" kann verlockend sein - aber doch nicht mit dem Horst-Schlämmer-Scheich!
© ViktoriiaNovokhatska
Nachts um 4 Uhr am Dubai Airport erlebt man komische Dinge. Henriette Hell musste diese Woche vor einem Scheich und seinem Harem fliehen ..

Total verstrahlt steige ich um 3 Uhr morgens aus dem großen Emirates-Vogel und stolpere "mal wieder" ich den funkelnden, blitzblanken, gläsernen Konsumtempel namens DXB. Diamantenbesetzte Uhren, Goldschmuck, luxuriöse Handtaschen und sogar Sportwagen kann man am riesigen Flughafen von Dubai kaufen, während man auf seinen Anschlussflug nach Bali, Sri Lanka oder Kabul wartet. Das machen aber eigentlich nur arabischen Scheichs, die einen Harem im Schlepptau haben, den sie bei Laune halten müssen.

Ich sehe so einen bei Gucci. Er trägt ein weißes Gewand, Sonnenbrille, fette Goldkette. Mit seinem Schnurrbart erinnert er mich irgendwie an Horst Schlämmer. Er wird von vier vollverschleierten Damen begleitet, die sich bei Gucci offenbar alle eine It-Bag aussuchen dürfen. Beneidenswert.

Horst Schlämmer lebt!

© Eiko Weishaupt

Henriette Hell: Love from Hell

Henriette Hell wurde 1985 geboren und arbeitet als Journalistin/Autorin in Hamburg und unterwegs auf ihren Reisen rund um den Globus. Ihr Buch "Achtung, ich komme! In 80 Orgasmen um die Welt" ist 2015 erschienen und wurde prompt zum Bestseller. 2017 folgte "Erst kommen, dann gehen – Die Sexbibel fürs 21. Jahrhundert". Henriette schreibt gerne, ehrlich und lässig über Sex, weil sie findet, dass das viel zu wenig Leute tun.

Normalos wie ich suchen am Dubai Airport ja lediglich nach den Klos, ihrem Gate oder einem Heißgetränk. Wobei – um diese Uhrzeit bin ich noch unschlüssig, ob ich NOCH Alkohol oder SCHON Koffein will.

Ich lande im Hardrock Café. Das ist in meinem Wartebereich "B28" das geringste Übel. Alternativ hätte ich auch bouldern, beten oder im Nutella Concept Store ein Wiener Schnitzel mit Nuss-Nougat-Creme bestellen können.

Aber mir genügt ein Kaffee. Ich gebe meine Bestellung auf, bekomme aber stattdessen einen Sekt serviert. Hä? "Von dem Herren dort drüben", raunt mir der Kellner zu. Wie in einem schlechten Film! Und dann kommt‘s noch härter: Bei besagtem Mann handelt es sich doch glatt um den Schlämmer-Scheich! Er winkt mir von der gegenüberliegenden Seite des Tresens zu. Wo zur Hölle hat der denn seinen Harem gelassen?! Ich werde ganz rot, weil mich das alles überfordert. Vor allem, als er aufsteht und sich auf mich zu bewegt. Hilfeeeeeee!

Sehr reicher Mann auf Einkaufstour

"Good morning", begrüßt mich der Scheich (sogar seine raue, riefe Stimme erinnert mich an Horst!). An seinem Handgelenk blitzt eine Rolex, im Mund zwei Goldzähne. Ich wünsche mir von Herzen, dass es sich bei dieser Person tatsächlich bloß um einen verkleideten Hape Kerkeling handelt. Tut es aber nicht. "Ich möchte Ihnen gerne ein Angebot machen." Nicht ernsthaft, oder? Was kommt jetzt? Soll ich für ihn Drogen nach Deutschland schmuggeln? In eine Ölpipeline investieren? Oder Teil seines Harems werden?! Ich will es gar nicht wissen ...

Der Schlämmer-Scheich beugt sich zu mir herüber. Ich gerate immer mehr ins Schwitzen. "Ich kann ihnen alles kaufen, wovon Sie jemals geträumt haben. Ich bin ein sehr, sehr reicher Mann." No fucking way ...

Gerade, als ich dem Scheich sagen will, dass ich gleich meinen Papa hole, ertönen die ersten unverkennbaren Takte von "YMCA" – und zwar auf voller Lautstärke. Das gesamte Personal strömt plötzlich auf die Tanzfläche, einige entern sogar den Tresen. Dann tanzen sie zusammen die berühmte Choreografie und singen lauthals mit. Morgens um vier!

Da fast alle Gäste Jetleg oder leicht einen sitzen haben, hält sich das Feedback in Grenzen. Bloß ein besoffener Russe springt auf und macht mit. Ich wittere meine Chance. "Oh, mein Lieblingslied", rufe ich und laufe zu den anderen. Brav tanze ich eine Runde mit, ehe ich durch den Seiteneingang abhaue und in Dubai einen "Polnischen Abgang" hinlege.

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