Henriette Hell: Was ich über Sex gelernt habe Die ganze Stadt durchgetindert – jetzt hilft nur noch umziehen

Nicht einmal im Stadtpark ist man vor Ex-Affären sicher.
Nicht einmal im Stadtpark ist man vor Ex-Affären sicher.
© Rilueda/Gettyimages
An welchem Punkt macht es Sinn umzuziehen, weil einem in der Heimatstadt nonstop unliebsame Ex-Lover, Verehrer oder peinliche (Tinder-)Bekanntschaften über den Weg rennen und die guten Jungs schlichtweg "aufgebraucht" sind?

Es gibt viele gute Gründe in eine andere Stadt zu ziehen. Ein neuer Job, eine neue Liebe oder einfach deshalb, weil einem in seiner derzeitigen Nachbarschaft ständig Leute über den Weg rennen mit denen man mal irgendwann "was hatte", die man aber lieber vergessen würde.

Jeder durchschnittlich umtriebige Großstadtsingle kennt diese gruseligen Begegnungen, die sich meist dann ereignen, wenn man gerade ungeschminkt an der Käsetheke im Supermarkt steht. Und seit Tinder ist alles noch viel schlimmer geworden! Alle sind ja heute immer so ein bisschen auf der Suche. Nach Liebe oder Sex oder beidem. Also vereinbart man Dates. Und wird in 99,9 Prozent der Fälle enttäuscht. Das ist Wahrscheinlichkeitsrechnung und liegt in der Natur der Sache. Also muss man weitersuchen.

Die Stadt wird zum Dorf

© Eiko Weishaupt

Henriette Hell: Love from Hell

Henriette Hell wurde 1985 geboren und arbeitet als Journalistin/Autorin in Hamburg und unterwegs auf ihren Reisen rund um den Globus. Ihr Buch "Achtung, ich komme! In 80 Orgasmen um die Welt" ist 2015 erschienen und wurde prompt zum Bestseller. 2017 folgte "Erst kommen, dann gehen – Die Sexbibel fürs 21. Jahrhundert". Henriette schreibt gerne, ehrlich und lässig über Sex, weil sie findet, dass das viel zu wenig Leute tun.

Die Folge? Selbst Metropolen wie Hamburg oder München muten irgendwann nahezu dorfartig an, wenn man fast jedes Mal beim Ausgehen jemanden trifft, den man entweder selbst fies abserviert oder der sich nach einem vielversprechenden Date nie wieder bei einem gemeldet hat. Und sofort hat man schlechte Laune. Oder wird paranoid. Wie meine Freundin Kaja. Bei ihr (die allerdings auch leidenschaftlich gerne tindert) geht es mittlerweile soweit, dass sie bestimmte Bars, Straßenzüge und neuerdings sogar ganze Bahnlinien ("Das ist der Arbeitsweg von dem Ar***, der mich mit seiner Mitbewohnerin betrogen hat") meidet.

Eine Lösung könnte sein, nur noch Männer zu daten, die in völlig entlegenen Vierteln leben. Aber wer hat schon die Zeit und Nerven dafür?!

No-Go-Areas

Noch schlimmer wird es, wenn gruselige Verehrer, Ex-Affären und Co. plötzlich völlig unerwartet im beruflichen Umfeld auftauchen. Letzte Woche aß meine Freundin Kaja beispielsweise in der Kantine ihrer Firma zu Mittag. Auf der Tageskarte standen "Grünkohl mit Kasseler". "Mmmhhh!", dachte sie sich, nahm freudig erregt einen der freien Tische ein, zog ihre Jacke aus und schaute sich um. Dann – der Schock! Drei Tische weiter saß ein Mann, dem sie vor einiger Zeit mal zaghafte Avancen gemacht hatte. Doch leider stellte sich heraus, dass er bisexuell sowie glücklich mit einem Mann liiert war.

Kaja ergriff schleunigst die Flucht, hungerte bis zum Feierabend und bringt sich seitdem ihr Mittagessen selbst mit. In Tupperdosen.

Wie lange hält München?

Wer Kaja kennt, weiß, dass es so nicht weitergehen konnte. Deshalb zieht sie jetzt nach München! Neuer Job, neue Stadt. Mal sehen wie lange sie es dort aushält. Ich tippe auf solide zwölf Monate. Spätestens dann dürfte für sie wohl auch die bayerische Landeshauptstadt verbrannte Erden in Sachen Männer sein. Aber es soll dort unten ja auch schöne Kloster geben. 

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